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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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sein, wenn du wolltest.« Der Gedanke ließ mich meinen Kopf schiefegen und nachdenken. »Es sei denn, du hättest dich bereits einem anderen Gott verschrieben?«
    Sie schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Ich glaubte, eine aufsteigende Anspannung bei ihr zu spüren. Keine Angst. Etwas anderes. Verlegenheit?
    Mir fiel Shevirs Ausdruck wieder ein. »Bist du ein Primortalist?«
    Sie rollte mit den Augen. »Hörst du jemals auf, zu reden?«
    »Es fällt mir sehr schwer, still zu sein und mich gut zu benehmen«, sagte ich aufrichtig. Sie schnaubte.
    Die Straße, auf der wir uns befanden, führte eine ganze Weile bergauf. Ich vermutete, dass eine Wurzel des Baums irgendwo im Untergrund kurz unter der Oberfäche verlief. Während wir hinaufgingen, erreichten wir langsam einen relativ hellen Bereich. Wenigstens einmal am Tag erreichte das Sonnenlicht diese Zone, wenn die Sonne tiefer stand als das Blätterdach. Die Gebäude wurden höher und waren besser erhalten; auf den Straßen war
mehr Betrieb. Möglicherweise lag es daran, dass wir uns auf das Herz der Stadt zubewegten. Hymn und ich mussten jetzt auf einen Bürgersteig ausweichen, damit wir den Kutschen und den ab und zu von schwitzenden Männern getragenen Sänften nicht im Weg waren.
    Schließlich erreichten wir ein großes Haus, das über einen bizarren dreieckigen Block dominierte. Es befand sich nahe der Kreuzung zweier geschäftiger Straßen. Das Haus war ebenfalls dreieckig. Es war ein imposanter, sechsstöckiger Keil. Doch das allein war es nicht, was es so aufallend machte. Der Grund, warum ich auf halbem Weg über die Straße stehen blieb und es anstarrte, war, dass jemand die Unverfrorenheit besessen hatte, es schwarz anzustreichen. Außer den Holztürrahmen und weißen Akzenten war das gesamte Gebäude vom Dach bis zum Fundament gänzlich, unerbittlich und unverfroren schwarz.
    Hymn grinste, als sie meinen Ausdruck und den weit ofenstehenden Mund sah, und zog mich weiter, damit ich nicht von einer Kutsche überfahren wurde. »Unglaublich, nicht wahr? Ich weiß nicht, wie sie es schafen, das Weißgesetz zu brechen und davonzukommen. Mein Papa sagt, dass die Ordensbewahrer Hausbesitzer wegen Ketzerei töteten, wenn sie sich weigerten, ihre Häuser weiß anzustreichen. Sie verhängen manchmal immer noch Geldstrafen … aber niemand behelligt die Arme der Nacht.« Sie piekte mich in die Schulter. Überrascht schaute ich sie an. »Sei bloß höfich, wenn du bei mir wirklich etwas wiedergutmachen willst. Diese Leute haben nicht nur Freudenhäuser. Niemand legt sich mit ihnen an.«
    Ich lächelte schwach, obwohl mir vor Unbehagen fau im Magen war. War ich nach Elysium gefohen, nur um mich in die Hände anderer Sterblicher mit Macht zu begeben? Doch ich schuldete es Hymn, also seufzte ich und sagte: »Ich werde brav sein.«
    Sie nickte. Dann führte sie mich durch das Tor des Hauses und hinauf zu seiner breiten, schlichten Flügeltür.

    Eine konservativ gekleidete Bedienstete öfnete die Tür, nachdem Hymn geklopft hatte. »Hallo«, sagte Hymn und neigte ihren Kopf als höfiche Verbeugung. Sie warf mir einen scharfen Blick zu, und ich folgte hastig ihrem Beispiel. »Mein Freund hier hat etwas Geschäftliches mit dem Betreiber zu besprechen.«
    Die Bedienstete, eine kräftige Amnfrau, warf mir einen schnellen, abschätzenden Blick zu und schien zu befinden, dass ich weiterer Aufmerksamkeit würdig war. Wenn man bedenkt, dass ich drei Tage Gassendreck an mir trug, machte mich das ziemlich stolz auf mein Aussehen. »Euer Name?«
    Ich überlegte mir ein halbes Dutzend und beschloss dann, dass es sinnlos war, sich zu verstecken. »Si’eh.«
    Erneut nickte sie und warf Hymn einen Blick zu, die sich ebenfalls vorstellte. »Ich lasse ihn wissen, dass Ihr hier seid«, sagte die Frau. »Bitte wartet im Salon.«
    Sie führte uns in einen kleinen, muffigen Raum mit Holzpaneelen an den Wänden und einem kostbaren Menceyevteppich auf dem Boden. Darin befanden sich keine Stühle, also standen wir herum. Die Frau schloss hinter uns die Tür und ging fort.
    »Dieser Ort erscheint mir nicht wie ein Freudenhaus«, sagte ich, ging zum Fenster und schaute hinaus auf die betriebsame Straße. Ich schmeckte die Luft und fand nichts von dem, was ich erwartet hatte –  keine Lust. Doch das konnte auch daran liegen, dass keine Kunden anwesend waren. Ich fand auch kein Elend, keine Bitterkeit oder Schmerz. Ich roch Frauen, Männer und Sex, aber auch Räucherwerk, Papier, Tinte und

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