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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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sich wehren; so wie sie es getan hatten, als sie vor langer Zeit von den Dämonen bedroht wurden. Doch Gottkinder waren nicht so zerbrechlich wie Dämonen. Viele von uns hatten kein eigennütziges Interesse daran, das Reich der Sterblichen zu bewahren. Das könnte einen zweiten Krieg der Götter bedeuten, der vielleicht noch schlimmer endete als der erste. Die Sterblichen hatten keine Ahnung, wie knapp ihre Existenz während des ersten Krieges vor der Auslöschung gestanden hatte.
    All dies hatte seit fünfzig Jahren genau vor meiner Nase gebrodelt, und ich hatte nichts davon mitbekommen.
    Hinter mir wurde der blutrote Himmel langsam schwarz, als ob er mir schweigend Vorwürfe machte.

7
    Wie weit ist es bis Babylon?
Siebzig Jahre weit.
Schaff ich’s bis zum Abendrot?
Ja, und auch zurück.
Mit leichtem Schritt und mit Geschick
schaffst du’s bis zum Abendrot.
     
    I ch brauchte Hilfe. Doch nicht von Nahadoth oder Yeine. Ich wagte es nicht, ihren Zorn zu entfammen. Nicht, bevor ich Genaueres wusste.
    Wem meiner Geschwister konnte ich vertrauen? Zhakkarn natürlich  –  doch sie war nicht gerade feinfühlig und wäre keine große Hilfe dabei, eine Verschwörung aufzudecken. Der Rest …  Höllen! Mit den meisten hatte ich seit zweitausend Jahren nicht gesprochen. Davor hatte ich versucht, einige von ihnen zu töten. Die Erde war verbrannt, die Asche in alle Winde verstreut und der Boden auf alle Zeiten vergiftet.
    Außerdem gab es das kleine Problem meiner Unfähigkeit, in meinem augenblicklichen Zustand in das Reich der Götter zurückzukehren.
    Das Problem war nicht so gravierend, wie es den Anschein hatte, denn glücklicherweise wimmelte es in der Stadt unterhalb von Elysium von meinen jüngsten Geschwistern – denjenigen, für die der Reiz des Neuen, was das Reich der Sterblichen anging, noch
nicht vergangen war. Wenn ich einen von ihnen überzeugen konnte, mir zu helfen … aber wen?
    Ich wandte mich frustriert vom Fenster ab und lief auf und ab. Die Wände Elysiums hatten wieder begonnen zu leuchten. Ich hasste sie, denn sie waren der Beweis für meine Machtlosigkeit. Früher einmal hätten sie sich in meiner Gegenwart wenigstens ein bisschen gedämpft. Ich war zwar nicht Nahadoth, dennoch schlummerte ein wenig seiner Dunkelheit in mir. Jetzt blieben die Wände hell, als ob sie mich verspotten wollten, und vertrieben die Schatten …
    … Schatten.
    Ich blieb stehen. Da war jemand unter meinen Geschwistern, der mir vielleicht helfen würde. Nicht, weil sie mich mochte, ganz im Gegenteil. Doch Geheimnisse waren ihre Natur, das hatten wir gemeinsam. Es war immer einfacher, mit den Geschwistern eine Beziehung aufzubauen, mit denen man etwas gemeinsam hatte. Wenn ich daran appellierte, würde sie zuhören? Oder würde sie mich töten?
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, murmelte ich und ging zur Wohnungstür.
    Ich nahm den Aufzug bis hinunter zur vorletzten Etage des Unterpalastes. Die Flure waren so still wie eh und je –  mit gedämpftem Licht, im Vergleich zu all den anderen Etagen. Ja, hier war ich am richtigen Ort.
    Aus nostalgischen Beweggründen berührte ich jede Tür, an der ich vorbeiging, und erinnerte mich. Dies waren die Zimmer meiner Schwestern: das von Zhakkarn, die Kanonenkugeln in den Boden eingelassen hatte und bei der Schilde an den Wänden hingen. Ihre Hängematte bestand aus blutgetränkten Schleudern und Peitschen. Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass diese sehr bequem waren, wenn auch ein wenig kratzig. Dann das Zimmer der geliebten Verräterin Kurue: Perlen und Münzen bedeckten beinahe jede Oberfäche. Aus der Bücherei gestohlene Bücher stapelten
sich auf den freien Flächen. Die Münzen waren jetzt bestimmt angelaufen.
    Ich hielt mich von meinem eigenen Quartier fern, da ich Angst vor den Gefühlen hatte, die es bei mir auslösen könnte. Wie lange würde es dauern, bevor ich wieder hier leben musste? Mit Gewalt riss ich mich von diesen Gedankengängen los.
    Dann blieb nur noch der vierte Raum in der Mitte der Etage. Der Raum, der einst Nahadoth gehört hatte.
    Darin war es stockfinster, dennoch konnte ich auch ohne Katzenaugen ein wenig in der Dunkelheit sehen. Das Zimmer war vollkommen leer. Keine Möbel, keine Dekorationen, kein Hinweis darauf, dass dieses Zimmer jemals bewohnt gewesen war. Jeder Zoll darin brachte die Missachtung unserer früheren Kerkermeister zum Ausdruck: die dauerhaft lichtlosen Wände; die Decke, die sich zur Mitte des Raumes hin neigte;

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