Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
nicht bemerkt, dass sie die ganze Zeit ihr Kästchen an sich drückte. „Schau her ...“ Und sie zeigte ihm den Inhalt der Schatulle, wobei sie erklärte, dass sie bewandert sei in der Edelsteinmagie und –heilkunst.
„Aha“, bemerkte der Zwerg, mäßig interessiert.
„Und Waffen trägst du also gar keine?“
Sie schüttelte verneinend den Kopf.
„Leichtsinnig“, kommentierte er. „Nun, falls du dich darüber wunderst, dass ich keinen gierigen Glanz in die Augen kriege, sobald man mir Glitzersteine zeigt: Ich bin ein wenig aus der Art geschlagen, weißt du. War schon immer anders als die anderen. Mein Vater und meine Brüder schuften brav in ihren Stollen, aber mich zog es in die Welt, und so wurde ich wandernder Jäger und Krieger. Gold und der ganze Kram war mir nie wichtig.“
„Hast du denn nicht verstanden, was ich sagte? Meine Steine sind wertvoller als Gold und Juwelen“, sagte Riyala stolz.
„Ja, ja, schon recht. Ganz wie du meinst. Aber mir sind Schwerter und Äxte lieber.“
Einige Stunden später beschlossen sie zu rasten, und Hoky forderte Riyala auf, mit Hilfe ihrer Magie ein Feuer zu entfachen.
„´s geht bestimmt schneller, als wenn ich mich damit abplage“, meinte er und rieb sich die Hände.
Riyala aber geriet in Verlegenheit – so etwas Simples hatte sie noch nie zuvor probiert. Sie zermarterte sich das Hirn und versuchte es mit jedem einzelnen ihrer Steine, doch ohne Erfolg.
„Wertvoller als Gold und Juwelen, hm?“, meinte Hoky trocken, nachdem er ihre Bemühungen eine Weile kommentarlos beobachtet hatte. „Fabelhaft. Is wirklich nützlich, eine Glitzersteinhexe wie dich dabei zu haben.“
Sein beißender Spott war schwer erträglich; Riyala schoss die Zornesröte in die Wangen, und sie zischte: „Warte ab, bis du dir mal den Magen verdirbst oder dich verletzt ...!“
Hoky schnaubte nur und entzündete das Feuer selbst. Dabei fluchte er unentwegt, denn das Holz war feucht; er hantierte eine Ewigkeit mit Reibestock und Schnur. Aber endlich loderten die Flammen doch, und ihrer beider Stimmung hob sich.
Sie verzehrten ein bescheidenes Mahl, ohne viel zu reden. Riyala hatte sorgsam darauf geachtet, dass der Zwerg ihre Handgelenke nicht sah; doch als sie sich einmal schnell vorbeugte, um Reisig nachzulegen, bemerkte er die hässliche Wunde im hellen Feuerschein. Hastig zog Riyala den Hemdsärmel wieder darüber.
Hokys buschige Augenbrauen zogen sich zusammen, und er sagte leichthin: „Brauchst dich nicht zu schämen, dass du Kettensträfling warst. Bin selber mal Galeerensklave gewesen.“
Er spuckte versonnen ins Feuer und erzählte: „War ´ne harte Zeit, kann ich dir sagen. Ich als einziger Zwerg unter lauter baumlangen Männern. Peitschenhiebe von morgens bis abends, Gebrüll und Schikanen.“
„Wie bist du wieder freigekommen?“, fragte Riyala gespannt.
„Durch Piraten. Sie brachten die Galeere auf und befreiten alle Sklaven. Wer sich im ersten Kampf bewährte, wurde aufgenommen, der Rest über Bord geschmissen. So hatte für mich die Galeerenzeit ihr Gutes, weißt du? Dadurch habe ich das Meer lieben gelernt, und auch jetzt zieht’s mich wieder dorthin.“ Seine Augen bekamen ein sehnsuchtsvolles Leuchten.
„Und du meinst, du findest den Weg?“
„Der Pfad hier führt uns nach Süden, wenn mich nicht alles täuscht. Und dort liegt die weite, salzige See ...“
Hoky musterte seine Gefährtin eine Weile lang.
„Und was ist dein Ziel, Riyala?“
Sie schwieg zunächst. Dann zuckte sie die Achseln und murmelte: „Ich weiß es nicht.“
„Wenn du willst, dann komm doch mit mir! Das Unendliche Meer ist wunderbar, wird dir gefallen. Und es kann dir helfen, deinen Weg zu finden ... die See ist ein lebendes Wesen mit einer großen Seele. Die See kennt alle Antworten. Bleib bei mir!“
Riyala blickte Hoky überrascht an. Ein zögerndes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
„Ich danke dir für dein Angebot – es ist sehr großzügig.“
„Aber eins muss ich dir sagen“, fügte er kritisch hinzu. „Du bist nicht gerade gut ausgebildet für ein Leben in der Wildnis – das musst du ändern.“
*
Während der nächsten Tage, da sie ihre eintönige Wanderung durch die Namenlosen Sümpfe fortsetzten, gestand Riyala sich ein, dass Hoky vollkommen recht hatte: Sie wusste viel zu wenig und hatte noch eine Menge zu lernen ...
Ganz besonders bewusst wurde ihr diese Tatsache in jener Nacht, in der sie abwechselnd Wache hielten.
Den ganzen Tag über
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