Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
Wild, das erbeutet worden war und nun zum Schlachten gebracht wurde. Sie mühte sich, den Kopf zu heben und zu drehen – wie weit mochten sie schon vom Lager weg sein? Sie sah das Feuer nicht mehr. Hatten diese unheimlichen Wesen es etwa nur auf sie, Riyala, abgesehen? Bestand irgendeine Chance, dass Hoky etwas mitbekommen hatte?
Ihre Lage war mehr als schmerzhaft; ihre Entführer liefen schnell, und ihr Körper baumelte hilflos hin und her ... am schlimmsten aber war das Scheuern der Stricke an ihrem wunden Gelenk.
Riyala weinte vor Schmerz, und Mutlosigkeit überrollte sie – war dies das Ende ihrer Reise?
Hoky ... Hoky ...
dachte sie, während Tränen über ihr Gesicht liefen.
Aber selbst wenn er erwacht ist
und etwas bemerkt hat – wird er denn überhaupt versuchen, mich zu retten?
Sie riss sich zusammen, als die schlammbedeckten Wesen auf einmal stehenblieben. Indem sie sich wieder den Hals verrenkte, sah sie ein paar bleiche flackernde Lichter inmitten einer Sumpfwiese, und mittendrin gewahrte sie eine Art Dorf. Die Häuser schienen stumpfe braune Kegel aus getrocknetem Sumpfschlamm zu sein, und zwischen ihnen waren etwa zwanzig weitere Schlickmenschen zu sehen.
Ihre vier Entführer hatten bislang kein einziges Wort gesprochen, nur dieses eine Schnalzen war zu hören gewesen, und Riyala hatte schon vermutet, sie hätten überhaupt keine Sprache. Doch jetzt wurde sie eines Besseren belehrt – und im gleichen Moment überkam sie die blitzartige Erkenntnis, dass hier jemand ganz Bestimmtes seine bösen Hände im Spiel hatte.
Die vier reckten ihre dünnen langen Arme in die Luft und schrien einen einzigen Namen zu den Dorfbewohnern hinüber, wieder und wieder:
„Noh-TAL! Noh-TAL! Noh-TAL!“ Es klang dumpf und triumphierend zugleich.
Er hat uns die ganze Zeit verfolgen lassen!,
schoss es Riyala durch den Kopf.
Nohtal hatte nie die Absicht, uns so einfach gehen zu lassen ...
Voller Sorge dachte sie wieder an den Zwerg. Ihm konnte sie trauen, dessen war sie ganz sicher ... und wenn es in seiner Macht stand, dann würde er sie befreien ... ohne langes Überlegen begann sie, Hoky in Gedanken zu rufen. Sie wusste nicht, ob es funktionieren würde, aber einen Versuch war es wert.
Sie wurde nun in Richtung der Sumpfwiese mit ihren Schlammkegelhäusern getragen. Es war wie in einem Alptraum – immer wieder hörte sie, wie dieser eine Name gerufen wurde, nun auch von den Dorfbewohnern – es waren ehrfürchtige Rufe, so als ob sie in Nohtal eine Art Gott sähen. Dieser war selbst jedoch nirgendwo zu entdecken.
Vielleicht wollen sie mich ihm opfern. Wenn das dahintersteckt, dann hat Nohtal genau das von Anfang an geplant ...
Weiter kam Riyala nicht in ihren Gedanken, denn im nächsten Moment überstürzten sich die Ereignisse.
Aus dem Hinterhalt flogen schnell hintereinander abgeschossene Feuerpfeile wie Sternschnuppen durch die Nacht, und dann ertönte das schreckliche Kriegsgeheul eines bis zur Weißglut gereizten Zwerges.
Beides – vor allem aber das Feuer – versetzte die Schlammwesen augenblicklich in kopflose Panik, und sie spritzten nach allen Seiten davon. Riyala hatte keine Ahnung gehabt, dass verschiedene Sumpfflüssigkeiten hier brennbar waren – Hoky aber wusste es, und er hatte gut gezielt.
Auch die vier, die den Ast mit der gebundenen Riyala trugen, ließen ihre Beute fallen und ergriffen schnalzend und klickend die Flucht. – Das halbe Dorf brannte, und auch ein paar der Schlickmenschen wurden zu verzweifelt rennenden Fackeln. Ein unbeschreiblicher Gestank breitete sich aus, und dann gab es sogar noch mehrere Explosionen, als Sumpfgas sich entzündete.
Und schon war Hoky an Riyalas Seite und löste ihre Fesseln. Im Widerschein der Feuer ringsum sah sie das wilde Funkeln seiner Augen. Er lachte. Sie hingegen war schon wieder den Tränen nahe – diesmal jedoch vor Freude und Erleichterung. Dann erbrach sie erst einmal die Schlammbrocken, mit denen man sie geknebelt hatte.
„´n schönes Feuerwerk, oder? Nur gut, dass mir diese
Schlickschattenleute
nicht ganz unbekannt sind! Jetzt aber schnell weg hier!“, rief Hoky.
Sie hasteten los, wobei Hoky die Axt in seinem Gürtel lockerte, jederzeit auf einen hinterhältigen Angriff gefasst.
„Schlickschattenleute?“, keuchte Riyala, als sie den Wall des Basaltweges erklommen hatten.
„So hab ich sie genannt. Bin ein- oder zweimal mit ihnen zusammengestoßen, ehe ich Nohtal begegnete.“
„Nohtal!“ Riyala blieb stehen und starrte
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