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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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als er befragt wurde, denn mit Besuch aus Carcassonne hatte er um diese Jahreszeit nicht gerechnet.
    „Der junge Herr war hier!“ bestätigte er, während ihm der Schweiß auf der Stirn stand.
    „Schien er verändert? Fiel irgendein Hinweis auf seinen weiteren Reiseweg?“
    Silvius stutzte. Seine Augen verengten sich. „Ja ... jetzt, wo Ihr es sagt ... Dieser Mönch, der ihn begleitete, Balbino hieß er wohl, ein äußerst vernünftiger Mann, wie mir schien ... nun, wir waren gerade in der Schönfärberei, als jener dem jungen Herrn Fabri einen Vorschlag für die Heimreise machte. Er zeichnete mit schnellen Strichen auf einem Fass mit Färberbaryt einen Weg auf, der wesentlich kürzer sein sollte, als der übliche. Wenn mich nicht alles täuscht, dann müsste das Fass noch immer dort im Lager stehen, denn der junge Herr hat sich nur ein Säcklein abfüllen lassen.“
    Sie liefen durch mehrere Gassen, bis sie in an ein großes scheunenartiges Tor kamen, das Silvius aufschloss. Fünf Arbeiter, Wolle hechelnd und kämmend, sahen erschrocken hoch. Doch Silvius stürmte an ihnen vorbei und an den Walkern, den Leuten mit den blauen Fingernägeln, die im Wasser mit hölzernen Knütteln auf Gewebe einschlugen, überquerte eilig einen Innenhof mit unzähligen Kesseln und Kübeln voller dampfender und übelriechender Farblösungen und betrat dann ein Gebäude, wo in einer Ecke Schwarz- und Schönfärber fröhlich schwatzend beisammen hockten. Als sie Silvius erblickten, fuhren sie ebenfalls auf und eilten auf den Hof zurück.
    Silvius schritt zielstrebig auf ein großes Fass zu, auf dem etliche kleine Säcke und ein Kübel mit Beize standen. Er schob den Kübel und die Säcklein beiseite und deutete dann triumphierend auf den Fassdeckel, wo noch deutlich der eingeritzte Reiseplan sichtbar war.

    Da in Marseille nichts weiter in Erfahrung zu bringen war, folgten die Männer der Skizze auf dem Fass. Sie übernachteten in den aufgeführten Klöstern, wo man sich tatsächlich an Aimeric und die Franziskaner erinnerte. In strömendem Regen ritten sie entlang des kleinen Bächleins und kamen bald durch unwegsames Gelände. Als es dämmerte, hielten sie Ausschau nach einer geeigneten Unterkunft. In einem Weiler machten sie halt. Nichts als schiefe, stroh- oder schilfgedeckte Hütten ringsum, die Ritzen der Wände mit Moos zugestopft, in den winzigen Fenstern Schweinsblasen statt geschliffenen Horns. Ein beschädigter Pflug stand achtlos herum sowie mehrere zerbrochene Flachsstängel. Hunde bellten. Sie klopften an die Tür der größten Hütte, die nicht, wie in Carcassonne, Albi oder Marseille längst üblich, in Angeln hing, sondern wie von alters her noch an Lederriemen befestigt war.
    „Gott zum Gruße“, meinte das Bäuerlein, das ihnen öffnete und musterte die Reiter nicht unfreundlich. Er trug einen verschlissenen, aus grobem Zeug gefertigten Kittel, und seine Haare waren über den Ohren abgeschnitten. Obwohl von niederem Stand, schien er ziemlich redegewandt.
    „Ihr werdet in dieser Gegend weit und breit keine Herberge finden, Ihr edlen Herren! Ich selbst habe acht hungrige Mäuler zu versorgen und nichts als Saubohnen und Kohl im Topf, und schon gar keinen Platz, was mir überaus leid tut. Den anderen geht es nicht besser. Man fordert täglich Frondienste von uns, obendrein ist das kleine Stückchen Land, das wir bebauen dürfen, karg, so dass die Ernten miserabel ausfallen. Ganze drei Obstbäume gesteht man uns zu, und selbst die sind um diese Zeit noch nicht einmal gepelzt - oder gepfropft wie ihr Stadtleute dazu sagt -, weil die Burg des Grafen fertig gebaut werden muss. Aber was kann schon der Rauch dem Eisen anhaben?“
    Übertrieben die Finger spreizend, hob der Mann die Hände zum Himmel.
    Der Mönch Justine bat ihn, noch einmal gründlich nachzudenken, ob sich im Umkreis nicht doch eine Schänke befände.“
    „Ja, wenn Ihr an die verrufene Spelunke des Schurken Lasalle denkt, die ist geschlossen“, sagte das Bäuerlein und bekreuzigte sich rasch. „Zuerst haben ihm die Hunde des Herrn die Hand geleckt“, fügte er hinzu und zog bedeutungsvoll die Brauen in die Höhe.“
    „Die Hunde des Herrn? Meinst du die Dominikaner?“ Ungläubig sahen ihn die Mönche an.
    „Verzeiht“, sagte der Mann verschmitzt, „aber so werden sie eben im Volk genannt. Euch Kapuzinern bringt man mehr Ehrerbietung entgegen.“ Er verbeugte sich übertrieben.
    „Ja, gut. Weiter!“
    „Weiter gibt es nichts zu erzählen. Der

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