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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Eingang erschien. Shahar.
    Ich folgte ihm langsam und nickte den Dienern aus Gewohnheit zu, was sie zu erschrecken schien. Am Fuße der breiten Treppe blieb ich stehen. Shahar trug einen einfachen Morgenmantel aus weißem, plüschigem Fell und einen abweisenden Gesichtsausdruck, der mich dazu veranlasste, mich aus alter Gewohnheit kleinlaut zu ducken.
    »Bin aufgewacht und sah, dass du fort warst«, sagte sie, »und da ich jetzt danach beurteilt werde, wie gut ich deinen Ansprüchen genüge …« Oh, großartig, in ihren Worten lag nur ein Hauch von Giftigkeit, sie war sehr gut, »… war es unerlässlich, dass ich dich finde, bevor ich mich meinen anderen, vielfältigen Pfichten widme. Ich war allerdings ratlos, bis ich von diesem Vorfall hörte. Allerdings wusste ich, dass du dort sein würdest, wo es Ärger gibt.«
    Ich warf ihr mein gewinnendstes Lächeln zu, worauf ihr Blick noch kälter wurde. Vielleicht war ich inzwischen zu alt, damit das noch wirkte. »Du hättest mich einfach rufen können«, sagte ich. »So, wie du es vor zwei Nächten getan hast.«

    Sie blinzelte. Sie war so leicht von ihrem Ärger abzulenken, dass ich wusste, sie war nicht wirklich aufgebracht. »Glaubst du, das würde funktionieren?«
    Ich zuckte mit den Schultern, obwohl mir weit weniger lässig zumute war, als ich sie sehen ließ. »Wir müssen es irgendwann einmal ausprobieren, denke ich.«
    »Ja.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Doch dann fiel ihr Blick auf die Diener, die jetzt emsig den verschmutzten Bereich um das Lotrechte Tor herum attackierten. Einer von ihnen säuberte sogar das Tor selbst. Er war allerdings sehr vorsichtig, benutzte eine klare Lösung und unternahm jede Anstrengung, nicht auf eine der schwarzen Fliesen zu treten.
    »Du hast sie gekannt?«, fragte ich. Ich sprach leise, falls sie ihnen nahegestanden hatte.
    »Natürlich«, sagte sie. »Sie waren beide keine Bedrohung für mich.« Das kam in dieser Familie geradezu einer Freundschaftserklärung gleich. »Sie haben sich um unsere Versandangelegenheiten in Hochnord und auf den Inseln gekümmert. Sie waren kompetent. Vernünftig. Bruder und Schwester wie …« Deka und ich hatte sie wohl sagen wollen. »Ein großer Verlust für die Familie. Mal wieder.«
    Plötzlich wurde mir wegen ihrer Ausdruckslosigkeit klar, dass die Art, wie die beiden zu Tode gekommen waren, Shahar nicht überraschte. Ihre Wortwahl war ein weiterer Hinweis, ebenso wie Wraths Warnung.
    »Ich habe Hunger«, sagte ich. »Bring mich irgendwohin, wo es etwas zu essen gibt, und iss mit mir gemeinsam.«
    Wütend schaute sie mich an. »Ist das ein Befehl?«
    Ich rollte mit den Augen. »Ich werde dich nicht zwingen, dem Folge zu leisten, also nein.«
    »Es gibt viele Arten von Zwang«, sagte sie. Ihr Blick war steinhart. »Wenn du meiner Mutter erzählst …«
    Ich stöhnte verzweifelt. »Ich bin keine Petze! Ich habe nur Hunger!
« Ich trat näher an sie heran. »Und ich möchte über das hier irgendwo in Ruhe sprechen.«
    Sie blinzelte. Dann wurde sie rot. Das war auch richtig so, denn sie hätte meine Anspielungen verstehen müssen. Nun, sie hätte es wohl, wäre ihr Stolz ihr nicht im Weg gewesen. »Ah.« Sie zögerte und sah sich dann auf dem Vorhof um, als ob dieser voller Augen wäre. Normalerweise war er das auch auf die eine oder andere Weise. »Sei in einer halben Stunde an der Kuppel der Bücherei. Ich werde Essen mitbringen.« Mit diesen Worten wandte sie sich in einem Wirbel aus Fell und Weiß ab. Ihre Schuhe klackten entschlossen auf dem Tagstein, während sie davonmarschierte.
    Ich beobachtete amüsiert, wie sie fortging, bis ich merkte, dass mein Blick auf den leichten Kurven ihrer Hüften verweilte, die wegen ihres steifen, hochmütigen Gangs leicht hin und her schwangen. Das verunsicherte mich so sehr, dass ich stolperte, während ich die Stufen hinunterging. Obwohl nur Diener in der Nähe waren, die mich sehen konnten –  und diese schauten mich gefissentlich nicht an, wahrscheinlich deshalb, weil Morad es so befohlen hatte –, strafte ich mich schnell und schlüpfte zur Tarnung in den Garten. Ich gab vor, mir die langweiligen Bäume und Blumen mit großer Faszination anzusehen. In Wahrheit allerdings zitterte ich.
    Daran war nichts zu ändern. Shevir hatte mein Alter auf sechzehn geschätzt. Ich wusste sehr gut, was dieses Alter für sterbliche Jungs bedeutete. Wie lange würde es dauern, bevor ich mich zu einem verschwitzten Knoten zusammenrollte und mich selbst

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