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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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ein wunderbar abschreckendes Beispiel. Und wenn deine Kumpels betrunken sind, ist es ganz einfach, ihnen vorzumachen, dass man genauso viel gehabt hat, nur dass man davon einfach noch finsterer und missmutiger wird.
    Doch jetzt gab es keine Geheimnisse mehr. Allie hatte mich durchschaut. Sie sprach nie über die Prügel, die Calum bezogen hatte, nicht ein einziges Mal. Und ich bekam nie zu sehen, was sie mir so dringend hatte zeigen wollen. Wahrscheinlich war es nur etwas, was sie in der Schule gebastelt oder gemalt hatte, ich weiß also nicht, warum mich das so ärgerte. Allie wandte ihre großen dunklen Augen von mir ab und tat so, als ob ich nicht existierte, weder in der Schule noch zu Hause. Schuldbewusst und verärgert zugleich begann ich sie ebenfalls zu ignorieren. Und so kam es, dass ihr Retter in der Not nicht ich war, sondern der intelligente, gut aussehende, edle, sportliche, schmierige, besserwisserische Aidan Mahon.
    Der Blödmann.
    Es hätte nie geschehen dürfen. Und es wäre auch nie geschehen, wenn ich rechtzeitig da gewesen wäre. Doch ich erfuhr schnell, was ich verpasst hatte: noch etwas, was Dad mich nie vergessen lassen würde. Seine kleine Göttin war bedroht worden, und er war genauso angetan von dem Jungen, der sie gerettet hatte wie sie selbst.

    Fünf Mädchen hatten sie vier Wochen nach Schulbeginn in der Frühstückspause in die Ecke gedrängt, unter dem Vorwand, ihr das Essensgeld abzunehmen, aber eigentlich hofften sie auf eine Prügelei. Allie, das Geld fest in der Hand, zögerte, wie sie nun einmal war, und darauf hatten die Mädchen nur gewartet. Sie war merkwürdig, sie war still, sie war auffällig: Sie brauchte eindeutig eine Tracht Prügel.
    Das hätte ich ihr natürlich erklären können. Ich hätte ihr ein paar Dinge beibringen können, wenn ich da gewesen wäre, aber ich war auf der anderen Seite des Wissenschaftsflügels, als es anfing. Kev berichtete mir, was da gerade passierte, allerdings ließ er sich dabei ziemlich Zeit.
    »Hast du denn nichts unternommen?«, brüllte ich.
    »Nein«, zuckte Kev die Achseln, »ich wollte es lieber dir sagen.«
    Mir wurde klar, dass Kev Allie wohl nicht sonderlich mochte. Ich war besorgt, doch es schien mir wichtiger, cool zu wirken, deshalb rannte ich nicht. Ich ging schnell, die Hände in den Hosentaschen und nur geringfügig in Panik. Ich wusste, dass ihr nicht allzu viel passieren konnte, bis ich da war. Die Mädchen waren neu im Mobbing-Business und hatten keine Ahnung, dass sie sich die Falsche ausgesucht hatten.
    Es hatte sich schon ein kleiner Kreis um sie herum gebildet – Ärger erkennt man am besten am Publikum. Die fünf Mädchen hatten mich noch nicht bemerkt. Sie skandierten ihre Beschimpfungen, und die Erste von ihnen hieb mit ihrer Tasche nach Allies Beinen, um sie zu Fall zu bringen. Ich überlegte mir, ob ich rennen sollte, und wie das wohl wirken würde, als Aidan Mahon um die Ecke kam.

    Er war nur zufällig da, aber er war viel näher als ich. Er unterhielt sich gerade mit so einem gut aussehenden Rugbytyp (Gott, was sind die nervig!), doch dann ließ Aidan ihn einfach stehen. Ohne sich auch nur die Zeit zu nehmen, Luft zu holen und die Situation abzuschätzen, schritt er ein und riss der kleinen Ziege ihre Tasche aus der Hand.
    Ich erstarrte. Was war jetzt das angemessene Verhalten in dieser unerhörten Situation? Sie war meine Schwester. Ich kam zu spät. Aber ich war nicht Aidan Mahons Handlanger und wollte auch nicht dastehen wie ein Nachahmer-Äffchen.
    Ich war so geschockt, dass ich nicht einmal hörte, was Aidan zu den fünf Mädchen sagte. Natürlich hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite, und selbst ich hätte es mir überlegt, ob ich mich mit jemandem von seiner Größe einlassen sollte, obwohl er ein Jahr jünger war als ich. Aber was er ihnen auch zurief, es wirkte. Die Mädchen sahen finster drein, aber sie wichen ziemlich schnell zurück, als Aidan Allie hinter sich her aus ihrem Kreis herauszog. Erniedrigt schlichen sie leise nörgelnd davon. Vor Schreck wagten sie es nicht einmal, ihn zu beschimpfen.
    Ich zögerte. Ich sollte zu ihr gehen und sie fragen, ob alles in Ordnung war, dachte ich. Ich sollte ihr sagen, dass ich auf dem Weg zu ihr war, dass sie sich keine Sorgen machen musste, ich würde nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. All das hätte ich gesagt, wenn sie mich auch nur einmal angesehen hätte. Aber das tat sie nicht. Sie wusste sehr wohl, dass ich da war, aber sie wandte

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