Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)
mir helfen, mich zu ändern, nein, sie MUSS es tun!
Er streckte seine zitternde Hand aus, Ayrun entgegen. Die Kugel glitzerte mehr denn je.
Ayruns eisblaue Augen sahen durch Ruskan hindurch.
„Ayrun … ich … es tut mir leid“, stammelte er. „Ich habe schwer gefehlt. Doch nun – sei willkommen, ich …“ Er brach ab. Sie zeigte keinerlei Regung. Ebenso gut hätte er zu einem Eisblock sprechen können.
Wortlos pflückte sie die Kugel aus seiner Hand, auf eine Art, als sei er, Ruskan, unberührbar. Ayrun musterte die versammelten Minister flüchtig und drehte sich wieder um.
Das hungernde und darbende Eisrandvolk folgte Ayrun bis vor die Frostzinnen. Dort entzündete die junge Hexanerin ein magisches Feuer. Furchtlos hielt sie die Kugel in die Flammen hinein, um sie von Ruskans Hand zu reinigen.
Bereits als sie ihm die Kugel abnahm, hatte sie die grenzenlose, überwältigende Macht ihres Zaubers gespürt. Alles lag klar und rein vor ihr, und als sie ihre Hand unversehens aus dem Feuer zog, strömte diese Macht auf Ayrun über, vereinigte sich mit ihr, und die Musik wurde für alle hörbar, selbst für die Tauben – diese spürten die Klänge tief in ihren Herzen.
Ayrun richtete sich gerade auf und begann zu singen.
Und das Wild kehrte aus den fernen, sagenhaften Eisnebelgefilden zurück.
Und die dunkel dräuenden Schneewolken zergingen wie Rauch, der vom Wind verweht wird.
Blauer Himmel glänzte herab wie ein freundliches Auge.
Als Ayrun verstummte, sah man bereits überall Büffelherden und Gruppen wilder Schneerentiere.
„Ayrun! Ayrun! Ayrun!“, riefen die Leute, lachten und weinten und begaben sich dann auf die Jagd.
Zwei Festtage später stand Ayrun wieder vor Jenen, die sich bisher für die Herren von Eisrand gehalten hatten.
Ruskan war müde und niedergeschlagen, doch er versuchte es noch einmal: „Ich danke dir für alles, Ayrun. Bitte glaube mir, ich will gerne … Ich will wiedergutmachen, was ich … ich … du …“ Sein Gestammel erstarb.
Sie ist weder schön noch hübsch,
dachte er sinnlos.
Dieses harte, kantige Gesicht mit den schmalen Pantheraugen …
Aber welch machtvolle Aura von ihr ausging! Ihre fremdartige Ausstrahlung stürzte ihn in tiefe Verwirrung.
Eine große Schar Anhänger umgab Ayrun, und diese murmelten drohend und aufgebracht bei den hilflosen Worten Ruskans.
„Unfähiger König! Du bist abgesetzt!“, rief eine helle, junge Stimme.
„Töten sollte man dich! Für all das Leid, das du über uns gebracht hast! Für unseren Hunger und deinen Frevel! Ayrun soll Königin im Eis werden!“ Die anderen nahmen den Ruf ekstatisch auf.
Ayrun Blick hatte währenddessen auf Sunzan geruht.
Nun fuhr die junge Hexanerin herum. Einen winzigen Augenblick lang befiel sie die Versuchung beim Anblick des begeisterten Volkes – doch sogleich überlagerte Lanis Bild diesen Wunsch nach Macht. Schmerz und Trauer zerrissen sie fast. Eine Aufgabe war erfüllt, doch das freute sie nicht. Ihr Schwur wartete auf sie. Die von Schneefels regierten Lande mussten ohne sie auskommen.
„Nein! Ich will es nicht!“, erklärte sie laut und fest. Enttäuschtes Raunen erhob sich.
„Und es ist genug getötet worden.“ Noch einmal setzte Ayrun alle hexanische Macht ein, die ihr zur Verfügung stand, um ihren Willen durchzusetzen. „Verbannt ihn. Und macht vorerst diesen Mann hier zum König.“ Sie zeigte auf Sunzan, der zuerst errötete und sich dann straffte. „Er soll sich eine magiebegabte Frau suchen.“
„Ich würde Euch wählen, Ayrun, aber ich weiß, dass Euer Weg ein anderer ist“, sagte Sunzan.
„Wählt Euch eine zauberkundige Frau“, wiederholte Ayrun und sah ihn durchdringend an. „Vielleicht kann das Hexanergeschlecht so auf andere Weise neu erstehen. – Hier, nehmt das.“ Sie holte eine schwarzgekrümmte, wundertätige Wurzel aus ihrer Wandertasche. „Braut einen Sud daraus. Er wird Euch verjüngen, so dass Ihr gesunde Kinder zeugen könnt.“
Sunzan verneigte sich tief. „Ich will versuchen, mich Eures Vertrauens würdig zu erweisen, edle Ayrun. Ihr werdet für immer in hohen Ehren stehen und ewig fortleben als Retterin von Eisrand.“
„Das kümmert mich wenig“, entgegnete Ayrun schroff. „Ich werde nie mehr zurückkommen, bedenkt das wohl. Es liegt an Euch, die Wunden der Erde zu heilen und das Land neu erblühen zu lassen. Stellt das alte Gleichgewicht zwischen Mann und Frau wieder her. Vergeudet Eure Kraft nicht, Ihr und Euer Volk habt die
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