Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Ihr Gesicht war immer noch tränenfeucht. Dekas Kehle arbeitete unter meinen Fingern. Ihm war die Gefahr endlich bewusst geworden. Er war aber klug genug, stillzuhalten. Einige Raubtiere werden durch Bewegung aufgestachelt.
    »Tu ihm nicht weh«, platzte es aus ihr heraus. »Bitte. Bitte, ich will nicht …«
    Ich zischte sie an. Sie schwieg und wurde blass. »Nicht betteln«, schnauzte ich. »Das ist deiner nicht würdig. Bist du eine Arameri oder nicht?«
    Sie schwieg weiter. Dann ging ein Ruck durch sie, und ich sah, wie langsam eine Veränderung in ihr vorging. Ihr Blick und ihr Wille verhärteten sich. Sie senkte das Messer und hielt es an ihrer Seite. Ich sah, wie sie den Griffester umklammerte.

    »Was gibst du mir«, fragte sie, »wenn ich wähle?«
    Ich starrte sie ungläubig an. Dann brach ich in schallendes Gelächter aus. »Braves Mädchen! Ein Handel für das Leben deines Bruders! Perfekt. Aber du scheinst vergessen zu haben, dass das nicht eine deiner Möglichkeiten ist, Shahar. Die Wahl ist einfach: dein Leben oder seins …«
    »Nein«, sagte sie. »Das ist nicht die Wahl, vor die du mich stellst. Du willst, dass ich wähle zwischen schlecht sein und ich selbst sein. Du versuchst, mich schlecht zu machen. Das ist nicht fair.«
    Ich erstarrte. Meine Finger um Dekartas Hals lockerten sich. Beim nicht fassbaren Namen des Mahlstroms! Ich spürte es jetzt, das unterschwellige Abnehmen meiner Macht, den öligen Brechreiz in meiner Magengrube. In allen Facetten der Existenz, die ich umfasste, wurde ich schwächer. Jetzt, da sie es erwähnt hatte, wurde es noch schlimmer, denn die Tatsache, dass sie verstanden hatte, was ich tat, vergrößerte den Schaden. Wissen war Macht.
     
    »Dämonenscheiße«, murmelte ich und zog eine bedauernde Grimasse. »Du hast recht. Ein Kind dazu zu zwingen, zwischen dem Tod und einem Mord zu wählen … Es ist der Unschuld nicht möglich, das unbeschadet zu überstehen.« Einen Moment dachte ich nach, dann schaute ich finster und schüttelte den Kopf. »Aber Unschuld hält niemals lange; besonders nicht bei Aramerikindern. Vielleicht erweise ich dir einen Gefallen, indem ich dich früh vor diese Wahl stelle.«
    Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Du tust mir keinen Gefallen, du betrügst. Entweder lasse ich Dekarta sterben, oder ich versuche, ihn zu retten und sterbe auch? Das ist nicht fair. Ich kann dieses Spiel nicht gewinnen, egal, was ich tue. Lass dir etwas einfallen, um das wiedergutzumachen.« Sie schaute ihren Bruder nicht an. Er war der Preis in diesem Spiel. Sie wusste das. Ich musste meine Meinung über ihre Intelligenz revidieren. »Also … ich will, dass du mir etwas gibst.«

    Deka stieß hervor: »Soll er mich doch töten, Shar, dann lebst du wenigstens …«
    »Halt den Mund!« Sie hatte ihn angefahren, bevor ich es konnte. Doch sie schloss währenddessen ihre Augen. Sie konnte ihn nicht ansehen und dabei kalt bleiben. Als sie mich wieder anschaute, war ihr Gesicht wieder hart. »Du musst Deka nicht töten, wenn ich … wenn ich das Messer nehme und gegen dich einsetze. Töte mich einfach. Das würde es auch fair machen. Er oder ich, wie du sagtest. Entweder er bleibt am Leben oder nicht.«
    Ich dachte darüber nach und fragte mich, ob es da einen Haken gab. Ich konnte nichts Unerwünschtes finden und nickte schließlich. »Also gut. Doch du musst dich entscheiden, Shahar. Steh daneben, während ich ihn töte, oder greif mich an und stirb selbst. Und was möchtest du von mir haben als Ausgleich für deine Unschuld?«
    An diesem Punkt zögerte sie unsicher.
    »Einen Wunsch«, sagte Dekarta.
    Ich blinzelte ihn an und war zu überrascht, ihn dafür zur Ordnung zu rufen, dass er gesprochen hatte. »Wie bitte?«
    Er schluckte, und sein Adamsapfel sprang unter meinen Händen auf und ab. »Du erfüllst uns einen Wunsch. Irgendetwas, das in deiner Macht liegt, für … für den Überlebenden von uns beiden.« Er atmete zitternd ein. »Als Ausgleich, dass du uns unsere Unschuld genommen hast.«
    Ich beugte mich nah zu ihm, damit ich in seine Augen starren konnte. Er schluckte erneut. »Wenn du es wagen solltest, dir zu wünschen, dass ich wieder ein Sklave eurer Familie werden soll …«
    »Nein, das würde er nicht tun«, beeilte Shahar sich zu sagen. »Du könntest mich immer noch töten … oder Deka … wenn dir der Wunsch missfällt. Einverstanden?«
    Das leuchtete ein. »Also gut«, sagte ich. »Die Abmachung steht. Jetzt entscheide dich,

Weitere Kostenlose Bücher