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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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bereits den Kopf. »Nein. Unfälle kann man arrangieren, und die Götter wissen, wie einfach es ist, Kinder zu töten. Aber Naturkatastrophen, Shahar? Das würde bedeuten …« Könnte ein Schreiber das bewirken? Sie kannten Skripte für Wind, Regen und Sonnenschein, aber Stürme waren dämonisch schwer zu kontrollieren. Es war viel zu leicht, einen Tsunami auszulösen, wenn man sich an einer Springfut versuchte. Doch die Alternative … nein. Nein.
    Sie lächelte und sprach meinen schlimmsten Gedanken aus. »Ja. Es könnte bedeuten, dass ein Gott im Laufe der letzten fünfzig Jahre oder mehr daran gearbeitet hat, uns zu töten.«
    Ich sprang auf und begann, hin und her zu laufen. Meine sterbliche Haut beengte mich plötzlich und erstickte mich fast. Ich hätte sie am liebsten abgeworfen und wäre wieder zur Katze geworden. »Wenn ich die Arameri töten wollte, dann würde ich es tun «, versetzte ich. »Ich würde diesen Ort mit Seifenblasen füllen und euch unter euren Badewannenspielzeugen begraben. Ich würde mit Lanzen gefüllte Löcher überall in den Böden verteilen und Teppiche darüber legen. Ich würde mit reiner Willenskraft dafür sorgen, dass jeder Arameri unter zwölf Jahren einfach umkippt und stirbt –  und ich bin dazu in der Lage!« Ich ging auf sie zu, als Provokation, dass sie mich herausfordern möge.
    Doch Shahar nickte immer noch betrofen. Ihr Lächeln war verschwunden. »Ich weiß, Si’eh.«
    Ihre Kapitulation machte mir Kummer. Ich war es nicht gewohnt, sie verzweifeln zu sehen. Ich war es nicht gewohnt, überhaupt einen Arameri hilfos oder verletzlich zu sehen, geschweige denn alle.
    »Yeine hat uns verboten, Rache an den Arameri zu üben«, sagte
ich leise. »Sie hat sich nichts aus euch gemacht –  sie hasst euch ebenso sehr wie wir alle –, doch sie wollte nicht überall Krieg haben und …«
    Die Arameri, so niederträchtig sie auch sein mochten, waren unsere einzige Hofnung, die Welt davon abzuhalten, im Chaos zu versinken. Sogar Nahadoth hatte Yeine zugestimmt. Keins meiner Geschwister würde sich ihr widersetzen.
    Oder doch?
    Ich wandte mich ab und ging zum Fenster, damit Shahar meine Angst nicht sah.
    Sie seufzte und stand auf. »Ich muss los. Wir gehen früher, um mögliche Attentäter auszutricksen …« Schließlich bemerkte sie meine Schweigsamkeit und zögerte. »Si’eh?«
    »Geh nur«, sagte ich leise. Jenseits des Fensters ging die Sonne langsam unter und tauchte den Himmel in die verschiedensten Rottöne. Ob Itempas dort, wo er war, das Ende des Tages so empfand wie Nahadoth damals jedes Morgengrauen?
    Da ich schwieg, begab Shahar sich zur Tür. Schließlich rüttelte ich mich selbst wach und fasste wieder klare Gedanken. »Shahar.« Ich hörte, wie sie stehen blieb. »Wenn etwas passiert, wenn du in Gefahr gerätst, ruf mich.«
    »Wir haben das nie ausprobiert.«
    »Es wird funktionieren.« Ich spürte das instinktiv. Ich wusste nicht, woher ich es wusste, aber es war so. »Es ist mir egal, ob die meisten der Arameri sterben, das stimmt schon. Aber du bist meine Freundin.«
    Sie schwieg hinter mir. War sie überrascht? Oder gerührt? Früher einmal wäre ich in der Lage gewesen, ihre Emotionen aus der Luft heraus zu schmecken. Jetzt konnte ich nur raten.
    »Ruh dich ein wenig aus«, sagte sie schließlich. »Ich lasse etwas Essen heraufschicken. Wir unterhalten uns nach meiner Rückkehr weiter.« Dann ging sie.
    Ich lehnte mich wieder rücklings an das Fenster. Jetzt, da sie
fort war, zitterte ich, denn ich blieb allein zurück und malte mir die schlimmsten Dinge aus.
    Ein Gottkind stellte sich einem Gott entgegen. Das schien unmöglich. Wir waren im Vergleich zu ihnen so unbedeutend. Sie konnten uns mit Leichtigkeit töten. Dennoch waren wir nicht machtlos. Einige von uns –  das schloss mich ein, zumindest früher einmal –  waren stark genug, um sie direkt herauszufordern … und sei es nur für ein paar Minuten. Und sogar die niedersten unter uns konnten Geheimnisse bewahren und für Ärger sorgen.
    Der Unfug eines einzelnen Gottkindes beunruhigte mich nicht. Doch wenn viele von uns teil daran hatten, über Generationen der Sterblichen hinweg Intrigen zu spinnen und irgendeinen komplexen Plan in die Tat umzusetzen, dann war es nicht länger Unfug. Das war eine Revolte. Eine Revolte, die weit gefährlicher war als das, was die Nordmenschen gegen die Arameri im Schilde führten.
    Wenn Gottkinder sich gegen die Götter erhoben, würden die Götter

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