Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

verfinsterte. Sein verbliebenes Auge funkelte sie drohend an. Obwohl die „Chimäre“ unter seinem besonderen Schutz stand, hinderte ihn das durchaus nicht daran, ihr hin und wieder eine Abreibung zu verpassen, wie er das nannte. Riyala ertrug das stets so stoisch wie es ihr möglich war – wehrte sie sich oder jammerte, wurde die Züchtigung unweigerlich härter und schmerzhafter.
    „Was geht’s dich an?!“
    Sie senkte den Kopf, und er beruhigte sich wieder.
    In der folgenden Nacht aber hörte Riyala, wie die Edelsteine selbst um Hilfe riefen. An jener Stelle, wo die hustenstillenden Pilze wuchsen, befand sich auch ein daumenbreites, aber tiefes Loch im Fels, in dem sie tintenschwarze, ewige Nacht erblickte, wenn sie hineinschaute, aber manchmal, ganz selten, sah sie es darin auch funkeln. Von dort kamen die Rufe, die nur eine „Edelsteinhexe“ wahrnehmen konnte. Die Kristalle flehten sie an, ihnen zu helfen und sie vor dem grässlichen Schicksal zu bewahren, das ihrer harrte, sobald sie ans Tageslicht befördert wurden.
    Nur wie soll ausgerechnet ich euch helfen? Es gibt keinen Fluchtweg, kein Entrinnen, ich habe keine Verbündeten, keine Freunde, ich bin vollkommen allein …
    Nackte Verzweiflung drohte Riyala zu überwältigen, und sie spürte, dass sie ihr Los als Bergwerksklavin und Ziegelritzerin nicht mehr lange würde ertragen können.
    Eine Woche später geschahen zwei Dinge: Luco erkrankte, und sein Stellvertreter versah seine Aufsichtspflicht nur höchst nachlässig – und unter der zur gleichen Zeit ankommenden Sklavenladung befand sich ein etwa zwölfjähriges Mädchen, das Riyala sofort auffiel. Ihre Schicht war gerade zu Ende und sie befand sich bei ihrem Strohlager.
    Es wurde herumgestoßen und getreten, schlimmer als sie bei ihrer Ankunft, denn das Kind war schwächer als sie es gewesen war.
    Zornentbrannt sprang Riyala auf, fasste das erstbeste Wurfgeschoss, das ihr in die Hände kam – einen zerbrochenen Ziegel – und schrie, diesen drohend umklammernd: „Verdammtes Pack, lasst die Kleine zufrieden!“
    Das Mädchen war schlau genug, sogleich zu dieser Frau hinzulaufen, die ihr als einzige wohlgesonnen schien.
    Und da sah Riyala auch, was das Kind in den Augen der anderen zur Ausgestoßenen machte: Es hatte einen langen, hellfarbigen Schwanz mit schwarzen Tupfen, der wohl anfangs unter seiner Kleidung verborgen gewesen war, zusammengerollt, sich aber nun selbstständig gemacht hatte – das schäbige schlammfarbene Kleid war an mehreren Stellen zerrissen, von Peitschenhieben zweifellos, denn man sah Striemen auf der Haut. Der Schwanz der kleinen Chimäre gehörte möglicherweise einem Mondleoparden.
    „Wie heißt du, Kind?“, fragte Riyala die Kleine halblaut.
    „Thystra“, lautete die mit zitternder Stimme gegebene Antwort.
    „Ich heiße Riyala. Ich beschütze dich.“

    Sie schob Thystra mit einer Hand hinter sich und machte sich kampfbereit – trocken schluckend, denn sie sah die Sklaven wie eine grimmige bewegliche Wand aus Leibern auf sich zukommen.
    Angst verdichtete sich zu sauer schmeckender Panik und packte sie wie mit Eisenklauen.
    So viele Gegner, und sie saßen hier wie Ratten in der Falle …
    „Diesmal bist du dran, Dämonenbrut!“, knurrte ein vierschrötiger Sklave, der sich für eine Art Anführer hielt. „Der Blutstein fordert euch beide als Opfer!“

    Ende Band 3
    Fortsetzung folgt

Verlag:
BookRix GmbH & Co. KG
St. Martinstraße 53-55
81675 München
Deutschland

Texte: AlfredBekker/CassiopeiaPress, www.AlfredBekker.de
Bildmaterialien: Steve Mayer

Alle Rechte vorbehalten.

Tag der Veröffentlichung: 10.02.2014

http://www.bookrix.de/-cassiopeiapress

ISBN: 978-3-7309-8287-7

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