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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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gedankenbetäubendes Donnern, das von der Wand zerschmetterter Sterne widerhallte, die den Rest der Relativität einigermaßen vor Seiner Gefräßigkeit schützte. Ich fühlte, wie meine Form verging, da ich nicht in der Lage war, unter dem Ansturm von Bildern … Gedanken … Musik Gleichförmigkeit zu bewahren. Schnell ließ ich von meiner Gestalt ab. Fleisch war an diesem Ort eine Gefahr.
    »Naha …« Er hielt mich immer noch an sich gedrückt. Dennoch musste ich schreien, damit er mich hörte. »Was machen wir hier?«
    Nahadoth war zu etwas geworden, das dem Mahlstrom ähnelte:
brodelnd, roh, formlos. Er echote die tonlosen Lieder des Mahlstroms. Zunächst antwortete er nicht. Doch in diesem Zustand hatte er kein Zeitgefühl. Ich übte mich in Geduld. Irgendwann würde er sich an mich erinnern.
    Nach einer Weile sagte er: »Ich habe hier auch eine Veränderung gespürt.«
    Ich runzelte verwirrt die Stirn. »Was, im Mahlstrom?« Wie er überhaupt irgendetwas von diesem Morast verstehen konnte, entzog sich meiner Vorstellungskraft. In meinen jüngeren, dümmeren Tagen hatte ich es gewagt, in diesem Abgrund zu spielen. Ich hatte alles riskiert, um zu sehen, wie tief ich hineinspringen konnte –  wie nah ich der Quelle aller Dinge kommen konnte. Ich konnte tiefer hinein als all meine Geschwister, aber die Drei schaften es noch tiefer.
    »Ja«, sagte Nahadoth gedehnt. »Ich frage mich …«
    Er bewegte sich langsam nach unten in den Abgrund. Zunächst war ich zu verblüft, um zu protestieren. Dann aber begrifich, dass er mich mit hinein nahm. »Naha!« Ich zappelte, aber sein Grifwar wie aus Stahl und unnachgiebiger Schwerkraft. »Naha, verdammt, willst du, dass ich sterbe? Wenn ja, dann töte mich einfach!«
    Er verharrte. Ich schrie ihn weiter an, in der Hofnung, dass vernünftige Argumente irgendwie in seine merkwürdigen Gedanken vordrangen. Schließlich geschah das auch. Zu meiner großen Erleichterung begann er den Aufstieg.
    »Ich hätte dich beschützen können«, sagte er mit einem Anfug von Tadel in der Stimme.
    Ja, bis du dich in deinem Wahnsinn verlierst und vergisst, dass ich da bin. Aber ich war kein vollkommener Narr. Stattdessen sagte ich: »Warum hast du mich überhaupt dorthin mitgenommen?«
    »Es gibt eine Resonanz.«
    »Wie bitte?«
    Der Abgrund und das Donnern verschwanden. Ich blinzelte.
Wir standen im Reich der Sterblichen auf einem Ast des Weltenbaums und blickten auf den überirdischen weißen Glanz Elysiums. Natürlich war es Nacht. Es war Vollmond, und die Sterne hatten sich ein wenig weiterbewegt. Ein Jahr war vergangen. Es war die Nacht, bevor ich mich zum dritten Mal mit den Zwillingen trefen wollte.
    »Es gibt eine Resonanz«, wiederholte Nahadoth. Er war nur als dunkler Fleck vor der Rinde des Baums zu erkennen. »Du und der Mahlstrom. Die Zukunft oder die Vergangenheit. Ich kann nicht erkennen, was es ist.«
    Ich runzelte die Stirn. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ist das schon einmal geschehen?«
    »Nein.«
    »Naha …« Ich schluckte meine Frustration herunter. Er dachte nicht so wie niedere Wesen. Wenn man ihm folgen wollte, musste man sich in Spiralen und Sprüngen bewegen. »Wird sie mir Schaden zufügen? Ich glaube, das ist doch das Wichtigste.«
    Er zuckte mit den Schultern, als ob es ihm egal war, doch er hatte die Augenbrauen zusammengezogen. Er hatte wieder das Elysium-Gesicht aufgesetzt. So nah am Palast, wo wir beide so viele Höllen durchlebt hatten, gefiel es mir nicht allzu sehr.
    »Ich werde mit Yeine sprechen«, sagte er.
    Ich schob meine Hände in die Taschen, zog die Schultern hoch und trat gegen einen Moosfeck auf der Rinde unter meinen Füßen. »Und Itempas?«
    Zu meiner Erleichterung stieß Nahadoth ein trockenes, gemeines Lachen aus.
    »Unausweichlich ist nicht dasselbe wie unmittelbar, Si’eh –  und Liebe bedeutet nicht zwingend Vergebung.« Mit diesen Worten wandte er sich ab. Seine Schatten verschmolzen bereits mit denen des Baums und des Nachthorizonts. »Denk daran bei deinen Aramerilieblingen.«

    Dann war er verschwunden. Die Wolken über der Welt fatterten kurz, als er an ihnen vorbeizog. Dann stand die Wirklichkeit still.
    Über die Maßen bekümmert wurde ich zur Katze und kletterte an dem Ast entlang, bis ich einen Knoten von der Größe eines Gebäudes fand. Von dort zweigten einige kleinere Äste ab, die voll dreieckiger Blätter und silbriger Blumen waren. Dort rollte ich mich zusammen, umgeben von Yeines

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