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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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kühlen Kaleidoskop des Himmels formte sich wie zufällig mein Vater. Ich ging zu ihm und kniete nieder. Ich beobachtete
und bewunderte, wie seine Gestalt einige Formen durchlief und seine Extremitäten sich auf Weisen verdrehten, die nichts mit Eleganz zu tun hatten. Dennoch legte er einige Male versehentlich eine gewisse Eleganz an den Tag. Er reagierte nicht auf meine Anwesenheit, obwohl er natürlich wusste, dass ich dort war. Schließlich war er fertig und fiel –  absichtlich –  auf einen Thron in Form einer Couch, der vor meinen Augen Gestalt annahm. Zu diesem Zeitpunkt erhob ich mich, ging zu ihm hin und stellte mich neben ihn. Er sah mich nicht an. Sein Gesicht war den Monden zugewandt. Sein Kopf bewegte sich höchstens unmerklich als Reaktion auf die Farben am Himmel. Seine Augen waren geschlossen. Nur die dunklen, langen Wimpern blieben unverändert, als das Fleisch um sie herum sich verwandelte.
    »Mein Getreuer«, sagte er. Die Kiesel summten im tiefen Nachhall seiner Stimme. »Bist du gekommen, um mir Trost zu spenden?«
    Ich öfnete meinen Mund, um ja zu sagen –  dann zögerte ich erschreckt, als mir klar wurde, dass das nicht der Fall war. Nahadoth warf mir einen Blick zu, lachte leise, aber nicht ohne Grausamkeit, und erweiterte seine Couch. Er kannte mich zu gut. Beschämt kletterte ich neben ihn und kuschelte mich in seine Körperbeuge. Er tätschelte mein Haar und meinen Rücken, obwohl ich mich nicht in Katzenform befand. Dennoch tat die Liebkosung mir gut.
    »Ich hasse sie«, sagte ich. »Und auch wieder nicht.«
    »Weil du ebenso gut wie ich weißt, dass einige Dinge unvermeidlich sind.«
    Ich stöhnte und warf einen Arm in einer dramatischen Geste über meine Augen. Das führte allerdings nur dazu, dass sich das Bild in meiner Seele einbrannte: Yeine und Itempas, die sich gespannt gegenüberstanden und sich überrascht und entzückt anstarrten. Was würde als Nächstes kommen? Naha und Itempas? Alle drei, was seit der Zeit der Dämonen nicht mehr vorgekommen
war? Ich senkte meinen Arm, sah Nahadoth an und sah dieselbe nüchterne Überlegung auf seinem Gesicht. Unvermeidlich. Ich bleckte meine Zähne und ließ sie katzenscharf werden. Dann setzte ich mich auf und starrte ihn an.
    »Du willst diesen egoistischen, dickköpfigen Bastard! Nicht wahr?«
    »Ich habe ihn immer gewollt, Si’eh. Hass schließt Begehren nicht aus.«
    Er sprach von der Zeit vor Enefas Geburt, als er und Itempas von Feinden zu Liebenden geworden waren. Doch ich beschloss, seine Worte zeitgemäßer zu interpretieren, ließ Krallen zutage treten und grub sie in seine dahintreibende Ausdehnung.
    »Denk daran, was er dir angetan hat«, sagte ich. Dabei zog ich die Krallen ein und streckte sie wieder raus. Ich konnte ihm nicht wehtun –  selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun! –, aber das waren keine Worte, und es gibt viele Wege, Frustration mitzuteilen. »Uns angetan hat! Naha, ich weiß, du willst und musst dich ändern, aber nicht auf diese Art! Warum willst du zu dem zurückkehren, was früher gewesen ist?«
    »Welches Früher?« Verwirrt hielt ich inne. Er seufzte und rollte sich auf den Rücken. Dabei setzte er ein Gesicht auf, das seine eigene wortlose Botschaft aussandte: weiße Haut, schwarze Augen und emotionslos wie eine Maske. Die Maske, die er während unserer Gefangenschaft oft für die Arameri getragen hatte.
    »Die Vergangenheit ist fort«, sagte er. »Sterblichkeit hat mich dazu verleitet, an ihr festzuhalten, obwohl es wider meine Natur ist. Das hat mir geschadet. Um wieder ich selbst zu werden, muss ich sie ablehnen. Ich hatte Itempas zum Feind, das hat für mich keinen Reiz mehr. Und da gibt es eine nicht zu bestreitende Wahrheit, Si’eh: Wir haben außer uns niemanden, er und ich und Yeine.«
    Bei diesen Worten sackte ich auf ihm wie ein Häufchen Elend zusammen. Er hatte natürlich recht; ich hatte nicht das Recht, ihn
darum zu bitten, die Höllen der Einsamkeit erneut auszuhalten, die er in der Zeit vor Itempas durchlitten hatte. Das würde er auch nicht, denn er hatte Yeine, und ihre Liebe war mächtig und etwas ganz Besonderes –  doch das war auch seine Liebe zu Itempas einst gewesen. Als alle drei noch zusammen waren … Wie könnte ich, der solche Erfüllung nie erfahren hatte, ihm das übelnehmen?
    Er wäre nicht allein, füsterte eine leise, wütende Stimme in meinem geheimsten Herzen. Er hätte mich!
    Doch ich wusste nur zu gut, wie wenig ein Gottkind einem

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