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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Obwohl sie nicht froren, kamen die Reisenden nicht zur Ruhe, denn plötzlich begannen sie unzählige Stechmücken zu plagen.

    Bei Sonnenaufgang schwammen Saint-Georges und die beiden jungen Männer zum ausgebrannten Wrack hinüber, während die übrigen gebannt zusahen. Rixendes Kopf schmerzte noch immer stark, und es war ihr wieder übel und schwindlig, Lange suchten die Männer den Grund der Sandbank nach dem ab, was das Feuer nicht hatte verzehren können. Und sie wurden tatsächlich fündig. Vier Beutel waren, bevor das Leder hatte Feuer fangen können, ihres Gewichtes wegen über Bord gerutscht und auf den Grund gesunken. Doch man konnte nicht mehr feststellen, wem sie einst gehört hatten. So einigte man sich, die Münzen auf einen Haufen zu legen und sie gerecht unter allen Überlebenden aufzuteilen. Auch Saint-Georges bekam seinen Anteil, weil der Kapitän ihn ausgeraubt hatte und weil ohne ihn das Geld nicht hätte geborgen werden können.
    Der Inquisitor schlug vor, im nächsten Dorf einen Karren aufzutreiben und ein Pferd, damit man die Verletzten von hier wegbringen konnte.
    „Die Bauern werden uns nicht helfen, sie haben doch selber nicht genug zum Leben!“ jammerte der mit dem Kräuselbart, der sich Clément riefen ließ.
    „Pah, wer Geld liebt, der bleibt nicht ohne Sünde!“ entgegnete ihm der Dicke und klimperte mit seinem Anteil. „Also, wer von uns geht freiwillig? Ich für meinen Teil, würde es mir lieber zur Aufgabe machen, den Verletzten zur Seite zu stehen.“
    Es waren wieder Fulco von Saint-Georges und die beiden Jüngeren, die loszogen. Nach nur einem halben Tag kamen sie mit einem zweirädrigen Karren, auf dem sich ein kleiner Sack mit Brot, verschrumpelten Äpfeln und Nüssen befand, zurück. Zu ihrem Leidwesen führten sie nur einen einzigen Maulesel mit sich, der obendrein schon ziemlich klapprig war.
    „Man hat Euch diese Mähre gewiss nur verkauft, weil sich ein Mönch unter Euch befand!“ spottete Clément und grinste dabei vielsagend.
    „Die Verletzten werden gefahren, alle anderen müssen laufen!“ bestimmte Saint-Georges, was den Dicken, der Rixende in der Zwischenzeit erzählt hatte, dass er in Toulouse ein Geschäft für Delikatessen aller Art besaß und regelmäßig den päpstlichen Nuntius belieferte, laut aufstöhnen ließ.

22
    Sah weiter nichts als nur ein Feuerflammen
    gleich einem Wölkchen durch die Lüfte ziehn ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Nach Carcassonne zurückgekehrt, eilte Bernhard Délicieux sogleich zu Elias Patrice, um ihm von dem Beschluss des Generalkapitels zu berichten.
    „Die Sache mit Castel Fabri kann sich auf Jahre hinziehen“, meinte der Franziskaner. „Wie ich nämlich erfahren habe, hüten die Inquisitoren von Carcassonne in ihren Archiven eine Bulle Innocenz’ IV., worin sie ermächtigt wurden, Urteile ins Endlose aufzuschieben, wenn sie der Meinung wären, dass der Aufschub im Interesse des Glaubens läge.“
    „Das gibt es doch nicht“, protestierte Patrice. „Irgend jemand muss einen Schlussstrich unter die ganze Angelegenheit ziehen! Nachdem der Seneschall, wie ich es schon vermutet habe, wenig Anzeichen erkennen lässt, in unserem Sinne tätig zu werden, wird der Senat keinesfalls den Tag des Heiligen Ignatius abwarten, sondern am Seneschall vorbei eine Eingabe bei König Philipp machen. Denn es geht schließlich nicht nur um das Ansehen Castel Fabris, es kann jederzeit jeden von uns treffen! Und was die Gefangenen aus Albi anbelangt: Auch hier nichts als Verzögerungen. Die Frau des Salavert schreibt ein Gesuch nach dem anderen, und der Onkel des Isarn, der sein erzwungenes Geständnis wieder zurückgenommen haben soll, ebenso. Alles vergeblich. Doch wenn ihr Franziskaner nun offiziell Fabris Verteidigung übernehmt und der König sich dazu auf unsere Seite schlägt, ist die hiesige Inquisition irgendwann am Ende. Es muss uns also gelingen, Philipp dem Schönen klarzumachen, dass es hier um mehr geht als um blanke Ketzerei. Es geht auch um die Rechte seiner Stadt Carcassonne, mag das Abbéville sehen, wie er will.“
    „Das ist alles schön und gut, Herr Senator“, meinte Délicieux. „Der König ist eine Hoffnung für uns, ohne Zweifel, vielleicht die einzige. Doch was mir größte Sorgen bereitet, ist, dass der Heilige Vater in der Angelegenheit Carcassonne auf beiden Ohren taub ist. Wie auf dem Generalkapitel zu hören war, hat er zwar den Dominikanern die Jurisdiktion über die Juden der Provinzen Toulouse und

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