Rivalin der Götter erbin3
machst. Doch du bist zu jung, und seit wann heiraten Arameri Auswärtige? Also muss es etwas anderes sein.«
Sie zuckte mit den Schultern, drehte sich um und betrachtete sich im Schlafzimmerspiegel. Sie war fast fertig angekleidet. Die Dienerinnen mussten nur noch die letzten Lagen um ihre Beine wickeln. Doch wie sollte sie aus dem Ding wieder herauskommen? Vielleicht schnitt man es ihr einfach vom Leib.
»Die Triadin mag Schönheit«, sagte sie, »und sie kontrolliert die Tarife von Sendungen aus Hochnord. Deshalb lohnt es sich, ihr zu gefallen. Sie ist eine der wenigen Adligen, die uns das Leben schwermachen könnte.« Sie drehte sich seitlich und inspizierte ihr Profil. Jetzt, da die Dienerin ihr Haar in Ordnung gebracht hatte, sah sie perfekt aus, und das wusste sie. »Außerdem ist Prinz Canru ein alter Freund aus meiner Kindheit, also macht es mir nichts aus, hübsch für ihn auszusehen.«
Überrascht hob ich die Augenbrauen. Die Arameri erlaubten ihren Kindern üblicherweise keine Freundschaften. Doch ich
nahm an, dass Freunde jetzt notwendig waren, da sie keine Götter mehr hatten. Ich ging hinüber zu dem Sofa des Salons und ließ mich daraufallen. Mir waren die Blicke der Dienerinnen egal. »Also wird dein Dinner Geschäft und Vergnügen sein.«
»Hauptsächlich Geschäft.« Die Dienerinnen murmelten etwas. Es gab eine Pause, während Shahar sich musterte. Dann nickte sie zufrieden, und die Dienerinnen entfernten sich. Sobald sie fort waren, schlüpfte Shahar in ein Paar langer gelber Handschuhe. »Um genau zu sein, gedenke ich sie zu fragen, was mit meinen Cousins passiert ist.«
Ich rollte mich auf die Seite und beobachtete sie. »Warum sollte sie etwas darüber wissen?«
»Weil die Temaner einer neutralen Gruppe innerhalb des Adelskonsortiums angehören. Sie unterstützen uns, doch sie unterstützen ebenfalls fortschrittliche Bemühungen wie zum Beispiel ein überarbeitetes Zehntensystem und heilige Schulen. Der Orden des Itempas kann es sich nicht länger leisten, Kinder, die älter als neun Jahre sind, zu unterrichten, musst du wissen …«
»Ja, ja«, sagte ich und rieb mir die Augen. »Die Einzelheiten sind mir egal, Shahar, komm zum Wesentlichen.«
Sie seufzte verzweifelt, kam herüber zum Sofa und blickte hochmütig auf mich herab. »Soweit ich weiß, hat Hynno Bündnisse mit den Adligen Hochnords, die ständig im Konsortium gegen die Interessen der Arameri stimmen«, sagte sie. »Und ich glaube, dass die wiederum hinter den Angrifen auf meine Familie stecken.«
»Wenn du das glaubst, warum hast du sie dann nicht getötet?« Vor nicht einmal einer Handvoll Generationen hätten ihre Vorfahren genau das bereits getan.
»Weil wir nicht wissen, welche Nationen daran beteiligt sind. Die Wurzeln liegen in Hochnord, dessen sind wir sicher, aber das umfasst immer noch zwei Dutzend Nationen. Außerdem vermute ich, dass auch senmitische Nationen darin verwickelt sind und
möglicherweise auch einige der Inseln.« Sie seufzte, stemmte ihre Hände auf die Hüften und runzelte betrofen die Stirn. »Ich will den Kopf dieser Schlange, Si’eh, nicht nur ihre Giftzähne oder die Schuppen. Also werde ich mir deinen Rat zu Herzen nehmen und sie vor eine Herausforderung stellen. Ich werde ihnen sagen, sie sollen mich töten, bevor ich an die Spitze der Familie trete, anderenfalls werde ich ganz Hochnord zerstören, um dieser Bedrohung Herr zu werden.«
Ziemlich beeindruckt ließ ich mich rückwärts fallen. Gleichzeitig drehte sich mir vor kalter Wut der Magen um. »Aha. Ich nehme an, du blufst nur, um sie ans Licht zu locken.«
»Natürlich. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir überhaupt noch in der Lage sind, einen Kontinent zu zerstören. Der Versuch würde mit Sicherheit das Schreiberkorps aufbrauchen. Uns selbst in einer Zeit wie dieser zu schwächen, wäre töricht.« Shahar sah zufrieden mit sich aus und setzte sich neben mich. Ihr Kleid gab durch ihre Körperbewegungen angenehm harmonische Geräusche von sich. Dieser ausgeklügelte Efekt war seiner außergewöhnlichen Konstruktion zu verdanken. Wahrscheinlich hatte dieses Kleid die Steuern einer kleinen Nation verschlungen. »Dennoch, ich habe bereits mit Hauptmann Wrath gesprochen. Wir werden eine angemessene Bedrohung zur Schau stellen …«
»Also bedienst du dich nicht der Methoden deiner Ahnen«, versetzte ich, »weil du immer noch eine gute Arameri sein willst. Doch du bist dir nicht zu schade, ihren Ruf für deine Zwecke auszunutzen.
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