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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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an. »Dir auch einen guten Morgen.«
    Sie sah so müde aus wie Deka. Ihre Kleidung war so unordentlich, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Dennoch war sie nach den
Maßstäben eines Durchschnittssterblichen immer noch ordentlich. Wenn allerdings die Tochter von Itempas Kleidung trug, die nicht zusammenpasste und ihre Bluse oben halb ofen stand, dann hätte sie genauso gut auch eine Bettlerin aus dem Dorf der Ahnen sein können. Sie hatte, als möglicherweise letztes Zugeständnis an ihre Erschöpfung, ihre wilde Haarmähne nur nachlässig zusammengefasst, anstatt sie mit dem ihr eigenen sorglosen Selbstvertrauen schön zu machen: Eine Fliege hielt sie in einem lockeren Knoten im Nacken zusammen. Das stand ihr nicht.
    »Du hättest nur Yeines Namen rufen müssen«, sagte sie knapp. »Es war Zwielicht. Sie hätte dich gehört. Sie und Naha wären gekommen und hätten sich um Ka’hel gekümmert. Damit wäre die Sache erledigt gewesen.«
    Ich zuckte zusammen, denn sie hatte recht. Das war etwas, das ein Sterblicher getan hätte. »Nun, wo zur Hölle warst du denn?« Das war eine schwache Retourkutsche. Ihr Versagen machte meins nicht besser.
    »Ich bin keine Göttin. Ich wusste nicht, dass man ihn angegriffen hatte.« Sie seufzte und hob eine Hand, um sich die Augen zu reiben. Ihre Frustration war so greif bar, dass die Luft bitter schmeckte. »Vater hat mich mit seiner Sphäre erst herbeigerufen, als Ka’hel schon längst fort war. Sein erster Gedanke, als er ins Leben zurückkehrte, warst du.«
    Als Kind hätte dieses Anzeichen ihrer Eifersucht bei mir für eine kleine, gemeine Befriedigung gesorgt. Doch mein Körper war jetzt älter. Ich konnte nicht länger kindisch sein und war einfach nur traurig.
    »Es tut mir leid«, sagte ich nach einer Weile. Sie nickte nur ausdruckslos.
    Ich fühlte mich jetzt stärker und nahm deshalb mehr von meiner Umwelt wahr. Wir befanden uns in dem Schlafzimmer einer Wohnung. Durch die Tür sah ich ein weiteres Zimmer. Es war noch heller erleuchtet; wahrscheinlich gab es dort Fenster. An
den Wänden oder auf dem Boden fanden sich keinerlei persönliche Gegenstände. Doch ich erhaschte einen Blick auf Kleider, die ordentlich in einem großen Schrank auf der anderen Seite des Zimmers hingen. Einige davon hatte Morad mir gegeben, bevor wir Elysium verließen. Scheinbar hatte Deka den Dienern gesagt, dass ich bei ihm wohnte.
    Ich schlug die Decken zurück und stand langsam und vorsichtig auf, weil meine Knie schmerzten. Ich war nackt, was bedauerlich war, da ich auf einer erstaunlichen Vielfalt von Körperteilen Haarwuchs entwickelt hatte. Ich beschloss, dass Glee das eben aushalten musste, und machte mich auf den Weg zu dem Schrank, um mich anzuziehen.
    »Hat Deka dir erklärt, was geschehen ist?« Glee hatte ihre Fassung wiedergewonnen und klang wie gehabt lebhaft und geschäftsmäßig.
    »Außer der Tatsache, dass ich einen Riesensalto in Richtung Tod gemacht habe? Nein.« Meine gesamte Kleidung war für einen jüngeren Mann angefertigt worden. Sie würde jetzt lächerlich an mir aussehen. Ich seufzte und zog das Langweiligste, das ich finden konnte, heraus. Dann wünschte ich mir ein Paar Schuhe, die die Schmerzen in meinen Knien linderten.
    Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich eine Bewegung. Ich drehte mich um, erschrak und sah ein Paar Schuhe, das auf dem Boden stand. Beide waren aus gutem, festem Leder, das bis zu den Knöcheln reichte. Ich hob einen Schuh auf und bemerkte ein dickes Polster in der Sohle.
    Ich drehte mich zu Glee um und hielt den Schuh als wortlose Frage hoch.
    »Echo«, sagte sie. »Die Wände des Palastes hören zu.«
    »Ich … verstehe.« Das tat ich ganz und gar nicht.
    Flüchtig sah sie belustigt aus. »Bitte um etwas oder denk einfach mit genug Sehnsucht daran, und es wird erscheinen. Der Palast scheint sich auch selbst zu reinigen und Möbel und Dekorationen
neu anzuordnen. Niemand weiß genau, warum. Ein Überbleibsel der Macht der Lady vielleicht, oder eine Eigenschaft, die dauerhaft eingebaut wurde.« Sie hielt inne. »Wenn es dauerhaft ist, wird man von jetzt an wenig Bedarf an Dienern haben.«
    Und wenig Bedarf an althergebrachten Unterscheidungen zwischen hohem und niedrigem Geblüt der Aramerifamilienmitglieder. Ich lächelte auf den Schuh hinunter. Das sah Yeine so ähnlich.
    »Wo ist Deka?«, fragte ich.
    »Er ist heute Morgen fortgegangen. Shahar hat ihn seit Ka’hels Angrifbeschäftigt. Er und die Schreiber haben viele verschiedene magische

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