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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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auslassen. Denn Orla war taffer und härter als er und wusste sich zu wehren. Ihr Bruder Aidan hingegen, ähnlich unnahbar, aber ein Jahr jünger und mit weniger guten Verbindungen, würde für Kevs zerquetschte Genitalien und seinen fast tödlich getroffenen Stolz zahlen müssen.
    Weniger gute Verbindungen. Blödsinn. Aidan war sehr beliebt, gehörte mehreren Clubs an und kam mit allen Leuten dort gut aus. Er hatte lediglich keine Gang.
    Vielleicht meine ich »weniger smart« oder »weniger brutal« oder »nicht ganz mit den Fakten des Lebens vertraut«. Doch immerhin war er nicht so blöd, sich mit Kev zu streiten.
    Allie hing an diesem Tag wie üblich mit ihm herum. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, vielleicht, dass Aidan endlich
auffiel, dass sie zwei Jahre jünger war als er und das einzig Richtige tat und ihr sagte, sie solle ihn in Ruhe lassen. Oder vielleicht dass Allie auf wundersame Weise ihre Liebe, Lust und Heldenverehrung aufgab, einen neuen Freund fand und Aidan vergaß.
    Doch die Götter hatten kein Einsehen.
    Trotzdem, so sagte ich mir, würde es Allie guttun zu sehen, dass ihr Held auf tönernen Füßen stand, dass er nicht Supermann war, nicht mal Clark Kent. Vielleicht hoffte ich, sie würde wieder Respekt vor mir haben, wenn sie feststellte, dass nicht Aidan das Alphamännchen war, sondern ich.
    Was für eine bizarre Idee zu glauben, dass ich besser war als Kev, nur weil ich mich aus Mitleid und Respekt vor seinem Bruder zu seinem Leibwächter berufen fühlte. Aus meiner subjektiven Sicht war Kev ein Gangster, Sunil ein Vollstrecker und ich ein edler Wilder. Kev war ein brutaler Diktator, Sunil ein Schläger, ich ein Fußsoldat. Ich dachte die Dinge nicht zu Ende.
    Zugegebenermaßen waren Aidan und Allie ein nettes Paar. Meine Schwester fand nicht leicht Freunde und wenn, dann waren es andere ruhige, fleißige Mädchen, die sie nicht herausforderten, aber ihr in einer schwierigen Lage auch nicht helfen konnten. Keine von ihnen würde auf Lebenszeit zu ihr stehen, aber bei Aidan sah es ganz so aus. Er behandelte sie wie eine Gleichaltrige. Er tröstete sie, wenn andere, härtere Mädchen ihre Krallen zeigten. Er erzählte ihr schlechte Witze, warnte sie vor den Tricks der Lehrer, half ihr bei den Hausaufgaben und deckte sie, wenn es notwendig war. Er passte auf sie auf. Was eigentlich mein Job hätte sein sollen.

    Ich war meinem Dad ähnlicher, als ich es je sein wollte. Ich war wie ein Säufer, der sich nicht dazu aufraffen konnte, etwas zu unternehmen, bis er auf dem absoluten Tiefpunkt angekommen war.
    Aidan war nicht gerade ein leichtes Ziel, aber wir waren genug Leute. An diesem Tag war er allein, abgesehen von Allie. Sie war natürlich nicht in der Schusslinie: Kev wusste damals, dass er sich lieber nicht an meiner Schwester vergreifen sollte, aber sie wurde hinter ihrem Held an den Zaun gedrückt. Wenn ich mich recht erinnere, hatte Aidan sie dahin geschubst, er stellte sich vor sie und starrte mich mit tiefster Verachtung an. Als er wegsah, erblickte er Kev Naughton.
    »Los, gib mir dein Handy«, höhnte Kev grinsend.
    Ich grinste auch, bis ich Allies Blick bemerkte. Sie sah nicht verletzt aus, nicht einmal geschockt, nur vorwurfsvoll. Als ob sie ganz genau wüsste, dass ich nur mir selbst schadete, denn ihr könnte ich nie etwas tun. Dass ich zu Besserem fähig war. Du bist eine Enttäuschung für mich, Nick, das war die Botschaft, die ich laut und deutlich vernahm.
    Mir zerriss es vor Scham fast das Herz. Mein Tiefpunkt. Wurde auch langsam Zeit.
    Kopfschüttelnd lächelte Aidan Kev an. »Kauft deine Mami dir denn keins? Hier, bitte. Schöne Weihnachten.« Damit warf er Kev sein Handy zu.
    Kev hätte es fallen lassen können, fing es jedoch reflexartig auf. Irgendwie wurde es dadurch noch erniedrigender. Dieses Handy war ein Designerteil. Flach wie ein Messer, mattschwarz, neuester Stand der Technik. Und Aidan warf es Kev zu wie eine Kleinigkeit, als sei Kev ein Fall für die Fürsorge.

    Als Aidan sich umdrehte und auf mich zuging, trat ich ohne nachzudenken zur Seite. Dafür schoss Sunil mir einen tödlichen Blick zu, aber ich hätte die Situation nicht ändern können, ohne uns noch dümmer aussehen zu lassen. Außerdem folgte Allie Aidan, und ihr wollte ich auf keinen Fall in die Quere kommen. Als sie an mir vorbeiging, nahm sie keinerlei Notiz von mir.
    Komischerweise fühlte ich mich eigentlich gar nicht so schlecht. Aidan hatte Kev dumm dastehen lassen, und ich merkte, dass

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