Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
Bösewicht ist seit Wochen verschwunden!“
    „Du weißt doch sicher näheres über diesen Mann?“ fragte Bruder Justine freundlich.
    „Nun, man hört so manches ... Ach ja, sechs Kinder, und es geht viel Mehl in den Kasten ...“ Der Bauer grinste vielsagend, wobei unzählige Lachfältchen um seine Augen erschienen. Die Handbewegung, die er machte, indem er seinen Daumen an seinen Zeigefinger rieb, sprach Bände.
    Einer von Fabris Leuten zückte den Beutel und gab dem Bauern einige Münzen. Da fingen seine listigen Äuglein geradewegs zu glänzen an, und sein Mund gab schnell alles preis, was er wusste.
    Nach kurzer Suche fanden sie die Schänke, über deren Eingang ein zerfledderter, ausgestopfter Rabe hing. Sie banden die Pferde an einen Baum, rissen die Tür aus der Halterung und drangen ins Haus. Der Schein der Fackeln flackerte über die dunklen Wände.
    Es stank ekelhaft. Bedrückt stiegen die Männer die ausgetretenen Stufen zum Dachstuhl hinauf. Zwei alte Türen. Hinter der einen verbarg sich Gerümpel. Hinter der anderen wartete das Grauen.
    Als sich die Männer wieder gefasst hatten – einige hatten sich beim Anblick der bereits verwesenden Leichen übergeben müssen, andere waren in Tränen ausgebrochen –, beschlossen sie, mit des Bauern Hilfe dem nächsten Bayle Meldung zu machen. Dann hoben sie fünf Gräber aus.
    Als alles vorüber war, schlichen sich Fabris Männer mit noch immer erstarrten Gesichtern ein weiteres Mal hinauf, um nachzusehen, ob sich in den durchwühlten Taschen und Beuteln der Reisenden nicht etwas fände, das man Fabri mitbringen könnte. Und tatsächlich: Sie entdeckten ein blaues Seidenband, das Rixende Aimeric mit auf den Weg gegeben hatte, - und in der hintersten Ecke des Verschlags – versteckt unter dem Stroh – die Aufzeichnungen des Bruders Balbino.
    Alles, was in Rom geschehen war, hatte er fein säuberlich in seiner winzig kleinen Schrift auf der Überfahrt niedergeschrieben.

15
    Und eh das Amen einer noch gesprochen,
    ging er in Flammen auf und brannte licht ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Nachdem die beiden Novizen nach tagelangem Bemühen endlich einen größeren Stein aus dem Mauerwerk des Kerkers geschlagen hatten, mussten sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass die Leute aus Albi allesamt so geschwächt waren, dass an eine Flucht gar nicht zu denken war. So schoben sie wenigstens Brot und Käse zu den ausgemergelten, stöhnenden oder dumpf dahin dösenden Gefangenen hinüber und versprachen ihnen hoch und heilig, jeden zweiten Tag wiederzukommen, dann schoben die Mönche den Stein wieder in die Mauer.

    Derweilen war Abbéville fester denn je entschlossen, an den Gefangenen ein Exempel zu statuieren. Sie sollten brennen. Am ersten Sonntag nach Ostern, Quasimodogeniti, stieg er, wie angekündigt, auf die Kanzel der Kathedrale St. Nazaire, um den Bürgern von Carcassonne seinen Hass auf die Abtrünnigen und diejenigen, die sie unterstützten, entgegenzuschleudern.
    Natürlich war auch der alte Fabri zur Messe erschienen, um mit eigenen Ohren zu hören, was Abbéville ihm zu sagen gedachte. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den letzten Tagen rapide verschlechtert. Auf Rixende gestützt, war er dennoch hocherhobenen Hauptes in das Gotteshaus geschritten, denn niemand sollte sehen, wie sehr er darunter litt, dass sein einziger Sohn als vermisst galt. Rixende hatte einen kurzen Blick nach vorne geworfen. Fulco von Saint-Georges stand mit gesenktem Haupt neben den anderen Dominikanern.
    Bereits zu Beginn seiner Predigt, als Abbéville von der vita apostolica sprach, dem Leben in der Nachfolge Christi in demütiger Armut, an das sich nach des Inquisitors Meinung viele Städter nurmehr mit schlechtem Gewissen oder gar nicht erinnerten, war Unruhe unter den Gläubigen aufgekommen. War er denn nicht selbst das beste Beispiel eines schlechten Christen? Als er dann auch noch in anmaßender Art und Weise darauf hinwies, dass zukünftig einzig die sancta ecclesia , die Heilige Kirche, die weltliche Ordnung regeln würde, stürmten zwei Konsuln aus der Wein- und Gewürzhändlerzunft aufgebracht aus dem Gotteshaus. Das jedoch focht Abbéville nicht an. Ungerührt fuhr er fort:
    „Ich entbiete allen Gläubigen in Christo die Belohnung und die Krone des Ewigen Lebens. Umgürtet Euch, Söhne Gottes, erhebt Euch mit mir, Streiter Christi, gegen die Feinde seines Kreuzes, jene Verderber der Wahrheit und Reinheit des katholischen Glaubens, gegen den ´Herrn der

Weitere Kostenlose Bücher