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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Wissen war frei, der Schaden angerichtet.
    »Spiegel«, füsterte ich heiser.
    In meiner Nähe erschien einer, mannshoch auf einem drehbaren Holzstand mit Rädern. Ich hatte keine Ahnung, wer ihn herbeibeschworen hatte. Doch als Deka aufstand und ihn in meine Richtung neigte, vergaß ich das Geheimnis des Spiegels. Ich starrte mich für eine lange, lange Zeit an.
    »Es hätte noch viel schlimmer sein können«, sagte Deka. Ich saß immer noch da. »Wir, also die Schreiber, wussten nicht – nachdem unsere Warnskripte uns zu dir geführt hatten –, was dir fehlte. Dann erwachte Lord Itempas zu neuem Leben und sagte uns, was zu tun war. Ich war in der Lage, ein Gegenskript zu schafen, das gemeinsam mit einer Schleifenunterbrechung …« Er brach ab. Ich hörte ohnehin nicht zu. Es hatte funktioniert. Das war alles, was zählte. »Wir haben die Altersbeschleunigung
gestoppt. Dann haben wir wiederhergestellt, was wir konnten. Deine Rippen, drei waren gebrochen. Dein Brustbein war angeknackst, eine Lunge punktiert. An deinem Herz fanden sich Blutergüsse, dann noch eine ausgekugelte Schulter …«
    Er brach wieder ab, als ich meine Hand ausstreckte, um den Spiegel zu berühren.
    Mein Gesicht war immer noch gutaussehend, wenn auch nicht länger jungenhaft hübsch. Doch damit hatte ich nichts zu tun. Mein Körper wuchs jetzt so, wie er wollte. Ich hätte auch pummelig und glatzköpfig enden können. Stattdessen war ich hauptsächlich an den Schläfen grau geworden. Aber auch durch den Rest meines Haares zogen sich graue Fäden. Mein Haar war wieder lang, lag auf den Laken hinter mir und war verknotet. Die Form meines Gesichts war nicht viel anders, nur weicher. Was das anging, alterten Temaner gut. Die Textur meiner Haut war allerdings dicker, trockener und verwittert, obwohl sie nur selten draußen gewesen war. Um meinen Mund herum gab es tiefe Linien; in meinen Augenwinkeln waren sie feiner. Ich war wirklich ergraut. Zum Glück hatte mich jemand rasiert. Wenn ich meinen Mund hielt und mich richtig anzog, ging ich vielleicht als »distinguiert« durch.
    Ich wollte meine Hand senken, doch es war anstrengend, sie zu bewegen. Langsamere Refexe, weichere Muskeln. Ich war wieder spindeldürr. Es war allerdings nicht so schlimm wie nach der letzten Sterblichwerdung. Der Nahrungsschlauch hatte mich bei Gesundheit gehalten, doch mein Fleisch war auf jeden Fall schwächer und weniger widerstandsfähig.
    »Jetzt bin ich zu alt für dich«, sagte ich sehr leise.
    Deka schob den Spiegel zur Seite und sagte nichts. Dieses Schweigen tat weh, denn ich fasste es so auf, als ob er mir zustimmte. Nicht, dass ich ihm daraus einen Vorwurf machte. Doch dann legte Deka sich neben mich und zog mich an sich. Er legte einen Arm über meine Brust. »Du musst dich ausruhen.«

    Ich schloss meine Augen und versuchte, mich von ihm abzuwenden, doch er ließ es nicht zu. Für einen Kampf war ich zu müde. Ich konnte lediglich mein Gesicht abwenden.
    »Bist du jetzt nicht auch zu alt zum Schmollen?«
    Ich ignorierte ihn und schmollte trotzdem. Es war nicht fair. Ich hätte ihn doch so gerne für mich gehabt.
    Deka seufzte und stupste mit der Nase gegen meinen Nacken. »Ich bin zu müde, um mit dir vernünftig zu reden, Si’eh. Hör auf, so dumm zu sein, und schlaf. Es geschieht vieles im Moment, und ich könnte deine Hilfe brauchen.«
    Er war der Starke –  jung und großartig, mit einer glänzenden Zukunft vor sich. Ich war nichts. Nur ein gefallener Gott und ein furchtbarer Vater. Allein der Gedanke schmerzte und jagte Qualen durch meinen Körper wie Kopfschmerzen mit gezackten Zähnen. Ich biss mir auf die Lippe und konzentrierte mich stattdessen auf Einsamkeit und Selbstmitleid. Das war besser.
    Doch ich war immer noch müde. Dekas Arm, der auf meiner Brust lag, gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Obwohl das eine Illusion und dem Untergang geweiht war wie alles Sterbliche, beschloss ich, mich daran zu erfreuen, solange ich noch konnte, und schlief wieder ein.
     
    Als ich erneut erwachte, war es Morgen. Sonnenlicht fiel durch die Wände. Das Schlafzimmer war in weiße und grüne Schatten getaucht. Deka war nicht länger neben mir. Glee befand sich stattdessen im Raum. Sie saß neben dem Bett in einem großen Sessel.
    »Ich wusste, es war ein Fehler, dir zu vertrauen«, sagte sie.
    Ich fühlte mich stärker, und wenigstens war mein Temperament nicht mit dem Alter verweichlicht. Ich setzte mich knackend und steif auf und starrte sie wütend

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