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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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die silbernen Kringel meines Atems. Mir war zu kalt zum Weinen. Also versuchte ich, mich an ein Schlafied, das Nahadoth mir einmal vorgesungen hatte, zu erinnern, damit ich mich in den Schlaf singen konnte. Doch die Worte kamen nicht. Die Erinnerung war fort.
     
    Ich erwachte am Morgen und sah, dass Glee über mir stand. Auf ihrem Gesicht mischten sich Verwirrung und Verachtung. Doch sie bot mir ihre Hand, um mir vom Boden aufzuhelfen.
    Eine neue kleine Schwester. Und Ahad gehörte jetzt auch zu meinen Geschwistern. Ich schwor mir, zu versuchen, den beiden ein besserer Bruder zu sein.
     
    Dekartas Prozession wurde am späten Vormittag am Rande der Stadt gesichtet. Bei der Geschwindigkeit, mit der sie sich durch die Straßen wand und ausgerechnet durch Südwurzel kam –  Hymns Eltern würden sich eine goldene Nase verdienen –, würde sie die Allee der Adligen im Dämmerlicht erreichen.
    Ich fand den Zeitpunkt vielversprechend. Dann folgte ich Glee aus dem Gasthaus. Wir schlüpften in die Menge, um zu versuchen, Shahar und Dekarta für ein paar weitere kümmerliche Jahre am Leben zu erhalten.

15
    Soldaten marschieren,
eins, zwei, drei,
Katapulte feuern,
Feuer frei!
Pferde galoppieren,
Hopp hopp hopp,
Feinde kapitulieren,
Stopp stopp stopp!
     
    D ie Stufen des Salons waren für sich genommen schon beeindruckend: ausladend, aus weißem Marmor und mit Säulen gesäumt; in sanftem Schwung wanden sie sich um das Gebäude. Ganz ofenbar waren sie aber noch nicht beeindruckend genug für den Geschmack der Arameri, und so hatte man sie noch verschönert. Zwei zusätzliche riesige, freischwebende Treppen aus Tagstein, die sanft leuchteten und nur von einem Schreiber erbaut worden sein konnten, bogen sich um die Stufen des Salons zur Linken und Rechten wie Flügel im Flug. Sie waren großartig, sogar vor dem hochaufragenden Hintergrund des Baums, der jegliche Anstrengung der Sterblichen, erhaben sein zu wollen, zur Sinnlosigkeit verdammte. Um genau zu sein, schien es, als ob die Treppen aus dem Baum selbst entsprangen. Das deutete eine göttliche Verbindung für all diejenigen an, die sie hinabstiegen. Was wahrscheinlich auch der Sinn war.

    Ich konnte die Plattformen oben auf den Tagsteintreppen nicht erkennen. Es war allerdings nicht schwer zu erraten, dass die Schreiber beide mit Toren versehen hatten. Shahar, Remath und vielleicht ein paar andere der Zentralfamilie würden auf diese Weise eintrefen und dann die eigentliche Treppe des Salons hinuntersteigen. Auf geradezu widerliche Weise vorhersehbar, doch sie waren Itempaner, da konnte ich nichts Besseres erwarten.
    Ich seufzte und reckte auf meinem Aussichtspunkt –  einem Abfalleimerdeckel an der Ecke einer Sackgasse, ungefähr einen Block vom Salongebäude entfernt –  wieder einmal den Hals. Die Allee der Adligen war ein See aus den Köpfen von zahllosen Sterblichen. Tausende Menschen standen oder liefen dort herum, lachten und unterhielten sich. Sie strahlten freudige Erregung aus wie eine warme Sommerbrise. Die Straßenkünstler der Stadt hatten schamlos die Gelegenheit beim Schopf ergrifen und festliche Schleifenanstecker, tanzende Puppen mit den Gesichtern von Prominenten und kleine Vorrichtungen hergestellt, die, wenn man fest genug hineinblies, einige Blättchen blendendweißes Konfetti ausstießen. Die Luft war bereits mit den glitzernden Partikelchen erfüllt. Diese fingen hervorragend das gedämpfte Licht ein, das in Schatten als Tageslicht durchging. Erwachsene und Kinder liebten diese Dinger gleichermaßen. Ich zitterte hin und wieder, da die Freude, die sie an diesen Spielzeugen hatten, an dem rührten, was in mir noch von dem Gott übrig war.
    Bei all diesen Ablenkungen war es schwer, sich zu konzentrieren. Es juckte mir in den Fingern, mit einer dieser Puppen zu spielen. Es war so lange her, dass ich ein neues Spielzeug bekommen hatte. Doch ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Also beobachtete ich die Menge und hielt mich an einem Fallrohr fest, während ich mich mal hierhin und mal dorthin lehnte. Ich würde es wissen, wenn ich das, wonach ich suchte, fand. Es dauerte nur einfach seine Zeit.
    Dann, als ich gerade angefangen hatte, mir Sorgen zu machen,
erspähte ich meine Beute: einen Jungen, ungefähr neun oder zehn Jahre alt. Er bewegte sich an einer dichtgedrängten Gruppe Frauen mittleren Alters vorbei, die sowohl begeistert als auch entsetzt aussahen, weil sie sich in einer solchen Menschenmenge befanden. Er war Amn und trug

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