Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Arameri. Ich sah, dass es sich nicht um ein Arme-Leute-Essen handelte, als ich eine Scheibe nahm: Die Wurst war süß, roch nach Zimt und hatte, wie es hier üblich war, eine hellgelbe Farbe. Die Literia mochte Remath Arameris Sohn dazu bringen, das Essen selbst zu servieren, doch es war seinem Rang durchaus angemessen. Er hatte auch eine Karafe mit Wein aufgetischt. Dieser war ebenfalls von guter Qualität, lieblich, aber kräftig.
    »Mutter schickte, kurz nachdem du Elysium verlassen hattest, einen Brief und erkundigte sich, wann ich gedenke, heimzukommen«, sagte Deka. Er setzte sich mir gegenüber in einen Sessel und nahm sich ebenfalls eine Scheibe Fleisch. Er schluckte und stieß ein kurzes, saures Lachen aus. »Ich schrieb ihr einen Brief zurück, in dem ich erklärte, dass ich hierbleiben werde, bis ich meine Forschungen abgeschlossen habe.«
    Angesichts dieser Dreistigkeit brach ich in schallendes Gelächter aus. »Du hast ihr also gesagt, du kommst dann nach Hause, wenn du es für richtig hältst? Und sie hat dich nicht gezwungen, nach Hause zu kommen?«
    »Nein.« Dekas Gesichtsausdruck wurde noch finsterer. »Aber sie veranlasste Shahar, mir zu schreiben und mir dieselbe Frage zu stellen.«
    »Und du hast was geantwortet?«
    »Nichts.«
    »Nichts?«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, schlug die Beine übereinander
und spielte mit dem Weinglas, das er in der Hand hielt. Diese Pose gefiel mir nicht an ihm, sie erinnerte mich zu sehr an Ahad. »Es gab keinen Grund. Es handelte sich um eine Warnung. In Shahars Brief stand: ›Soweit ich weiß, beträgt die normale Studienzeit in der Literia zehn Jahre. Du wirst doch sicherlich in der Lage sein, deine Forschungen in dieser Zeit abzuschließen?‹«
    »Ein Ultimatum.«
    Er nickte. »Zwei Jahre, in denen ich meine Angelegenheiten hier zu Ende bringen und nach Elysium zurückgehen soll –  oder Mutters Bereitschaft, mich wieder aufzunehmen, wird zweifellos enden.« Er spreizte die Finger. »Ich befinde mich jetzt im zehnten Jahr.«
    Ich dachte darüber nach, was er mir erzählt und gezeigt hatte. Die merkwürdige neue Magie, die er entwickelte, sein Schwur, zu Shahars Wafe zu werden. »Also wirst du zurückgehen.«
    »Ich gehe in einem Monat.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich werde wohl mitten im Sommer dort eintrefen.«
    »Zwei Monate Reisedauer?« Ich runzelte die Stirn. Die Literia war ein unabhängiges Gebiet mitten in dem verschlafenen Farmwirtschaftsland Wiru im südlichen Senm. Auf diese Weise würden nur wenige Bauern sterben, wenn Literia aus irgendeinem Grund in die Luft fog. Elysium war nicht so sehr weit entfernt. »Du bist ein Schreiber. Zeichne ein Torsiegel.«
    »Das muss ich nicht einmal. Literia hat ein dauerhaftes Tor, das man auf Elysium ausrichten kann. Doch auf diese Weise zu reisen wirkt so, als ob ich Angst vor einem Angrifhätte. Man muss den Familienstolz bedenken. Und was noch wichtiger ist: Ich werde mich nicht leise nach Elysium zurückstehlen wie ein ungezogener Hund, dem irgendwann wieder Zutritt zum Haus gewährt wird.« Er nippte an dem Weinglas. Über dem Rand wurde der Ausdruck in seinen Augen dunkler und kälter, als ich es je erwartet hätte. »Sollen Mutter und der Rest doch sehen, was sie erschafen haben, indem sie mich hierherschickten.
Wenn sie mir keine Liebe entgegenbringen, so ist Angst ein akzeptabler Ersatz.«
    Für einen Moment war ich sprachlos. Das war ganz und gar nicht der Deka, an den ich mich erinnerte. Allerdings war er auch kein Kind mehr –  und er war nie ein Narr gewesen. Er wusste genauso gut wie ich, was ihn in Elysium erwartete, wenn er zurückkehrte. Ich konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen, dass er sich in Vorbereitung darauf stählte. Dennoch trauerte ich ein wenig um den süßen Jungen, den ich zuerst kennengelernt hatte.
    Nun, immerhin war er nicht zu dem geworden, was ich befürchtet hatte: ein Monster, das nur den Tod verdiente.
    Noch nicht.
    Da ich schwieg, warf Deka mir einen Blick zu, der nur einen Moment zu lange dauerte. Spürte er mein Unbehagen? Wollte er, dass ich mich unbehaglich fühlte?
    »Also … was wirst du tun?«, fragte ich. Ich kämpfte gegen den Drang, zu stottern.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe Mutter darüber informiert, dass ich über Land reise, und ihr die Route geschildert. Das habe ich durch einen normalen Kurier überbringen lassen, mit den normalen Privatsiegeln versehen.«
    Ich pfiff mit einer Unbeschwertheit, die ich gar nicht empfand.

Weitere Kostenlose Bücher