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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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der Mann entweder einen mächtigen Schutzherren hatte –  nicht seine Eltern, denn sonst wäre er nicht von niederem Geblüt –, oder er war ausgesprochen fähig. Ich hofte auf das Letztere.
    »Ich muss zugeben, dass ich den Sterblichen, wenn sie erst gestorben sind, wenig Aufmerksamkeit widme«, sagte ich und sprach leise. »Leichen machen keinen Spaß. Doch ich hatte den Eindruck, dass es normalerweise mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre dauert, bis sie diesen Zustand erreichen.«
    »Normalerweise schon«, sagte er knapp.
    »Was hat es dann verursacht?«
    Seine Kiefer mahlten. »Bitte verzeiht, Sir, aber ich habe Befehl, diese Sache nicht öfentlich zu machen. Es handelt sich um eine Familien angelegenheit.« Das hieß, dass Remath ihn zum Schweigen verdonnert hatte. Ich müsste ihn schon kopfüber vom Pier baumeln lassen, damit er redete. Vielleicht würde nicht einmal das helfen; er wirkte recht störrisch.
    Ich rollte mit den Augen. »Ihr wisst so gut wie ich, dass alleine Magie etwas derart Entsetzliches hervorrufen kann. Die Aktivierung eines Schreibers schlug fehl, oder vielleicht haben sie eins meiner Geschwister verärgert …« Doch das bezweifelte ich. Jedes Gottkind war zu so etwas fähig, sogar diejenigen mit sanften Naturen  –  allerdings konnte ich mir kein Gottkind vorstellen, das so etwas wirklich tun würde. Wir töteten, aber wir schändeten nicht. Wir respektierten den Tod. Alles andere wäre eine Beleidigung gegenüber Enefa gewesen und wahrscheinlich auch gegenüber Yeine.
    »Ich kann nichts sagen, Sir.«
    Störrisch, in der Tat. »Warum habt Ihr gesagt, dass es gefährlich ist?«
    Zu meiner Überraschung sah er mich durchdringend an. Nicht
verärgert, obwohl ich ihm auf die Nerven ging und das auch wusste. Er hatte äußerst bemerkenswerte graue Augen. Das gab es nur selten in Elysium; bei den Maroneh war es so gut wie unbekannt. Doch seine braune Hautfarbe ließ darauf schließen, dass er diesem Volk angehörte. Möglicherweise war er zum Teil Amn, falls er ein Arameri war.
    »Wie Ihr bereits sagtet, mein Lord.« Er sprach leise, aber mit Nachdruck. »Allein Magie könnte so etwas anrichten. Diese Magie wirkt bei Berührung.«
    Er hob sein Kinn und zeigte damit auf die Gesichter der Leichen, die immer noch sichtbar waren, weil die Soldaten damit beschäftigt waren, die Gliedmaßen einzuwickeln. Ich schaute genauer hin, und da wurde mir klar, dass das, was ich für weitere Verwesung gehalten hatte, etwas anderes war. Die Schwärze ihrer Gesichter war kein Verfall, sondern sie waren verkohlt. Eigentlich waren es gar keine Gesichter: Jeder der toten Sterblichen trug eine Art Maske, die seine Gesichtszüge verdeckte. Die Masken waren so sehr verbrannt, dass sie mit dem Fleisch verschmolzen waren. Nur die Augen und die Kontur des Kiefers waren von den wirklichen Gesichtern geblieben.
    Dann waren die Soldaten fertig damit, das Bündel zu schnüren. Sechs von ihnen gingen los und trugen die Leichen langsam davon. Als sie den Palasteingang erreichten, bemerkte ich, dass eine Phalanx Bedienstete heraustrat. Sie trugen Reinigungswerkzeuge und Räuchergefäße und würden den Vorhof schnellstens von diesem Makel reinigen, damit kein Hochblut von dem Entsetzlichen, das hier gelegen hatte, erfuhr.
    »Ich muss der Lady Arameri Bericht erstatten«, sagte der Hauptmann und wandte sich ab.
    »Wie heißt Ihr?«, fragte ich.
    Der Hauptmann zögerte und sah argwöhnisch aus. Ich nahm an, dass er etwas über meinen Ruf gehört hatte. Ich grinste.
    »Keine Liedchen, versprochen«, sagte ich. »Keine Spielchen
oder Tricks. Ihr habt nichts getan, um mich zu beleidigen, also habt Ihr nichts zu befürchten.«
    Sofort entspannte er sich. »Wrath Arameri.«
    Mit so einem Namen musste er ein Maroneh sein. »Nun, Hauptmann Wrath, da Ihr der Lady erzählen werdet, dass ich hier aufgetaucht bin, könnt Ihr ihr auch sagen, dass ich gerne dabei helfen werde, die Ursache für … das hier herauszufinden.« Ich zeigte vage auf die Stelle, wo die Leichen gelegen hatten.
    Erneut runzelte er die Stirn. »Warum?«
    »Langeweile.« Ich zuckte mit den Schultern. »Die Neugier ist der Katze Tod. Ich bin jetzt zu alt, um mit Spielzeugen zu spielen.«
    Verwirrung huschte kurz über sein Gesicht, doch dann nickte er. »Ich werde Eure Botschaft ausrichten, Sir.« Er drehte sich auf dem Absatz herum und ging zum Palast. Auf der Treppe blieb er stehen und verbeugte sich vor einer dünnen, weißgekleideten Gestalt, die im

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