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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Allies Handy in der Hand, aber die andere streckte er jetzt vor, um Kev zurückzustoßen. Kev
stand wie erstarrt, wie an Aidan festgefroren, während dieser ihm höchst erstaunt in die Augen blickte. Dann wandte Aidan seinen Blick mir zu, voller verletzter Verwunderung.
    Er begann zusammenzusacken. Er sah nach unten, dann wieder zu Kev, und versuchte, sich aufrecht zu halten, aber Kev half ihm nicht, er stand da wie ein Sack Mehl. Aidan sackte auf die Knie und ließ Kev los.
    Ich erkannte erst, wie still es war, als Mickey das Schweigen brach.
    »Das war Notwehr.« Er ging auf Kev zu, packte ihn am Arm und führte ihn ab. »Das war verdammte Notwehr!«
    Mir war egal, was es war. Ich versuchte immer noch zu verstehen, was geschehen war, obwohl ich es im Innersten sehr gut wusste. Ich versuchte nur, mein Handy festzuhalten, das irgendwie in meiner Hand aufgetaucht war, doch es rutschte mir immer weg, während ich verzweifelt die Knöpfe drückte.
    Allie saß auf dem Boden und hielt Aidan in den Armen. Er war auf ihren Schoß gesunken und sah sie an, während sich seine Verwunderung in Angst wandelte, die Knie angezogen und die Hände auf eine Stelle unterhalb seines Brustbeins gepresst. Zwischen seinen Fingern pulste Blut hervor. Er kippte immer weiter zur Seite und Allie hielt ihn fest, strich ihm übers Haar und machte »Schhhht, schht …«
    Eine Autotür schlug zu, und das Dröhnen eines aufgemotzten Motors und das Kreischen davonjagender Reifen erklang. Jemand stellte mir nervige Fragen am Telefon, das an meinem Ohr klebte, doch ich konnte nichts verstehen, denn jemand kam fluchend durch die immer größer werdende
Menge gelaufen. Orla rempelte mich an und schlug mir dabei das Handy aus der Hand, doch das war egal, weil mittlerweile jede Menge Leute telefonierten. Erst war sie still, dann begann sie zu schreien.
    Allie schrie nicht und brüllte nicht. Sie saß nur da, während Aidans Körper in ihren Armen zuckte und sein Blut eine Pfütze um ihre Beine bildete, während sein Leben aus ihm heraus durch ihre Hose sickerte. Ihre Augen waren dunkel wie die Nacht und immer noch beruhigte sie ihn leise. Sie hielt ihn wie ein Baby, und bis die Sirenen sie übertönten, hörte ich sie flüstern, dass er nicht sterben werde, weil sie das nicht zulassen werde.
    Ich glaube, das hat sie auch nie.

Heute

14
    Unnahbar, überlegen, aggressiv. Was für eine Kombination. Sie kümmerte sich um gar nichts, diese Orla. Diese Furcht einflößenden, schwarz umrandeten Augen. Ihr starker, selbstbewusster Körper, der ständig »Verpiss dich« zu schreien schien, die stolz vorgereckten Brüste, der barbarische Nasenring. Orla, Orla. Die platinblonde Strähne, die ihr wie eine kühle Klinge über ein Auge fiel. Ich konnte ihren Kaugummi über den angeschlagenen Resopaltisch im Soda Fountain riechen. Ich roch die Minze in ihrem Atem, zusammen mit Zigaretten und Espresso. Ich hätte sie am liebsten verschlungen oder wäre bei dem Versuch draufgegangen. Letzteres war wahrscheinlicher.
    »Warum kletterst du mittags immer über den Zaun?«, fragte ich.
    »McCluskey.«
    »McCluskey was?«
    Achselzuckend sah Orla über meine Schulter hinweg zum Fenster, als sei sie weniger an mir interessiert als an der Rückseite der Schrift Beppe’s Soda Fountain .
    »Er sagt, ich dürfe rüber. Aber nur vorläufig. Wenn ich etwas Ruhe haben will. Wegen …«

    »Ja«, antwortete ich. »Aber nur du? Nicht Gina oder Kylie oder die anderen?«
    Sie zog die Nase hoch. »Diese Bande von Versagern? Ich bin sie echt leid.«
    Wenn die sie nur hören könnten! »Wissen sie das?«
    »Nee. Und nächste Woche ist alles wieder normal, klar?« Sie sah mich einschüchternd an, damit ich es ja nicht wagte, den Mädchen irgendetwas davon zu erzählen.
    Als ob ich mit meinem Leben spielen würde.
    »Für einen faschistischen alten Mistkerl ist McCluskey ganz in Ordnung«, bemerkte ich.
    »Ja.« Sie holte eine Zigarette hervor.
    Wäre ich auf Zack gewesen – oder Raucher – dann hätte ich Feuer für sie gehabt. Das Soda Fountain war ein Ort, an dem man James Dean oder John Travolta spielen konnte, ein nachgemachtes Fünfziger-Jahre-Café mit pastelligen Eiscreme-Farben und Chrom. Es gab jede Menge Kitsch wie den Strohhalmspender, den Kaugummiautomaten und die Musikbox mit lauter Musik, die wir nicht mochten. Am Tresen stand ein Chevrolet aus rosa Pappmaché, und an den Wänden hingen schwarzweiße Filmbilder. Wenn ich meine Rolle spielen wollte, musste ich mich vorneigen

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