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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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sondern immer Aidan Mahon.) »Aber ein junger Mann fühlt sich leicht bedroht, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie wirkte unsicher.
    »Ein Teenager ist ein wahrscheinlicheres Opfer für ein Gewaltverbrechen als ein Verbrecher. Stimmt das, Allie?«
    »Euer Ehren …«, wachte die Staatsanwältin auf.
    Urquhart schüttelte den Kopf. »Ich entschuldige mich bei meiner gelehrten Kollegin. Aber, Allie, glaubst du, Kevin fühlte sich von Aidan Mahon bedroht?«
    »Nein«, antwortete Allie und holte Luft, um ihren Standpunkt zu erläutern, doch dazu kam sie nicht.
    »Eingeschüchtert.« Urquhart nickte. »Ist das nicht verständlich? Kevin dachte, Aidan Mahon hätte ein Messer. Haben wir das alle nicht oft genug erlebt? Kevins eigenes Leben hätte bedroht sein können. Warum sollte er keine Angst haben? Sollte er da nicht zuschlagen? Aidan Mahon kam auf ihn zu! Das passiert, wenn Jungen Messer bei sich tragen, Alexandra. Furcht. Panik. Menschen werden verletzt. Selbst dann …«, er nickte zu Kev hinüber, »… wenn es niemand gewollt hat.«
    Hinter dem Glasschutz vor der Anklagebank hatte Kev das Gesicht in die Hände gelegt. Es sah nach Schniefen und Schnüffeln aus, doch ich konnte seine Augen nicht sehen. Ich
war beeindruckt. Hätte ich ihn nicht besser gekannt, hätte selbst ich Kev geglaubt.
    Als ich Orlas zinnfarbenen Blick auf die Anklagebank geheftet sah, stellte ich allerdings fest: Sollte wirklich jemand in der Lage sein, Kev umzubringen, war das nicht Aidan Mahon. Es war seine große Schwester.
    »Mickey hat gesagt …«, begann Allie.
    »Ah, Mickey!«, unterbrach Urquhart und sie verstummte. » Willst du ihn etwa so davonkommen lassen? Das hat er doch angeblich gesagt, Alexandra, ja?«
    »Nicht angeblich , er …«
    » Willst du ihn etwa so davonkommen lassen?« Er raschelte mit seinen Papieren und zog die Nase kraus. »Das klingt ein bisschen nach Wildem Westen, oder?«
    »Nein, ich …«
    »Und von all den Zeugen bist du die Einzige, die diese angebliche Bemerkung gehört hat?«
    »Ich … ja«, antwortete sie und biss sich auf die Lippe.
    Er ließ die Antwort im Raum stehen.
    »Selbst wenn er das gesagt hätte …«
    »EUER EHREN!«, fuhr die Staatsanwältin auf.
    »Ich entschuldige mich! Ich ziehe das zurück. Was du gehört hast, war aber nicht gerade eine Anstiftung zum Mord, oder? Willst du ihn etwa so davonkommen lassen. Das könnte alles Mögliche bedeuten, oder? Und wir haben nur dein Wort dafür, Alexandra.«
    Diesmal protestiere die Staatsanwältin nicht, auch wenn ihr kleiner Finger zuckte. Unter ihrem Auge zuckte auch etwas.

    Urquhart sah Mickey und seine Mutter an. »Michael wollte seinen Bruder Kevin schützen. Brüder und Schwestern: Sie kümmern sich umeinander, glaubst du nicht auch, Allie?«
    Schweigen.
    »Das ist natürlich und richtig, nicht wahr? So etwas tun Familien. Dein Bruder Nick hat sich auch um dich gekümmert, oder?«
    Sie sah ihn an. »Ja.«
    »Und stell dir vor, deine Mutter wäre krank. Weder du noch Nick würde ihr dann Kummer bereiten wollen, oder? Glaubst du, dass Kevin so anders ist als ihr? Glaubst du, dass er ein Junge ist, der seiner kranken Mutter unnötigen Kummer bereiten würde?«
    »Euer …!«
    »Ja, ja, ich ziehe das zurück.« Er zögerte. »Ihr steht euch sehr nahe, du und dein Bruder. Ist das so, Alexandra?«
    Allie hörte auf, den Anwalt auch nur noch anzusehen. Stattdessen richteten sich ihre dunklen Augen auf einen Punkt in mittlerer Entfernung. Wahrscheinlich auf Aidan. Das war, bevor wir wirklich wussten, was mit Allie los war; bevor die Aidan-Einbildung zu stark war, um sie zu ignorieren. Aber im Nachhinein denke ich, dass es so war: Sie beobachtete Aidan und wirkte ein wenig verstört.
    »Ich wollte dir nie wehtun, Mum!«, rief Kev und schlug mit den Handflächen an die Glasscheibe vor der Anklagebank, während seine Mutter vulkanartig in Tränen ausbrach. Mickey umarmte sie und wiegte sie, und Kevs Rechtsberaterin beruhigte ihn, tätschelte seinen Arm.

    Der Richter seufzte, verdrehte die Augen, sah auf die Uhr und unterbrach für das Mittagessen.
     
    Ich sah mich im Gerichtssaal um und musste an die Tage nach Aidans Tod denken, an die gründlich geschrubbte Stelle auf dem Pflaster und den Haufen Zeugs, das dort abgelegt worden war. Blumen in Cellophanpapier, selbst gebastelte Karten, manche von Menschen, die ihn kaum gekannt hatten, mit seinem lächelnden Gesicht, ausgeschnitten aus der Zeitung. Ein Rugbyhemd, ein Rugbyball, Teddybären. Teddybären! Um

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