Rob - Toedliche Wildnis
ausgesehen, das er nicht genau definieren konnte, aber eine natürliche Ursache schloss er aus. Angespannt wartete er, ob sich das Phänomen wiederholte. Er brauchte nur wenige Sekunden zu warten. Das Licht kam von rechts, wo hinter den Felsen der Fluss lag.
Die Lichtquelle musste eine beachtliche Energie besitzen, wenn Rob ihren Schein hinter der Kurve und damit hinter dem natürlichen Sichtschutz aus Felsen noch wahrnahm. Lautlos fluchte er vor sich hin. So vorsichtig wie möglich löste er sich von Cat. Ein protestierender Laut kam über ihre Lippen, aber dann rollte sie sich wie eine Katze zusammen und schlief weiter. Der Name »Kätzchen« passte in mehr als einer Hinsicht zu ihr.
Lautlos suchte er seine Hose und seine Stiefel und schlüpfte hinein. Auf seine Jacke verzichtete er. Die diente Cat nun als Kopfkissen. Die kalte Nachtluft brachte ihn zum Frösteln, aber das war es ihm wert, dass Cat weiterschlief. Nach kurzem Überlegen entschied er sich gegen die Taschenlampe. Stattdessen tastete er sich mit einer Hand an den Felsen entlang und umrundete so problemlos die Kurve. Nun lag das Tal vor ihm, und der helle Schein des Mondes enthüllte Dinge, auf die er lieber verzichtet hätte. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Lichtverhältnisse, und er schluckte hart, als er die nächsten unwillkommenen Details ausmachte. Unter ihm waren mindestens drei Personen mit Taschenlampen unterwegs. Dann flammte ein gewaltiger Scheinwerfer auf. Blinzelnd starrte er in das selbst aus dieser Entfernung gleißend helle Licht. Dann hatte er die Quelle identifiziert. Direkt am Flussufer parkte ein Pick-up oder ein ähnliches Fahrzeug, das mit schwenkbaren Scheinwerfern ausgestattet war. Scheinbar ziellos leuchteten diese Strahler mal die eine, dann die andere Richtung aus, aber nach kurzer Zeit fokussierten sie sich auf den Punkt, an dem der Zugang ins Gebirge lag. Langsam suchte sich das Fahrzeug einen Weg durch die Bäume. Es dauerte nicht lange, und schattenhafte Gestalten näherten sich dem schmalen Weg, den Cat und er benutzt hatten. Die Zeit lief ihm davon. Es brachte ihn nicht weiter, die Aktivitäten zu beobachten, dennoch gönnte er sich einen kurzen Augenblick, um den Blick in die Ferne schweifen zu lassen.
Zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte er die Gabe, Situationen schnell analysieren zu können. Unwissenheit konnte auch eine Erleichterung sein, Wissen einen hingegen in tiefe Verzweiflung stürzen. Darüber zu lamentieren würde an den Fakten jedoch auch nichts ändern. Die Lage war eindeutig. In ungefähr einer Stunde war es hell genug, um jede künstliche Lichtquelle überflüssig werden zu lassen. Die Kerle wussten, welchen Weg Cat und er genommen hatten, daran bestand kein Zweifel, sonst hätten sie nicht zielsicher nach dem Pfad gesucht. Ihre Flucht war zu Ende. Auf Dauer würden sie niemals schnell genug sein, um ihren Verfolgern zu entkommen. Der gewundene Pfad würde ihren Gegnern immer wieder freies Schussfeld bieten. Weglaufen schied damit aus. Die offene Annäherung bewies, wie sicher sich Crocks Männer fühlten.
Für eine gewisse Zeit reichte ihre Munition, um sich zu verschanzen und ihre Stellung zu halten, aber im Gegensatz zu Crocks Männern waren ihre Vorräte begrenzt, und niemand würde sie mit Nachschub versorgen. Vielleicht – aber auch nur vielleicht – würden sie sich lange genug behaupten können, bis Luc eintraf. Aber selbst das war ein klarer Negativposten. Luc würde wissen, dass ihnen bei einer Schießerei innerhalb kurzer Zeit die Munition ausgehen würde, und daher so schnell wie möglich die Felsen hinaufstürmen. Dann wären Crocks Männer in ihrer erhöhten Position im Vorteil und würden für Luc, Jay und ihre Begleiter eine gravierende Gefahr darstellen. Damit standen die Eckpunkte fest, und es gab für das weitere Vorgehen nur eine einzige Lösung ohne jede Alternative. Es war Robs Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Cat und seine Brüder und wer immer noch auf dem Weg zu ihnen war, unbeschadet aus der Sache herauskamen.
Über sein eigenes Schicksal machte er sich keine Illusionen. Seine Chancen waren schlecht, aber nicht aussichtslos. Immerhin wollte Crock ihn lebend. Es war auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass es Rob gelingen würde, Crocks Männer zu täuschen und in die falsche Richtung zu locken. Eine objektive Beurteilung seiner Lage war die eine Sache, aber er hatte nicht vor, Selbstmord zu begehen. Schon gar nicht, wenn sein Leben endlich eine Richtung
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