Rob - Toedliche Wildnis
unwahrscheinlich, dass es ausgerechnet Crock war, der sich dort im Park herumtrieb, aber er hatte in der Vergangenheit gelernt, auf seinen Instinkt zu hören. Schon einige Wochen zuvor hatte er geahnt, dass Jays Ermittlungen in einer Katastrophe enden würden, und auch damit hatte er recht behalten. Letztlich war es egal, wer dort auf harmlose Besucher schoss. Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht. So, wie er Rob kannte, würde sein Bruder die Angelegenheit nicht einfach auf sich beruhen lassen, sondern vielleicht sogar versuchen, sich die Täter auf eigene Faust vorzunehmen. Damit blieb nur die Hoffnung, dass Cat, die Rangerin, vernünftiger war, davon war Ted bei ihrem Telefonat ganz offensichtlich ausgegangen. Er wollte dies Jay gerade sagen, als sein eigenes Handy sich mit dem Klingelton meldete, den er für Scott, seinen Freund und Stellvertreter, eingestellt hatte.
Scott war sofort anzuhören, dass er keine guten Nachrichten hatte. »Bist du bei Jay im Büro?«
»Ja. Wieso?«
»Weil ich dann den ganzen Mist an seine Mail-Adresse schicke. Aber ich warne dich, Luc, dir wird nicht gefallen, was ihr gleich zu lesen bekommt.«
Ehe Luc nachfragen konnte, hatte Scott schon wieder aufgelegt.
Bereits wenige Sekunden später wurde auf Jays Monitor der Eingang einer neuen Mail angezeigt. Jay klickte auf den Dateianhang, und das Bild einer Frau mit kurzen schwarzen Haaren in der Uniform der US Marines erschien auf dem Bildschirm.
»Wer ist das?« Jays Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
»Gleich.« Luc überflog die Informationen unterhalb des Fotos und fluchte dann. »Das darf doch nicht wahr sein. Das ist Catherine Johnson, bis zu ihrer unehrenhaften Entlassung Captain bei den US Marines. Sie ist dort hochkant rausgeflogen, weil sie ohne Rücksicht auf Verluste ihren Trupp in einen Hinterhalt im Irak geführt hat. Zwei ihrer Männer sind ums Leben gekommen, und wenn ich die Botschaft zwischen den Zeilen richtig interpretiere, ist sie meistens auf ihren eigenen Vorteil bedacht und es fällt ihr schwer, Risiken richtig einzuschätzen. Nur durch ihr Geständnis und ihren bis dahin makellosen Werdegang ist sie einer Gefängnisstrafe entgangen.«
»Das klingt nicht gut, aber damit weiß ich immer noch nicht, warum du dich für diese Exsoldatin interessierst.«
»Weil sie jetzt als Rangerin im Yosemite arbeitet und Robs Tourguide ist.«
»Das wird ja immer besser. Also hat unser Bruder es nicht nur mit einem unbekannten schießwütigen Idioten zu tun, sondern auch mit einer ehemaligen Soldatin, der gerne mal die Pferde durchgehen?«
»Könnte sein, aber eigentlich fällt es bei den Marines nicht erst nach Jahren auf, wenn jemand derart ungeeignet für den Job ist. Vielleicht komme ich noch an ein paar Hintergrundinformationen heran, ich werde mal sehen, ob ich jemanden kenne, der uns sagen kann, was da genau los war.«
»Tu das. Und wir könnten uns langsam oben bei der Task Force blicken lassen. Ich bin gespannt, ob es außer deinem Gefühl irgendeinen Hinweis auf eine Verbindung zwischen Crock und dem Park gibt.«
Kaum hatte Jay das Großraumbüro betreten, blieb er wie angewurzelt stehen und sah sich um. Luc schüttelte sich innerlich. Sein Bruder hatte nicht übertrieben. Das provisorische Lagezentrum war völlig überfüllt, und bei dieser Geräuschkulisse war kaum ein vernünftiges Arbeiten möglich.
»Das gibt es doch nicht. Vorhin war es schon unerträglich, aber jetzt sind mindestens noch fünfzehn Leute hinzugekommen. Beth ist dahinten in der …« Er brach mitten im Satz ab, als eine wohlbekannte Stimme das Durcheinander übertönte.
Luc brauchte keine einzelnen Worte zu verstehen, der Tonfall reichte ihm, um festzustellen, dass Elizabeth in Höchstform war und jemandem gründlich die Meinung sagte.
Er folgte seinem Bruder, der sich einen Weg durch das Chaos bahnte und erst stehen blieb, als er seine aufgebrachte Lebensgefährtin und ihren Gesprächspartner, der nicht besonders glücklich aussah, erreichte.
Als Elizabeth sie bemerkte, wirbelte sie zu ihnen herum. »Ich finde euern Ansatz ganz vielversprechend und hätte gerne überprüft, ob es eine Verbindung zwischen Crock und dem Gebiet des Yosemite Nationalparks gibt, aber leider konnten wir nur einige rudimentäre Daten abgleichen, die uns nicht weitergebracht haben, weil gewisse Regierungsbehörden den Daumen auf sämtliche wirklich interessanten Informationen halten.« Sie fuhr so schnell wieder zu ihrem vorigen Gesprächspartner herum,
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