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Riven Rock

Riven Rock

Titel: Riven Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Straße. »Doch, ich hab dich gesehen«, sagte er und spürte dabei, wie die Last über ihm leichter wurde, wenn auch nur um einen Hauch, »und es war gut, dich zu sehen, verdammt gut... ich wollte nur eine Minute lang diesen Augenblick genießen und daran denken, wie glücklich ich bin. Oder bald sein werde.«
    »Was ist denn los?« fragte sie und zog einen Flunsch. »Streiken deine Freundinnen alle?« Sie beugte sich für einen Kuß zu ihm, ließ aber die Straße nicht aus den Augen. Sie ratterten durch Schlaglöcher und über Straßenbahngleise, daß ihm fast der Kopf durch das Stoffdach flog, und dann bog sie nach rechts in die Cabrillo Road ab, weg von der Stadt. »Triffst du dich immer noch mit dieser kleinen Italienerschlampe, ich meine die mit dem dreckigen Blick? Du weißt schon, die Kinderkriegerin?«
    »Nein, nein«, log er, »momentan gibt’s niemanden.« Und er grinste sie an, ihre Gesichter waren ganz nah, der Wagen ruckte, sie roch gut. »Hab mich für dich aufgespart.«
    Als Antwort zog sie einen Flachmann unter dem Sitz hervor, nahm einen Schluck und gab ihn an ihn weiter. »Da kann ich mich ja auf eine heiße Nacht gefaßt machen«, sagte sie schließlich und sah ihn von der Seite an, ein starres Lächeln auf den Lippen, die feucht vom Gin waren, und wie ein Schauspieler auf sein Stichwort reagiert, streckte er die Hand aus und legte sie ihr auf den Oberschenkel.
    Sie hielten bei keinem Imbiß, keiner Raststätte, keinem Restaurant, sondern fuhren geradewegs die Hot Springs Road hinauf in die Hügel von Montecito, in einem Hurrikan aus Staub und wirbelndem Laub, der nicht nachließ, bis sie in die von Bäumen gesäumte Einfahrt ihrer Villa einbog und vor der Garage anhielt. Sie schaltete den Motor ab, und er überlegte kurz, ob er um den Wagen gehen und ihr die Tür öffnen sollte, aber ihr schien das ziemlich egal zu sein, und im nächsten Augenblick stiegen sie beide aus dem Wagen und gingen gemeinsam aufs Haus zu. Sie waren ganz allein, keine Diener, Gärtner oder Wäscherinnen, keine Augen zum Zusehen, keine Ohren zum Belauschen, und so nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn ohne Umschweife ins Schlafzimmer. Er wußte, was er zu tun hatte, und während der Nachmittag allmählich zum Abend wurde und die Sonne über den Fußboden vor der weit offenen Glastür kroch, die in den Garten mit seinen drei Meter hohen Farnen hinausführte, nutzte er seine Zunge, seine Finger und seinen harten irischen Schwanz, um ihr jede erdenkliche Lust zu entlocken, und es war, als würde er mit dem Ball unter dem Arm in die Touchdown-Zone sprinten, als schlüge er einen Home-run im Baseball, eine weitere wertlose Heldentat, sonst nichts. Er liebte sie nicht. Er liebte Giovannella. Er dachte darüber nach, wie seltsam es doch war, während er in Dolores Isringhausen mit einer Verzweiflung hineinstieß, die er nicht zugeben konnte, und die Sonne zog über den Himmel, die Frau unter ihm stemmte ihm die Hüfte entgegen, und er spürte, wie die Last sich wieder auf ihn legte, hoffnungslos und unnachgiebig, bis sie ihn beinahe zermalmte.
    Er mußte wohl eingeschlafen sein, denn als das Telephon im Nebenzimmer klingelte, fuhr er auf dem Bett hoch, so daß sie behutsam die Hand auf seine Brust legte, um ihn zu beschwichtigen. Er sah ihr nach, als sie aufstand und hinüberging, ihre Beine und ihr Hintern fingen das Licht ein, und da war nichts Schlaffes und Faltiges an ihr. Wie alt war sie eigentlich – fünfunddreißig? Vierzig? Er hatte sie nie gefragt. Aber er konnte sehen, daß sie nie Kinder bekommen hatte – oder wenn, dann war es lange her. Er nahm einen Schluck aus dem Flachmann, beobachtete einen Kolibri, der über der Trompetenblume mit ihren rosafarbenen, mösenförmigen Blüten schwebte, und hörte zu, wie sie in den Hörer raunte. Mit wem redete sie da wohl – mit ihrem Bettgespielen von morgen?
    Wie ein Wirbelwind kam sie ins Schlafzimmer zurück, ihre Hüften schoben sich schwungvoll hin und her, und sie setzte sich rittlings auf den weißen Hügel seines Knies. Er wartete, bis sie sich eine Zigarette vom Nachttisch geholt und angezündet hatte, dann fragte er sie: »Und was macht deinMann – er ist noch nicht aus dem Krieg zurück, oder?«
    »Wer, Tom?« Sie wackelte mit dem Unterleib und rieb sich an ihm, an seinem Knie, und er konnte ihre Wärme und Nässe dort fühlen. »Der kommt nie zurück – hat viel zuviel Spaß dabei, den Huren von Asiago seinen Ballermann zu zeigen.«
    »Weiß er, was du

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