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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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ihre Hand vorsichtig in seine nahm. Sie sah ihn an, und er erwiderte den Blick. Bedingungslose Liebe: die größte Magie der Kindheit.
    Da dies sie wieder stärkte, wandte Shahar sich erneut an mich. »Warum hast du deine Meinung geändert?«
    Es gab keinen Grund. Ich war ein Geschöpf der Spontaneität. Doch … »Ich glaube, weil du für ihn sterben wolltest«, sagte ich. »Ich habe oft gesehen, dass Arameri sich geopfert haben, aber selten, weil sie eine Wahl hatten. Das hat mich fasziniert.«
    Sie runzelten beide die Stirn, weil sie es nicht verstanden. Ich zuckte mit den Schultern. Ich verstand es auch nicht.
    »Also schulde ich euch jetzt einen Wunsch«, sagte ich.
    Sie sahen sich erneut an. Ihre Gesichter spiegelten Verblüfung wider. Ich stöhnte. »Ihr habt keine Ahnung, was ihr euch wünschen sollt, oder?«
    »Nein«, sagte Shahar und senkte die Augen.
    »Komm nächstes Jahr auch wieder«, sagte Dekarta schnell. »Das ist genug Zeit, damit wir eine Entscheidung trefen können. Das kannst du doch, oder? Wir …«
    Er zögerte. »Wir werden auch wieder mit dir spielen. Aber keine Spiele wie dieses mehr.«
    Ich lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, die machen keinen
Spaß, nicht wahr? Also gut, ich komme in einem Jahr wieder. Ihr solltet dann aber wirklich vorbereitet sein.«
    Sie nickten. Ich entfernte mich, um meine Wunden zu lecken und meine Stärke wiederzuerlangen. Und um mich mit wachsender Überraschung zu fragen, worauf ich mich da eingelassen hatte.

2
    Rennen musst du unverzagt,
Sonst fang ich dich an einem Tag.
Spielen lass ich dich oder schrei’n,
Solang mein Vater hier darf sein.
Welcher denn? Ja, welcher denn?
Der da! Der da!
Renn, renn, renn.
     
    W ie immer, wenn ich Kummer hatte, suchte ich meinen Vater Nahadoth auf.
    Es war nicht schwierig, ihn zu finden. Mitten in der gewaltigen Weite des Götterreichs war er wie ein riesiger, treibender Sturm. Für diejenigen, die vor ihm standen, war er angsteinfößend, doch er hinterließ Läuterung. Ganz gleich, aus welcher Richtung man in die Ferne schaute, er war immer da und verstieß damit wie selbstverständlich gegen jegliche Logik. Beinahe ebenso aufällig waren die niederen Präsenzen, die in seiner Nähe trieben. Sie wurden angezogen von der schweren, dunklen Schönheit, obwohl sie von ihr möglicherweise zerstört wurden. Ich betrachtete meine Geschwister in all ihrer Vielfalt und glitzernden Schönheit, elontid und mnasat  … sogar einige der mir nahestehenden niwwah. Viele lagen mit dem Gesicht nach unten vor unserem dunklen Vater, andere streckten sich nach dem schwarzen Unlicht, aus dem sein Kern bestand. Ihre Seelen waren ofen für die füchtigsten
Tröpfchen seiner Anerkennung. Er hatte allerdings seine Lieblinge, und viele hatten Itempas gedient. Sie würden sehr lange warten müssen.
    Ich jedoch wurde vom Wind willkommen geheißen, als ich die äußeren Strömungen des Sturms durchquerte. Die Mauern, die seine Präsenz in Schichten errichtet hatte, bewegten sich alle in verschiedene Richtungen davon, um mich hineinzulassen. Ich fing die neidischen Blicke meiner weniger gut gelittenen Geschwister auf und starrte verächtlich zurück. Die Stärkeren unter ihnen starrte ich regelrecht nieder, bis sie sich abwandten. Feige, unnütze Kreaturen. Wo waren sie denn gewesen, als Naha sie brauchte? Sollten sie doch noch weitere zweitausend Jahre seine Vergebung erfehen.
    Als ich das letzte Zittern durchquerte, ertappte ich mich dabei, körperliche Form anzunehmen. Das war ein gutes Zeichen  –  wenn er schlechte Laune hatte, gab er jegliche Form auf und zwang seine Besucher, dasselbe zu tun. Es wurde sogar noch besser: Da war Licht. Über uns befand sich ein Nachthimmel, beherrscht von einem Dutzend blasser Monde, die verschiedenen Umlaufbahnen folgten. Sie waren zunehmend und abnehmend und wechselten die Farben von Rot über Gold bis Blau. Darunter lag eine kahle, trügerisch fache und ruhige Landschaft. Hier und da wurde sie unterbrochen von Baumumrissen und kurvigen Silhouetten, die zu schwach waren, um sie als Hügel zu bezeichnen. Meine Füße berührten den Boden, der aus winzigen, spiegelnden Kieseln bestand. Sie sprangen herum, knirschten und vibrierten wie hektische lebende Wesen. Dadurch sandten sie köstliche Schwingungen durch meine Fußsohlen. Die Bäume und Hügel bestanden ebenfalls aus diesen glitzernden Kieseln; soweit ich wusste auch der Himmel und die Monde. Nahadoth spielte gerne mit Erwartungen.
    Unter dem

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