Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Weltenbaums sehen, der sich wild über Meilen erstreckte und eine Million grüner Blätter gegen den Himmel reckte. Kurue hatte den Baum natürlich nicht mit eingeplant, aber es sprach für ihre Fähigkeiten, dass es so aussah, als ob das der Fall gewesen war. Diejenigen, die es wagten, gen Süden zu schauen, sahen nichts. Da war nur der einsame Pier, ein ungehinderter Blick auf die Landschaft und der weit, weit entfernte Horizont.

    Jetzt war der Vorhof von etwas Widerwärtigem entstellt. Als ich durch den Boteneingang aus dem Garten trat, bemerkte mich niemand. Überall waren Soldaten, die kopfos und in Panik herumrannten. Ich sah den Hauptmann der Wache auf einer Seite des Tormosaiks, wie er einen Kutscher anschrie, er solle die Kutsche wegfahren, weg, weg, weg –  er solle sie im Namen des Vaters zur Bodenstation bringen und dafür sorgen, dass niemand sie berührte …
    Ich beachtete das alles nicht und ging durch den Tumult vorwärts. Meine Augen waren auf die beiden Klumpen auf dem Boden gerichtet. Jemand war so vernünftig gewesen, sie auf ein Stofviereck zu legen, das aber kaum in der Lage war, alles zusammenzuhalten. Stücke dieser Klumpen fogen in alle Richtungen davon. Es wurde auch nicht besser durch die Soldaten, die überall herumstolperten, würgten und versuchten, alles wieder auf das Tuch zu kratzen. Als ich nah genug herangekommen war, um einen Blick auf die Sauerei zu werfen –  Fleisch, das eiskalt geworden und so verfault war, dass das einzig Feste darin ein schwammiger Knochen war –, drehte der Hauptmann sich um und bemerkte mich. Er war Krieger genug, um seine Hand an das Schwert an seiner Seite zu legen, aber vernünftig genug, es nicht zu ziehen, als ihm klar wurde, wer ich sein musste. Er fuchte schnell, riss sich dann zusammen und warf einen schnellen Blick in die Runde, um sicherzustellen, dass seine Männer nicht hersahen, als er sich schnell verbeugte. Er war nicht gerade ein dezenter Mann.
    »Sir«, sagte er vorsichtig. Ich konnte allerdings sehen, dass er lieber mein Lord gesagt hätte. Auch er war kein Itempaner, obwohl auf seiner Stirn das Aramerisiegel prangte. Er hielt eine Hand in die Höhe, und ich blieb ein paar Fuß vor dem äußersten Rand der Fäulnis stehen. »Bitte, das ist gefährlich.«
    »Ich glaube kaum, dass die Maden angreifen werden, oder?« Mein Witz ging unter, da es keine Maden gab. Es war leicht zu
erkennen, dass das, was dort auf dem Tuch lag, die Überreste zweier sehr, sehr toter Sterblicher waren. Doch diese Merkwürdigkeit verwirrte mich. Außerdem passte der Geruch nicht. Ich machte noch einen Schritt näher und öfnete meinen Mund ein wenig, obwohl das Letzte, das ich wollte, ein deutlicherer Geschmack davon war. Ich hatte Aas noch nie gemocht. Doch der Geschmack gab nichts als Ammoniak, Schwefel und die üblichen Geschmacksrichtungen des Todes her.
    »Arameri, nehme ich an?« Ich hockte mich hin, um besser sehen zu können. Ich konnte die Siegel auf ihren Stirnen nicht erkennen oder überhaupt etwas von ihren Gesichtern, die seltsam geschwärzt und konturenlos waren. Beinahe fach. »Wer waren sie? Die sehen aus, als ob sie lange genug tot sind, dass ich sie kennen könnte.«
    Der Hauptmann sagte steif: »Sie sind –  so glauben wir jedenfalls  –  Lord Nevra und Lady Criscina, Großcousins von Lady Remath. Vollblüter. Und sie starben –  wie wir annehmen –  letzte Nacht.«
    »Wie bitte?«
    Er wiederholte es nicht, obwohl er seine Haltung aufgab, um ein Kügelchen von Nevra zurückzutreten. Oder von Criscina. Die Soldaten hatten es inzwischen geschaft, alle verstreuten Einzelteile auf das Tuch zu befördern, und wickelten alles vorsichtig für den Transport ein. Ich sah Schmierspuren auf dem Boden zwischen dem Lotrechten Tor und dem Tuch. Sie hatten die Leichen mit der Kutsche hinauf nach Elysium gebracht, aber warum hatten sie sie nicht vorher eingewickelt? Das ergab keinen Sinn … es sei denn, ihnen war nicht klar gewesen, dass das Paar tot war, bevor sie die Tür öfneten.
    Ich ging hinüber zu dem Hauptmann, der bei meinem Näherkommen wieder erstarrte, sich aber tapfer hielt. Ich war überrascht, das einfache Balkensymbol, das ihn als von niederem Geblüt auswies, auf seiner Stirn zu sehen. Allerdings war das Siegel
in der Mitte wie alle Blutsiegel, die ich kannte –  außer dem Remaths  –, ausgehöhlt. Es war sehr selten, dass Angehörige von niederem Geblüt in Elysium hohe Ränge bekleideten. Das bedeutete, dass

Weitere Kostenlose Bücher