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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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hierher?“
    Rixendes Herz raste, und sie wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Da half ihr der Inquisitor weiter.
    „Wir haben gehört, Ihr vermisst Euren Gatten? Ist das der Grund Eures Hierseins?“
    Rixende nickte und bat ihn sodann, jenen Dominikaner über seine Reise nach Rom befragen zu dürfen.
    „Ich verstehe durchaus Eure Ängste“, meinte Fulco äußerlich ruhig, während seine Augen Rixende verschlangen, „und sie sind nach dieser langen Zeit gewiss nicht unbegründet. Doch dass Ihr selbst Bruder Albert befragt, ist nicht möglich. Aber ich werde es tun. Kommt übermorgen zur gleichen Stunde zum Turm der Justiz, dort könnt Ihr hören, was ich in Erfahrung gebracht habe.“
    Rixende bedankte sich erleichtert und wollte sich schon verabschieden, als Fulco zögerlich meinte: „Wir … wir haben hier sehr selten angenehmen Besuch. Möchtet Ihr nicht einen Becher Wein mit mir trinken, bevor Ihr uns wieder verlasst? Zur Stärkung?“
    Rixende wollte nicht den Anschein erwecken, unhöflich zu sein, schließlich war sie auf das Wohlwollen des Inquisitors angewiesen.
    Der Wein war von erlesener Güte, doch Rixende nippte nur davon. Sie erzählte Saint-Georges von ihren Bemühungen, sich mit Fabris Geschäften vertraut zu machen. Der Inquisitor hörte ihr zwar interessiert zu, behielt jedoch kein Wort davon. Er sah sie nur immerzu an, beobachtete ihr Mienenspiel, wie ihre feinen Brauen sich zusammenzogen, wenn sie von den Schwierigkeiten des Tuchhandels sprach - und er bemerkte nicht ohne Genugtuung, dass ihre Oberlippe beim Erzählen zitterte. Hatte sie Angst?
    „Rixende Fabri, woher kommt Ihr? Wo habt Ihr vor Eurer Ehe gelebt?“ fragte Saint-Georges, um ihr die Befangenheit zu nehmen.
    Die junge Frau erschrak. Jetzt hieß es vorsichtig sein, obwohl sie nicht den Eindruck hatte, als ob der Inquisitor ihr übel wollte. Dennoch ... Sie erzählte ihm also vom Bayle Ripoll und seiner Familie, von ihrer Kindheit in Gavarnie, in den Bergen. Kleine, lustige, überaus harmlose Erlebnisse. Als sie ihn am Ende, mutig geworden, nach seiner Herkunft befragte, sah Saint-Georges an ihr vorbei zum Fenster hinaus und sagte dann leise, ja fast geheimnisvoll einen Satz, der Rixende vollends verwirrte: „Mönch oder Soldat wird man aus Verzweiflung.“
    Dann geleitete er sie hinaus.
    Zwei Tage später wurde sie unwirsch an der Pforte des Justizturmes abgewiesen. Der Wachhabende übergab ihr lediglich eine kleine versiegelte Pergamentrolle, auf der - ohne Anrede und Unterschrift – zu lesen war: „Es tut mir leid, Euch sagen zu müssen, dass ich nichts herausgefunden habe.“
    Verdutzt besah sich Rixende das Blatt. Was hatte das zu bedeuten? Beim ersten Besuch Wein und ein persönliches Gespräch und jetzt eine nichtssagende Zeile?
    Zutiefst enttäuscht von Saint-Georges` seltsamer Wandlung, lief sie gedankenversunken auf die Gasse und um ein Haar in einen schwarzen Karren hinein, dessen Rappen ohne jegliche Rücksicht auf die Fußgänger heranpreschten. Sie hatte zwar gerade noch ausweichen können, doch ein Sturz war nicht mehr zu verhindern gewesen. Wütend über sich selbst, saß sie nun in ihrem besten Gewand im Dreck und rieb sich den schmerzenden Knöchel. Ein Bursche rollte ein Fass an ihr vorbei, ohne sich um sie zu kümmern, doch eine junge Wäscherin beugte sich zu ihr hinab, um ihr aufzuhelfen. Gemeinsam schimpften sie auf den rücksichtslosen Pferdeknecht.
    Der Karren hatte vor dem Turm der Inquisition angehalten, und die beiden Frauen beobachteten, wie eine schwarzgekleidete Gestalt ausstieg, ohne jemanden eines Blickes zu würdigen.
    „Der Inquisitor“, flüsterte die Wäscherin hinter vorgehaltener Hand. Rixende nickte. Sie bedankte sich und humpelte nachdenklich nach Hause.
    War Abbévilles Erscheinen der Grund gewesen für das sonderbare Verhalten seines Stellvertreters?

    Délicieux hatte inzwischen den Suchtrupp zusammengestellt: vier Franziskaner, zwei Beauftragte des Senats sowie zwei weitere zuverlässige Leute, die Fabri unterstanden.
    In Marseille trennte man sich. Die einen fragten in Klöstern, bei Schänken und Händlern, die anderen Eigner, Ruderer und Schiffsköche – nichts. Niemand konnte sich an Aimeric und die Franziskaner erinnern. Zu viele Pilger waren seinerzeit aus Rom zurückgekommen. Das verfluchte Jubeljahr ...
    Johan Silvius, Fabris Gewährsmann, wohnte in einem schönen dreistöckigen Gebäude am Rande der Stadt, inmitten eines heckenumfriedeten Hofes. Er war sehr aufgeregt,

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