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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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sah sie nicht einmal zwinkern.
    »Was glaubst du, wie sich seine Mutter fühlt?«
    Sie umklammerte die Maus, dass die Knöchel weiß hervortraten, doch sie sagte ruhig: »Ich weiß, wie sie sich fühlt.«
    Es machte mir Angst, dass Allie nie die Geduld verlor. »Es tut ihr weh, dass du immer noch so tust, als sei er noch da.«
    »Ich tue nicht so.«
    Ich ignorierte den Einwand. »Es nimmt sie wirklich mit. Und Orla auch.«
    »Oh«, machte Allie. »Orla. Also darum geht es.«
    Ich hätte sie ohrfeigen können für das zufriedene kleine Grinsen in ihrem Gesicht. Ich ballte die Hände zu Fäusten und fuhr sie an: »Das ist widerlich! Du tust allen Leuten weh, nur damit es dir selbst besser geht. Du denkst nur an dich und das ist verdammt egoistisch.«
    Auf dem Monitor erschien der Bildschirmschoner, eine öde Wüstenlandschaft. Sie hatte die Maus also offensichtlich schon länger nicht mehr bewegt. Im Fenster hinter ihrem Schreibtisch sah ich die Spiegelung ihres Gesichts, vom Bildschirm angeleuchtet. Sie hatte den Mund schmollend verzogen, und in ihren Augen glänzten Tränen, die ihr übers Gesicht liefen.

    »Ich weiß, dass du ihn vermisst«, begann ich.
    Ihre Stimme war vollkommen ruhig. »Ich vermisse ihn nicht. Er ist noch da.«
    Ich stand auf und stürmte hinaus, ich konnte nicht anders. Vor ihrem Zimmer blieb ich stehen, ich war wütend und versuchte gleichzeitig, mir keine Sorgen zu machen. Auf jeden Fall brachte ich es noch nicht fertig, nach unten zu gehen. Ich wollte, dass Aidans Mutter erst ging, damit ich vor ihr nicht zugeben musste, dass ich versagt hatte.
    Eigentlich wusste ich sowieso nicht, was ich hätte ausrichten wollen, wo die Profis kläglich gescheitert waren. Allie hatte ihnen erzählt, was sie hören wollten – darin war sie ziemlich gut –, und kam von jedem Treffen immer noch mit Aidan an der Seite zurück. Ich war es leid, ihr nicht zu widersprechen. Und auch wütend. Ich schätze, ich glaubte, dass ich eines Tages nur sagen müsste: Hör auf! Und weil sie meine kleine Schwester war und ich sie liebte, würde sie damit aufhören, nur für mich.
    Bislang war das noch nicht geschehen. So sehr ich sie auch liebte, musste ich mich doch fragen, ob sie mich auch liebte. Denn dann, dachte ich manchmal, wenn ich vor Selbstmitleid und selbstgerechtem Zorn zerfloss, würde sie Aidan aufgeben – der ja doch nicht existierte –, damit ich Orla haben konnte, die es wirklich gab.
    Ich weiß nicht, wie die Mütter die peinliche Pause bis zu meinem Wiedererscheinen überbrückten. Sie waren nie wirklich befreundet gewesen, und Mrs Mahon war nur hier, um über Allie zu reden. Vielleicht versuchte sie verzweifelt, die Zeit totzuschlagen, indem sie ihren Tee trank und den
halb geschmolzenen Keks aß. Ich hatte den Eindruck, dass sie das mit dem größten Teil ihrer Zeit tat. Verzweifelt versuchte, sie totzuschlagen.
    Ich öffnete die Tür zu Lola Nans Zimmer. Sie saß auf dem Bettrand, angespannt wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht, und starrte die Wand an. »Es dauert nicht mehr lange, Lola Nan«, sagte ich. »Ich glaube, Mrs Mahon geht gleich. Dann kannst du wieder nach unten.«
    Sie war schon wieder dabei, die Luft zu tätscheln. Ich kniete mich nieder und griff nach ihrer Hand, lächelte sie an, obwohl sich ihre Finger reflexartig um meine krallten, als wollte sie mir die Hand brechen. In ihren verwaschenen Augen glänzten Tränen und sie öffnete den Mund und versuchte zu sprechen, aber es kamen nur saugende Geräusche heraus. Dann konzentrierte sie sich, runzelte die Brauen und schrie mich an.
    »Wir haben uns unterhalten! Privat! Geh weg!«
    Sie schrie weiter, unzusammenhängendes Zeug, bis ihre Augenhöhlen dunkel wurden, ihre trockene Haut knisterte und ihre Elektroschockhaare vor Anstrengung bebten.
    Seufzend stand ich auf und machte ihre Hand los. Mit wem redete sie? Großvater? Verdammt, dachte ich, wenn Allie einen imaginären Freund haben darf, warum dann nicht auch Lola Nan? Sie hatte ihn wahrscheinlich nötiger und sie brach dabei niemandem das Herz. Es hatte keinen Sinn, deswegen beleidigt zu sein. Schließlich war eine Krankheit keine persönliche Kränkung. Manchmal hatte ich Angst, dass in diesem Kopf eine echte kleine Lola Nan war, die mit den Fäusten an ihre Käfigwände hämmerte. Ich stellte mir vor,
wie sie in dem leeren Kopf herumgeworfen wurde und von den Knochenwänden abprallte wie eine wild gewordene Kugel in einem Flipperautomaten, heulend vor Wut, und dass sie mich

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