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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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sich sein Gesicht auf Augenhöhe befand, konnte ich ihn besser sehen. Er lächelte mich irgendwie schüchtern an, aber ich erwiderte seinen Blick nur wortlos. Der leere Blick.
    Es schien ihn nicht zu beeindrucken. »Wann hat Allie Geburtstag?«
    »Warum fragst du sie nicht selbst?«
    »Weil …«, er sah zu den Grüppchen auf dem Schulgelände hinüber, »… weil ich nicht will, dass sie weiß, dass ich gefragt habe.«
    »Vierter November«, antwortete ich, bevor ich darüber nachdachte.
    »Vielen Dank!« Er grinste mich breit an. »John Donne?«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Muss ich lesen. Steht auf der Liste. Okay?«
    »Okay.«
    »Ich lese sonst keine Gedichte.«
    Wieder sah er sich unschlüssig um. »Orla schon.«
    »Ach, tatsächlich?« Ich hätte ihn gerne geschlagen, aber dann hätte es so ausgesehen, als würde es mich interessieren, was Orla in ihrer Freizeit tat. Als ich seinem Blick folgte, entdeckte ich sie. Sie stand mit ein paar anderen Mädchen keine zehn Meter von uns entfernt. Ich konnte nicht erkennen, ob sie mich oder Aidan ansah, aber egal, wer es war, er schien sie sehr zu interessieren. Kalte Angst ließ meinen Magen zu einem Eisklumpen gefrieren, ich packte Aidan am Ärmel und zerrte ihn herunter, damit ich ihn finster anstarren konnte.
»Ich lese das nicht, um deine blöde Schwester zu beeindrucken. «
    »Das habe ich auch nie behauptet.« Er klang genervt. »Hör zu, ich weiß, dass du mich nicht magst.«
    »Gut.«
    »Und ich mag dich nicht.«
    Ich weiß nicht, warum mich diese Aussage so verletzte. Ich holte tief Luft. »Und?«
    »Es ist nur so, Allie und ich, wir kommen gut miteinander aus. Und ich hoffe, dass dich das nicht stört. Das ist alles.«
    Ich schlug mit dem Buch gegen meine Knöchel.
    »Gar nichts stört mich.«
    »Allie meint schon.«
    »Dann irrt sie sich.«
    »Na gut, kannst du ihr das sagen?« Plötzlich wurde sein Gesichtsausdruck ganz weich. Ich hätte ihn gerne geboxt. »Denn es stört sie, wenn es dich stört.«
    »Allie interessiert es nicht, was ich denke.«
    »Doch, tut es. Sie verehrt dich irgendwie.« Seine Lippe kräuselte sich spöttisch.
    »Nicht mehr«, antwortete ich.
    »Doch, tut sie. Eine Zeit lang mochte sie dich nicht, aber sie hat ihre Meinung geändert, wegen Shuggie und dem, was du getan hast.«
    Ich saß da und ließ den Drahtzaun sein Muster in meinen Rücken einprägen. Wenn ich aufstand, würde ich wie eine Waffel aussehen, aber ich brauchte die Stütze und die Ablenkung. Sie verehrte mich irgendwie, aber sie hat mich eine Weile nicht gemocht? Mir war ganz schwindelig vor Erleichterung,
aber tief in meiner Brust spürte ich einen schrecklichen Schmerz. Sie hat mich eine Weile nicht gemocht. Das hatte mir noch nie jemand gesagt. Ich glaube, ich wusste, dass sie mich nicht mochte. Wahrscheinlich mochte mich niemand. Ich glaube, nicht einmal Kev oder Sunil oder die Jungs haben mich je gemocht. Was nur fair war, denn ich mochte sie eigentlich auch nie. In den letzten vier Jahren hatte ich eigentlich überhaupt niemanden gemocht und jetzt mochte Aidan mich auch nicht.
    Na und? Mir wurde jedenfalls nie das Handy geklaut.
    »Du kennst meine Schwester?«, fragte er beiläufig.
    Ich kannte sie, fürchtete sie, begehrte sie. Obsessiv zwanghafte Lust, die sich seit Neuestem in Panik verwandelte. Aber das musste Aidan ja nicht wissen – und Orla auch nicht.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Sie hat Kev etwas über dich sagen hören, am Ende des letzten Schuljahres. Nachdem sie dich zusammengetreten hatten, weißt du noch? Er hat mit ein paar anderen rumgestanden und sie haben gelacht und sind so richtig über dich hergezogen. Also ist sie stehen geblieben, hat ihm auf die Schulter getippt und gesagt: »Zumindest hat Nick Geddes Eier und bewahrt sein Gehirn nicht darin auf.«
    Ich rollte meine Fingerknöchel über den Einband von John Donne. »Das hat sie … das hat sie wirklich gesagt?«
    »Hm-hm.« Er war leicht rot geworden. »Oh ja, und dann hat sie noch seine Kumpels angesehen und zu Kev gesagt, sein Schwanz muss ja echt klein sein, wenn er es für nötig hält, sich mit größeren zu umgeben.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste laut loslachen. Dann
dachte ich darüber nach und lachte wieder. Als ich Aidan ansah, lächelte er mich an.
    Ich runzelte die Stirn.
    »Was Allie angeht …«
    »Hmm?« Er horchte auf und das Lächeln verschwand.
    »Verlass sie nicht«, knurrte ich. Und da mir die Bemerkung ein wenig unsinnig zu sein schien, fügte ich hinzu:

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