Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)
den zwei seiner Männer auch sogleich brutal ausführten.
Nur ein einziger der Soldaten, offenbar ein Unteranführer, blickte zweifelnd drein, als Riyala auf rohe Weise in Ketten gelegt und zum Karren gezerrt wurde – doch das rührte nicht etwa daher, dass er Mitgefühl mit ihr hatte. Riyalas feine Ohren verstanden, was er zu seinem Vorgesetzten sagte: „Seid Ihr sicher? … die Hand an. … eine Unglück bringende Chimäre, die …“
„Ach was, Unsinn!“, schnauzte der Anführer ihn an. „Hauptsache, sie kann damit arbeiten, und das kann sie, verlass dich drauf. Wenn nicht, wird sie gesteinigt, und ihre Missbildung wird sie auch nicht davor bewahren.“
Riyala verspürte den törichten Impuls, etwas auszurufen, sich zu verteidigen und zu rechtfertigen, indem sie schrie: „Das könnt ihr mit mir nicht machen! Ich bin eine Prinzessin! Eine Heilerin! Ich bin eine Edelsteinmagierin …!“
Aber stimmte irgendetwas davon überhaupt noch? Sie blieb stumm, auch wenn es ihr schwer fiel. Die Schellen ihrer Ketten scheuerten an den Gelenken, und sie biss die Zähne zusammen.
Im Karren waren noch mehrere hohlwangige Gestalten, Frauen wie Männer, gefesselt eingepfercht. Gleich darauf stellte sich heraus, dass auch sie allesamt den Aberglauben jenes Soldaten teilten, denn sie starrten auf Riyalas linke Hand, ihre Klaue, und wichen so weit vor ihr zurück, wie es möglich war.
Die Soldaten ritten auf grauen Pferden. Ihr Anführer kam noch einmal nah an den Karren heran und warf einen forschenden Blick auf die Gefangenen.
Riyala fand den Mut, noch einmal in seine kalten Augen zu schauen und hervorzustoßen: „Wohin bringt ihr uns?“
Er schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass ihre Wange augenblicklich anschwoll und ihr Tränen aus den Augen schossen.
„In das Edelsteinbergwerk der Emora, Sklavin!“, schnarrte er dann. „Und rede mich gefälligst mit ‚Herr‘ an, wenn du es schon wagst, das Wort an mich zu richten.“
Jetzt habe ich noch nicht einmal mehr einen Namen,
dachte Riyala wie betäubt, während der Soldat sich ebenfalls auf seinen grauen Hengst schwang und ihm die Fersen in die Seiten stieß.
Rumpelnd setzte sich nun auch der Karren in Bewegung; er wurde von einem kleinen, verwachsenen Mann kutschiert, der schief auf einem improvisierten Kutschbock hockte.
Die Landschaft um sie herum war lieblich, grün und hügelig, und es mochte später Frühling herrschen – vor ihnen ragte jedoch ein schroffes Gebirge auf, und das war zweifellos ihr Ziel. Sie erreichten es noch vor Anbruch der Nacht, und zwar zwängten sich Menschen und Pferde durch einen sehr schmalen Durchgang in einen Talkessel hinein.
Riyala hatte keinen Augenblick Muße, die Eindrücke in der Umgebung des Bergwerks zu sammeln – überaus unsanft wurden die gefangenen Sklaven in ihre neue „Unterkunft“ getrieben und dort einem glatzköpfigen, einäugigen Aufseher von bulliger Statur, eine Peitsche im Gürtel, überantwortet. Es handelte sich um eine Höhle, weiträumig und doch bedrückend eng wirkend; ein Strohlager reihte sich an das andere, und je weiter man nach hinten ging, ins Innere des Berges, desto abgestandener wurde die Luft.
Mindestens fünfzig Minen-Sklaven waren hier untergebracht, Männer, Frauen und Kinder, und sie alle starrten den Neuankömmlingen ablehnend entgegen – besonders feindselig aber verhielten sie sich sogleich, als sie Riyalas ansichtig wurden. Sie hatte natürlich keine Chance, ihre Klaue etwa zu verbergen, denn die anderen aus dem Karren setzten die Alteingesessenen sofort ins Bild.
Gar nicht lang dauerte es, da flogen schon die ersten Steine, Holz- und Kohlestückchen durch die Luft und Riyala hob die gefesselten Arme, um ihr Gesicht zu schützen. Ihr Herz klopfte rasend vor Angst, Übelkeit wallte in ihr hoch.
„Tötet die Missgeburt!“ „Sie ist eine Ausgeburt des Dämonenreiches!“ „Dieses – Ding bringt uns Unglück!“
„SCHLUSS DAMIT!“, brüllte endlich der Aufseher. „Ich bin Luco, Euer Meister und Gebieter, ihr nutzloses Sklavenkroppzeug, und ihr werdet mir gehorchen!“ Er ließ ein paarmal seine Peitsche knallen, und sofort hörte der Hagel von Wurfgeschossen auf.
Grinsend näherte sich der bullige Mann, packte Riyalas linke Hand und löste ihre Ketten. Mit einem gemeinen Lachen meinte er: „Seid nicht dumm, wir fangen schließlich immer mal wieder so ein Chimärengeschöpf. Sie kann arbeiten, das ist die Hauptsache. Lasst sie in Ruhe, oder ihr kriegt es mit mir zu
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