Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
konnte sie es sich nicht leisten, noch mehr davon zu verlieren.
    Da der Diener schon einmal im Audienzzimmer gewesen war, überließ ich es ihm, die Magie zu befehligen. Wir tauchten an einem Ort mit kühlem, fackerndem Licht auf. Echo war durchsichtiger als Elysium und warf deshalb mehr Farben aus der Umgebung zurück. Dieses Farbspiel ließ mich sofort darauf schließen, dass wir uns irgendwo unterhalb der Wasserlinie im Palast befanden. Das bestätigte sich, als wir an einer Fensterreihe vorbeigingen. Ich sah eine unendliche Weite aus schimmerndem Blau. Darin tanzten Schatten. Ein neugieriger Fisch schwamm vorbei. Ich grinste und war begeistert von Shahars Klugheit. Nicht nur würden ihre Audienzen unter Wasser sicherer sein als im Rest des Palastes, sondern die wenigen Besucher, die die Erlaubnis erhielten, ihr persönlich gegenüberzutreten, würden durch die fremdartige Schönheit, die sie durch das Fischauge erblickten, sofort in Ehrfurcht erstarren. In dieser Wahl lag auch eine gewisse Symbolkraft, da die Arameri jetzt der Lady des Gleichgewichts dienten. Shahars Sicherheit hing von der Stärke der Wände und Fenster ab und davon, ob diese ein Gegengewicht zu dem Wasser aufrechterhalten konnten. Es war perfekt.
    Obwohl ich ein Gott bin, blieb ich stehen, als wir das Audienzzimmer betraten, und blickte ehrfürchtig um mich.
    Der Raum war klein, wie es einem Ort, den nie viele Menschen betreten würden, geziemte. Echo brauchte die Tricks nicht, die Elysium angewandt hatte, um Besucher einzuschüchtern und zu beeindrucken. Hier gab es keine gewölbten Zimmerdecken oder Proportionen, die dafür sorgten, dass Bittsteller sich vor dem großen Steinthron unwichtig vorkamen. Dieser Raum war so wie Echo geformt: eine abwärts laufende Spirale mit kleinen Nischen, die den tiefiegenden Mittelpunkt umgaben. In den Nischen erspähte
ich einige der Soldaten, die mit uns gekommen waren. Sie standen dort Wache. Dann bemerkte ich schemenhafte Gestalten zwischen ihnen, die sich duckten und regungslos verharrten: die nie fassbaren Assassinen der Arameri.
    Das war eine schlechte Wahl, wie ich fand. Sie machten es viel zu ofensichtlich, dass Shahar das Bedürfnis hatte, sich vor ihrer eigenen Familie schützen zu lassen.
    Als ich auf hörte zu grübeln, bemerkte ich, dass Deka mir vorausgeeilt war. Er kniete vor dem tiefsten Punkt des Raums und sah nicht auf, obwohl er mich wahrscheinlich gehört hatte. Ich blieb neben ihm stehen und kniete demonstrativ nicht nieder. Der Sitz, vor dem wir standen, war beinahe bescheiden: nur ein großer, gebogener Hocker mit einem Kissen und einer niedrigen Lehne. Dennoch war der Raum so gebaut, dass aller Augen auf ihn gerichtet waren. Außerdem traf sich dort das fackernde Ozeanlicht, das durch die Fenster des Raums fiel, in überlappenden Wellen. Wenn Shahar auf dem Hocker gesessen hätte, wäre sie wohl außerirdisch erschienen, vor allem, wenn sie sich nicht bewegte. Wie eine Göttin höchstpersönlich.
    Stattdessen stand sie an einem der Fenster des Raums. Ihre Hände lagen hinter ihrem Rücken. In dem kühlen Licht war sie beinahe unaufällig. Die Falten ihres blassen Gewands verloren sich in dem fimmernden Blau. Ihre Regungslosigkeit beunruhigte mich. Andererseits, was an dieser kleinen Szene beunruhigte mich nicht? Ich hatte Jahrhunderte in Räumen wie diesem verbracht und den Anführern der Arameri gegenübergestanden. Ich erkannte Gefahr, wenn ich sie spürte.
    Der Diener kniete sich hin und murmelte etwas zu Shahar. Sie nickte und erhob dann ihre Stimme. »Wachen. Lasst uns allein.«
    Ohne zu zögern, gingen sie hinaus. Die Assassinen schlüpften durch kleine Türen in den Nischen, die auch der Diener auf Shahars wortlosen Befehl hin nutzte, um sich zu entfernen. Sie, ich und Dekarta waren allein. Deka stand auf und warf mir einen
Blick zu. Sein Gesicht war undurchdringlich. Ich nickte ihm zu, steckte dann meine Hände in die Taschen und wartete. Wir hatten Shahar seit dem Moment in dem Tempel, als sie Zeuge unserer gegenseitigen Inanspruchnahme war, nicht mehr gesehen. Jetzt würden wir herausfinden, was sie davon hielt.
    »Mutter hat den Zeitplan schon wieder verkürzt«, sagte Shahar, ohne sich uns zuzuwenden. »Ich habe sie darum gebeten, das noch einmal zu überdenken oder zumindest weitere Hilfe zu schicken. Sie hat Letzterem zugestimmt. Ihr werdet bis morgen Nachmittag zehn Schreiber aus Elysium bekommen.«
    »Das wird mehr Schaden als Nutzen bringen«, sagte Deka und schaute

Weitere Kostenlose Bücher