Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
Tisch.
Riyala nahm auf einem wackligen Stuhl Platz und griff zögernd nach dem Tee.
„Nachher kannste dich auch waschen“, fügte ihr Gegenüber hinzu. „Heiße übrigens Hoky. Und du?“
„Ich heiße Riyala, Tochter der ...“ Sie brach ab. „Nennt mich einfach Riyala. – Ich ... ich komme aus Co-Lha ...“
„Nie gehört“, grunzte Hoky, der Zwerg.
„Und ich möchte Euch danken dafür, dass Ihr mich aus dem Sumpf gezogen habt ...“
„Schon gut! Du gehörst wohl der piekfeinen Oberschicht an, wie? Lass doch dieses ‚Ihr‘ und ‚Euch‘, das will ich nicht hören. In dieser Gegend kommt es nicht auf gezierte Manieren an. Was hat ein junges Weib wie du hier überhaupt verloren?“
Hoky rülpste und schlang noch ein paar Stücke weichen Käse hinunter. Er war ersichtlich mehr am Essen als an Riyalas Antwort interessiert, und er schien seine Mahlzeit sehr zu genießen: Sein dunkelbrauner Vollbart hing bereits voller Essensreste, und er schmatzte laut.
Obwohl sie noch immer recht verstört war, konnte Riyala ein Lächeln nicht unterdrücken. Daraufhin grinste Hoky ebenfalls, was ihm plötzlich eine Aura der Wärme verlieh – es war fast so, als ginge die Sonne auf.
„Um ehrlich zu sein, Riyala: Wenn Nohtal mir’s nicht befohlen hätte, ich hätt’s nicht getan. War gerade beim Essen und schätze es nicht, wenn ich ne Mahlzeit unterbrechen muss. Bin aber schon mehrere Tage Gast vom alten Nohtal, und ...“ Er dämpfte seine Stimme und blickte verstohlen zur Tür und zum einzigen kleinen Fenster. „´s ist schwer, ihm nicht zu gehorchen, weißt du. Er ist’n sonderbarer Knabe.“
Nohtal ist also der Name des Hageren ...
„Ja, das glaube ich wohl“, erwiderte Riyala ebenso leise. „Er sah mich eben gerade auf höchst – unangenehme Weise an.“
Der Zwerg horchte auf. „Er hat dir wirklich direkt in die Augen geschaut?“
Riyala nickte nur. Sie mochte Hoky bereits gern, aber von ihrer Handverletzung wollte sie jetzt noch nicht reden.
Hokys Gesicht verfinsterte sich. „Das hat nichts Gutes zu bedeuten – er will etwas von dir! Ich weiß das ... kenne ihn inzwischen ein bisschen, und das langt mir schon. Höre, Riyala ...“
Er beugte sich verschwörerisch über den Tisch zu ihr.
„Wir sollten von hier verschwinden, und zwar schnell. Habe dem alten Nohtal nachgespürt und ´nen festen Weg aus Basalt gefunden. Vermutlich ist unser werter Gastgeber jetzt gerade wieder im Sumpf unterwegs. Und ich glaube, es ist nicht nötig, dass wir uns groß von ihm verabschieden.“
„Hat er Euch ... hat er dir auch das Leben gerettet, Hoky?“, fragte Riyala.
„So isses. Aber ich hatte schon da so’n ganz komisches Gefühl ... Seine verdammten Augen wollten mir gar nicht gefallen. Also, was sagst du? Zu zweit sind wir im Vorteil, wenn wir dieser Giftschlammwüste entfliehen wollen – auch wenn du nur ein Mädchen bist.“
Riyala beschloss, seine letzte geringschätzige Bemerkung zu überhören, und so antwortete sie nur: „Einverstanden.“
Hoky überzeugte sich davon, dass Nohtal tatsächlich weg war; alsdann packten sie noch Proviant und Wasser ein, Riyala säuberte sich notdürftig, und sie brachen auf. – Der Zwerg kannte sich gut aus; geschickt hangelte er sich eine Leiter hinab und sprang in einen hölzernen Nachen. Riyala folgte ihm; wenig später ruderten sie durch den Schlamm, der um das Pfahlhaus herum recht flüssig und tief war.
Rasch ließen sie das düstere Bauwerk in den Sumpfnebeln hinter sich zurück und erreichten den Basaltpfad, den Hoky erwähnt hatte: Er war schmal, aber gut befestigt und hoch genug über der verderbenbringenden Giftbrühe.
Von Nohtal war weiterhin keine Spur zu entdecken.
Eine düstere Dämmerung sank herab, und bald wurde es Nacht. Dennoch kamen sie nun rasch und trockenen Fußes voran. Es war ihrer beider Ziel, sich so rasch wie möglich von dem unheimlichen Pfahlbau zu entfernen; daher sprachen sie zuerst nicht miteinander, sondern sparten ihren Atem für die Wanderung.
„Wie bewahrst du dich vor den Giftschwaden des Sumpfes, Hoky?“, fragte Riyala und brach damit als erste das Schweigen.
„Hiermit!“, antwortete er mit einem rauen Lachen, indem er ein bauchiges Tonfläschchen aus seinem Kettenhemd zog. „Wurzelwein, doppelt gebrannt. Und du? – Übrigens, sag mal, was presst du da gegen dein Herz? Ist doch wohl kein versteckter Dolch, den du mir in den Rücken stoßen willst?“
„Aber nein!“, versicherte Riyala empört. Sie hatte gar
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