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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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für mich. »In unserem Reich gibt es keine Notwendigkeit für Worte. Du wirst im Laufe der Jahrhunderte natürlich einiges von unserer Sprache aufgeschnappt haben …« Ich ließ die Frage im Raum stehen. Er verzog das Gesicht.
    »Nicht viel. Ich könnte nicht hören … spüren …« Er hatte
Schwierigkeiten, es auf senmitisch zu sagen, wahrscheinlich aufgrund seiner Sturheit. »Ich war wie jeder andere Sterbliche, bevor Yeine mir das hier antat. Ich versuchte ein paar Mal, eure Sprache zu sprechen, starb einige Male und stellte meine Versuche dann ein.«
    »Es ist jetzt auch deine Sprache.« Ich beobachtete, wie Ahad das verdaute. Sein Ausdruck wurde undurchsichtig und leer. »Ich kann dir die Sprache beibringen, wenn du möchtest.«
    »In Schatten leben mehrere Dutzend Gottkinder«, antwortete er steif. »Falls und wenn ich es für nötig halte, kann ich von ihnen lernen.«
    Idiot, dachte ich, behielt es aber für mich. Stattdessen nickte ich, als ob ich dachte, dass vorsätzliche Ignoranz etwas Gutes wäre. »Du hast also noch ein größeres Problem.«
    Er sagte nichts und beobachtete mich. Das konnte er stundenlang tun, wie ich wusste. Während seiner Jahre in Elysium hatte er es gelernt. Ich hatte keine Ahnung, ob er wusste, was ich sagen würde, oder nicht.
    »Du kennst deine Natur nicht.« Deswegen hatte ich gewusst, dass ich ihn in unserem geistigen Wettbewerb schlagen oder ihn mir wenigstens vom Hals halten konnte. Seine Reaktion auf die Berührung durch meine Gedanken hatte es verraten: Ich hatte gesehen, wie sterbliche Neugeborene dasselbe taten, wenn man sie mit einer Fingerspitze streifte. Ein schnelles, erschrecktes Zusammenzucken, ein fackernder Blick, um festzustellen, was und wie und warum und wird es mir wehtun? Nur sich selbst kennenzulernen und seinen Platz in der Welt zu verstehen, machte die Berührung eines anderen alltäglich.
    Nach einer Weile nickte Ahad. Auch das war ein Vertrauensbeweis zwischen uns. Damals hätte er mir gegenüber nie so viel Schwäche eingestanden.
    Ich seufzte und stand auf. Leicht schwankend, während ich versuchte, wieder Fuß zu fassen, ging ich hinüber zu seinem Sessel.
Dieses Mal stand er nicht auf, doch er wurde bei meiner Annäherung spürbar angespannter, bis ich stehen blieb.
    »Ich werde dir kein Leid zufügen«, sagte ich und war über seine Sprunghaftigkeit erbost. Warum konnte er nicht einfach immer ein kaltherziger Bastard sein? Ich konnte ihn aus Mitleid nie wirklich hassen. »Die Arameri haben dich mehr verletzt, als ich es je getan habe.«
    Sehr, sehr leise antwortete er: »Du hast es zugelassen.«
    Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen, denn es stimmte. Also stand ich einfach da. Es würde niemals gelingen, wenn wir alte Wunden aufrissen. Er wusste das auch. Schließlich entspannte er sich, und ich näherte mich ihm.
    »Alle Götter müssen ganz alleine lernen, wer und was sie sind«, sagte ich. So sanft, wie ich konnte –  meine Hände waren noch von meinem Aufenthalt in der Gasse rau und schmutzig –, umschloss ich sein Gesicht und hielt es fest. »Nur du allein kannst die Bedeutung und die Grenzen deiner Existenz festlegen. Doch manchmal können diejenigen unter uns, die sich selbst bereits gefunden haben, den Neulingen einen Hinweis geben.«
    Diesen Hinweis hatte ich bereits während unseres kurzen metaphysischen Kampfes erhalten. Sein grimmiges, alles verschlingendes Verlangen. Wonach? Ich schaute in seine seltsam sterblichen Augen. Seltsam deswegen, weil er niemals wirklich sterblich gewesen war, doch das Einzige, was er kannte, war Sterblichkeit. Ich versuchte, ihn zu verstehen. Ich hätte dazu fähig sein müssen, denn ich war bei seiner Geburt dabei gewesen, ich hatte seine ersten Schritte beobachtet und seine ersten Worte gehört. Ich hatte ihn geliebt, auch wenn …
    Die Übelkeit schlug schneller zu als jemals zuvor, denn der Alkohol hatte mich bereits krank gemacht. Ich schafte es kaum, herumzuwirbeln und zusammenzubrechen, bevor ich würgte. Zwischen den einzelnen Wellen schrie ich und zappelte herum, weil meine Beine versuchten, zu zucken. Mein Rückgrat wollte sich
rückwärts durchbiegen, während ich versuchte, das Gift, das ich eingenommen hatte, wieder auszuwerfen. Doch dieses Gift war nicht physisch.
    »Immer noch ein Kind.« Ahad seufzte mir ins Ohr. Seine Stimme war ein leises Murmeln, das meine erstickten Schreie mit Leichtigkeit durchdrang. »Soll ich dich kleiner Bruder oder großer Bruder nennen? Ich nehme an,

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