Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)
du ja, was er von dir
will ...
sagte die eine.
Er hat es klar und einfach gesagt. –
Aber die andere Stimme entgegnete:
Doch hinter seinen Worten: Komm zu mir und finde es selbst heraus, steckt sicher noch etwas anderes. Du willst ihm doch nicht wirklich vertrauen?
Als sie an der Seite des Magisters ins helle Sonnenlicht hinaustrat und geblendet die Augen zukniff, kam ihr alles, was in der Höhle geschehen war, bereits wie ein Traum vor.
Beinahe jedenfalls.
Der greifbare Beweis dafür, dass all dies Wirklichkeit war und kein Traum, lag in ihrer Hand: das Kästchen mit den „Steinen der Nachfolgerin“. Und jetzt reichte ihr der alte Mann auch noch einen vierten. Er war goldfarbig mit einem dunklen Fleck in der Mitte.
„Dieser Stein – das Auge des Falken – ermöglicht
das Reisen
“, sagte der Magister, wobei er die beiden letzten Worte betonte. „Es erfordert allerdings ein wenig Übung. Ich werde dir also ein wenig Kraft von mir leihen, damit du genau an den Ort gelangst, an den dein Wunsch dich führt. – Sag, gibt es sonst noch etwas, was ich für dich in Ordnung bringen soll?“
Riyala dachte nach, doch ihr fiel nichts ein. Sie verneinte seine Frage.
Ohne ein weiteres Wort schloss der Magister seine Finger um ihre Linke, die das Falkenauge hielt. Dieses Mal war das Gefühl freigesetzter und überströmender Energie für sie fremdartiger, aber doch auf seltsame Weise vertraut ... ihr wurde ein wenig schwindelig, und sie schloss die Augen.
Aber sie bewegte sich ja gar nicht! Sonderbar ... sie hatte geglaubt, es müsse sich so anfühlen, als sei sie ein Falke, der durch die Lüfte flog. Etwas enttäuscht öffnete sie die Augen einen Spalt weit, und sie sah, dass in ihrer unmittelbaren Umgebung eine seltsame Veränderung vor sich ging. Sämtliche Farben – das Ockerbraun und Schiefergrau der Felsen, das Graugrün der Grasbüschel, das Gelb des Staubes – wurden von einer unsichtbaren Kraft aus den Dingen herausgesogen. Mit dem neben ihr stehenden Magister, der ihre Hand losgelassen hatte, geschah das gleiche. Und dann verblasste alles immer mehr; die Konturen begannen sich allmählich aufzulösen. Alles, was weiter als zehn Schritt entfernt war, verschwamm bereits, verwandelte sich in nebelhaftes, flimmerndes Grau.
Es wurde ganz still, als sei dieser Teil der Welt in nasses Heu verpackt.
Nur an sich selbst bemerkte das Mädchen keine Veränderung. Ihr Gauklerinnenkleid leuchtete so bunt wie eh und je, und auch die rotbraune Schmuckschatulle blieb plastisch, fest und farbig.
Sehr beruhigend,
dachte Riyala, während um sie herum nur noch graue Streifen und Schlieren erkennbar waren. Nur kurze Zeit schien sie durch ein farbloses Nichts zu treiben, ohne einen Schritt zu tun – sie wagte auch kaum, sich zu bewegen, sondern umklammerte nur wie haltsuchend das Kästchen – dann war es vorüber, und der Verwandlungsprozess lief umgekehrt ab.
Riyala riss Mund und Augen weit auf vor Verblüffung. Ihr Wunsch, an den sie die ganze Zeit über so intensiv wie möglich gedacht hatte, hatte sie dorthin führen sollen, wo ihr Abenteuer begonnen hatte – und genau das hatte geklappt!
Langsam schälten sich die Umrisse der Stadtmauern und jenes Lagerhauses aus dem magischen Nebel heraus, die Farben und Geräusche kehrten zurück. Andere Co-Lhaner waren nirgends zu sehen, doch Riyala hatte ohnehin das sichere Gefühl, dass dieser Zauber von niemandem beobachtet werden konnte – der Edelstein-Magister war kein Mann, dem hierbei
Missgeschicke
unterlaufen würden.
Sie war wieder zu Hause ... und erst in diesem Moment fiel ihr urplötzlich, in eisigem Schrecken, das Gauklermädchen Sandirilia ein. Riyala konnte es selbst kaum fassen, dass sie nicht mehr an diese Begegnung und ihre Folgen gedacht hatte, obwohl damit doch tatsächlich alles angefangen hatte!
„Oh, nein! Das ist doch nicht möglich“, murmelte sie entsetzt vor sich hin, und dann stolperte sie so schnell wie möglich zu dem Kellerraum hin. Ihre Gedanken rasten dabei wie in die Enge getriebene Tiere. Der Magister hatte doch noch ausdrücklich gefragt, ob da noch etwas wäre, was ... Nun war es zu spät.
Die beiden Balken, mit denen sie ihre Gefangene an der Flucht hatte hindern wollen, lagen am Boden, die Tür stand weit offen.
Riyala biss sich auf die Lippen. Sie hätte sich ohrfeigen können für ihre Dummheit und Vergesslichkeit ... und tief in ihrem Inneren spürte sie auch Scham – und ein Schuldgefühl.
Es war jetzt früher Nachmittag,
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