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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Sorgen um dich gemacht. Hast du den Zug abgewartet?«
    »Natürlich«, erwiderte ich. »Aber du nicht.«
    »Als ich kam, haben die Schienen nicht gesungen.«
    »Allie«, begann ich und rieb meine Arme, um wärmer zu werden. »Allie, wenn du den Zug singen hören würdest und du hättest es eilig. Wenn dann Aidan sagen würde, los, lauf trotzdem, lauf, du schaffst es noch vor dem Zug …«
    »Ja?«
    »Nun, Allie, würdest du rennen? Würdest du über die Schienen rennen, wenn Aidan es dir sagte?«
    Sie lächelte mich an. Eine leichte Brise ließ eine Haarsträhne über ihr Gesicht wehen und ich strich sie ihr mit dem Zeigefinger hinters Ohr. Dann zupfte ich Weidenröschensamen aus ihren Haaren. Sie lächelte die ganze Zeit, doch ich wünschte mir, sie würde aufhören zu lächeln und mir antworten.
    »Nick«, sagte sie schließlich, »Nick, Aidan würde so etwas nie von mir verlangen.«
    »Und wenn doch?«
    Sanft schob sie meine Hand von ihrem Haar und brachte
es selbst in Ordnung, dann drehte sie den Kopf und lächelte dem unsichtbaren Jungen zu, der an ihrer Schulter lehnte.
    »Aidan würde nie etwas tun, was mir wehtun könnte«, erklärte sie. »Stimmt’s Aidan?«
     
    Sie wollte nicht mit mir in die Schule gehen, und ich hatte nicht das Gefühl, als könne ich sie allein lassen, also war die Sache klar: Pech für mich. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, zumindest versuchte ich, nur an Allie zu denken, die wahrscheinlich nicht allzu viel Ärger bekommen würde. Wenn ich es erklärte, würde ich vielleicht auch keine Schwierigkeiten bekommen. Aber ich war einfach zu müde und zu niedergeschlagen und zu unzufrieden mit der Welt, um mir die Mühe zu machen, alles zu erklären. Also brachte ich Allie nach Hause (und natürlich auch Aidan, jetzt, wo sie ihn wiedergefunden hatte) und ging am Nachmittag zurück in den siebten Kreis der Hölle, um meine Sachen aus dem Schließfach zu holen, in der Hoffnung, keiner würde mich bemerken.
    Aber ich bleibe nie unbemerkt, dafür bin ich zu groß und zu hässlich. Und natürlich stand – so musste es ja kommen – McCluskey genau im Gang vor seinem Büro, als ich mich hineinschlich. Ich versuchte diesen Faschistentrick mit dem bösen Blick in der Hoffnung, dass er mich wie eine Art feindliche Ein-Mann-Gang vorbeilassen würde, aber das klappte natürlich auch nicht.
    »He, Geddes!«
    Ich konnte so tun, als sei ich taub, aber dann würde er mich eben in Zeichensprache anblaffen. Ich fragte mich, wie
er wohl Drohungen in Zeichensprache ausdrücken würde, den üblichen Sarkasmus und eine weitere letzte Warnung. Das wäre bestimmt interessant, aber stattdessen ließ ich ihn brüllen und mich ins Büro des stellvertretenden Direktors dirigieren.
    Sobald sich die Tür geschlossen hatte, wurde er ruhiger. »Würdest du wohl die Güte haben, dich zu erklären, Geddes? «
    Oh, er gab sich ausgesprochen höflich. Das war kein gutes Zeichen.
    »Ich verstehe dich nicht. Du musst nicht hier sein.«
    Na klar, soll ich Allie etwa den Hyänen zum Fraß überlassen? Es war ja schon schlimm genug, wenn ich da war, und ich hatte keine Lust, herauszufinden, wie es für sie sein würde, wenn ich nicht bei ihr war.
    Ich konnte mich nicht dazu aufraffen, es McCluskey zu erklären, daher bedachte ich ihn mit einem vernichtenden Blick von stummer Unverschämtheit.
    »Oh, du stehst darüber, ja, Geddes?« Sein müde gelangweilter Seufzer krampfte mir den Magen zusammen. Das Schamgefühl trat unerwartet auf und schmerzte ein wenig. Aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken.
    »Zwölfte Klasse, Geddes. Damit bist du fast erwachsen.« Er klang höhnisch. »In diesem Alter besuchst du die Schule freiwillig, mein Junge. Und wenn dein freier Wille sich nicht dazu aufraffen kann, hier zu erscheinen, dann such dir ein neues Leben. Geh Hamburger wenden.«
    Noch einiges mehr in dieser Art und er ließ mich gehen. Ich hatte den Eindruck, als wolle er mir irgendeine Art von
Reaktion entlocken, aber darauf fiel ich nicht herein. Ich musste nur noch ein Jahr durchhalten. Ich musste nur meine Schwester beschützen. Ach ja, und mein ganzes Leben und meine beruflichen Aussichten verändern. Mist. Man musste mich nicht mögen. Weder McCluskey noch irgendjemand sonst.
    Egal, wirklich.
    Niedergeschlagen und wütend schlich ich nach Hause und wünschte mir, ich hätte Allie mit zur Schule geschleppt, damit sie ihren Anteil abbekommt. Andererseits schrie nie jemand Allie an. Selbst wenn ich sie an den Haaren

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