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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Lebhaftigkeit in ihrem Gesichtsausdruck zu sehen. »Die Familie und die Welt gehören jetzt dir, Shahar. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du beiden gerecht werden wirst.«
    Das Bild verschwand. Schweigen senkte sich herab.
    »Nein«, füsterte Shahar. Ihre Fingerknöchel waren da, wo ihre Hände den Stuhl umklammerten, weiß. »Nein.«
    Deka gab als Erster klein bei und ging zu seiner Schwester hinüber. »Shahar …«
    Sie fuhr mit einem wilden Blick in ihren Augen zu ihm herum. Mein erster Gedanke war: Jetzt ist sie wahnsinnig geworden.
    Mein zweiter Gedanke, als sie erst Dekas und dann meine Hand nahm und ich ihre Absicht in der Sekunde durchschaute, als die Magie wie ein Leuchtbogen, der die Geburt eines neuen Sterns ankündigte, durch mich hindurchfoss …
    … war, Dämonenscheiße, nicht schon wieder.
     
    Wir wurden Wir.
    Als eins streckten Wir Unsere Hand aus, unsichtbar und dennoch endlos. Dann hoben Wir das hüpfende, einsame Staubkorn auf, das Echo war. Und es war als eins, dass Wir dieses Staubkorn nach Westen schickten und es so schnell über die Welt schleuderten, dass es alle Insassen hätte töten müssen. Doch ein Teil von Uns – Deka – war klug genug zu wissen, dass derartige Geschwindigkeit tödlich für Sterbliche war. Er formte die Kräfte
der Bewegung um das Staubkorn herum entsprechend. Ein anderer Teil von Uns – ich – war bewandert in Magie. Dieser Teil raunte den Kräften Beruhigendes zu, damit sie besänftigt waren. Anderenfalls hätte sie sich vehement gegen derartige Misshandlungen gewehrt. Doch es war der Wille –  Shahar, Shahar, o meine großartige Shahar –, der uns vorantrieb. Ihre Seele war allein auf einen Zweck ausgerichtet.
    Mutter.
    Wir alle dachten dies, sogar ich, der Remath hasste, und sogar Deka, dessen Gefühle ihr gegenüber ein in jeglicher sterblichen Sprache unaussprechlicher Morast war. Die Erste Sprache konnte es allerdings: Mahlstrom. Für jeden von Uns bedeutete Mutter etwas anderes. Für mich war es eine weiche Brust, kalte Finger, die Stimme eines Gottes mit zwei Gesichtern –  Naha, Yeine –, die liebevolle Worte füsterte. Für Shahar waren es Angst und Hofnung, kalte Augen, die sich füchtig mit Zustimmung erwärmten, eine einzelne Umarmung, die für den Rest des Lebens in ihrer Seele widerhallte. Für Deka … ah, mein Deka. Für Deka hieß Mutter Shahar. Ein wildes kleines Mädchen, das zwischen ihm und der Welt stand. Es bedeutete ein kindliches Gottkind mit alten, müden Augen, das sich dennoch die Mühe gemacht hatte, ihn anzulächeln, über sein Haar zu streichen und ihm zu helfen, stark zu sein.
    Dafür behielten Wir die Kontrolle.
    Der Palast wurde langsamer, als Wir uns Elysium-in-Schatten näherten. Wir sahen alles überall durch den Sucher unseres Interesses. Auf dem Boden direkt außerhalb der Stadt: eine kleine Streitmacht Krieger, Nordmenschen aus vielen Nationen. Usein Darr befand sich darunter. Sie saß auf dem Rücken eines kleinen, wendigen Pferds und beobachtete die Stadt durch eine lange Linsenvorrichtung, die die Ferne näher heranzuholen schien. Wie eine Nautilusspirale drehten Wir uns nach innen und sahen die geistig gesunden Bewohner der Stadt bei der Evakuation. Der
Verkehr staute sich an jeder größeren Straße. Weiter drinnen: ein toter Maskierter. Neben seinem Körper hockte allein und weinend eine Frau. Mutter. Hinein. Gottkinder in den Straßen halfen ihren Auserwählten, halfen jedem, der darum bat, taten, was sie konnten, und taten doch nicht genug. Wir waren schon immer besser darin zu zerstören als zu beschützen. Weiter hinein. Jetzt Maskierte, die, deren Körper alt oder kränklich gewesen waren. Sie stolperten ihren kräftigeren Kameraden hinterher und humpelten auf den Baum zu. Hinein, hinein. Hier waren tote Soldaten in dem mit Siegeln versehenen Weiß der Hunderttausend Legionen. Sie lagen verstreut auf den Salontreppen, lagen ausgeweidet auf den Promenadensteinen, hingen aus den Fenstern nahegelegener Gebäude. Einer von ihnen hatte immer noch die Armbrust in Händen, obwohl er keinen Kopf mehr hatte. Hinein.
    Der Weltenbaum.
    Sein Stamm war mit winzigen, krabbelnden Milben verseucht, die einst denkende Sterbliche gewesen waren. Die Maskierten kletterten mit einer Stärke, die sterbliches Fleisch nicht besitzen konnte, hinauf. Tatsächlich schaften einige von ihnen es nicht. Wir sahen, wie sie fielen. Die Magie verbrannte ihre Körper. Doch noch mehr von ihnen hingen sicher an der dicken,

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