Rob - Toedliche Wildnis
Vorschlag machen konnte, gab sie sich einen Ruck und hob einen dünnen Ast vom Boden auf.
»Kommst du bitte mit.«
Ratlos folgte er ihr zu dem kleinen Stück Strand am See.
»Hier habe ich mehr Platz als auf einem Blatt Papier. Ich wollte dir einen kurzen Überblick geben, wo wir sind und auf welchem Weg wir uns der Ranch nähern sollten.«
Cat benutzte den Ast wie einen Stift und zeichnete damit etwas in den noch feuchten Sand. Nach den ersten Strichen, die noch reichlich wirr wirkten, staunte Rob. Statt einer groben Karte entstanden vor ihm Wasserfälle, Bäume und ein breiter Fluss. Alles nur angedeutet und dennoch gut erkennbar und auf eigenartige Weise lebendig.
»Himmel, Cat. Du bist eine Künstlerin. Wenn du schon so ein Kunstwerk mit einem Ast und nassem Sand schaffst, möchte ich unbedingt eine Zeichnung auf richtiger Leinwand von dir sehen. Das ist fantastisch.«
Ihre Wangen röteten sich, aber sie ging nicht direkt auf sein Lob ein, sondern grinste schelmisch. »Warte kurz, etwas habe ich vergessen.«
Rob musste lachen, als sie das Gesicht eines Berglöwen in den Sand malte, der zwischen zwei Baumstämmen hervorschaute. »Das musst du mir für meine Freundin auf Papier malen! Bitte, Cat, versprich mir genau dieses Motiv. Ich werde dir dafür so viel deutschen Pulverkaffee besorgen, wie du möchtest.«
»Deine Freundin?«
Rob verbarg seine Zufriedenheit über ihren scharfen Ton. »Ja. Habe ich sie bisher nicht erwähnt? Sie ist eine wahre Schönheit. Und ihr Charme erst, mit dem hat sie mich fest im Griff.«
Cats Miene war plötzlich wieder so abweisend wie bei ihrem ersten Treffen. Es war Zeit, die Sache aufzuklären. »Wenn ihre Eltern sich nicht dauernd einmischen und behaupten würden, dass ich sie zu sehr verwöhne, hätte ich für sie schon ganze Spielzeugläden leergekauft.«
»Spielzeugläden? Sag mal, wie alt ist deine Freundin?«
»Hatte ich das auch nicht erwähnt? Acht Jahre und die Tochter meines besten Freundes.«
»Du bist doch echt ein …« Cat brach mitten im Satz ab, der vermutlich mit einer wenig schmeichelhaften Bezeichnung geendet hätte, und schmunzelte. »Das war ausgesprochen fies, Anwalt. Die Zeichnung bekommst du auch so. Nachdem das geklärt wäre, pass jetzt bitte auf.«
Rob verzichtete aus gutem Grund darauf, Cat wegen ihrer nun leicht oberlehrerhaften Art aufzuziehen, sondern lauschte ihr aufmerksam, als sie ihm auf ihrer Skizze die Stellen zeigte, von denen aus auf sie geschossen worden war. Seine Besorgnis wuchs, als ihm klar wurde, dass es keinen logischen Grund dafür gab, dass Frank, der Besitzer der Pferderanch, gegenüber Ted behauptet haben sollte, nichts Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Ihm hätten sowohl die Schüsse als auch die Fahrzeuge auffallen müssen.
»Es könnte sein, dass sie ihn irgendwie unter Druck gesetzt haben, damit er Ted anlügt«, fasste Rob seine Überlegungen zusammen.
Cat seufzte. »Ja, das glaube ich auch, nachdem ich gestern Abend noch einmal über alles nachgedacht habe. Ich wollte es dir aber eigentlich schonender beibringen.«
»Das brauchst du nicht. Wie kommen wir über den Fluss?«
»Wir halten uns von dem regulären Pfad fern und gehen wie gestern quer durch den Wald. Ich sorge dafür, dass wir direkt an einer Stelle herauskommen, an der es ausreichend Felsen gibt und wo große Steine herumliegen, damit wir trocken über den Fluss kommen. Die Furt ist von der Ranch aus nicht einsehbar. Auf der anderen Seite meiden wir weiter die Straße und gehen wieder durch den Wald Richtung Ranch. Allerdings geht das nur ein kurzes Stück, danach liegt Grasland vor uns. Wir müssen einfach sehen, was uns dort erwartet. Aber ich habe zwei Bedingungen. Erstens, ich informiere Ted über unseren Verdacht, allerdings erst, wenn wir die Ranch im Blick haben. Ich will nicht riskieren, dass er uns zu früh zurückpfeift oder uns den Hubschrauber schickt. Immerhin kann es ja für Franks Aussage doch einen harmlosen Grund geben. Und zweitens, wenn es bei Frank irgendwie gefährlich aussieht, werden wir uns zurückziehen und verschwinden. Einverstanden?«
Zu diesem Zeitpunkt würde eine Diskussion außer einem handfesten Streit sowieso nichts bringen. Sollten Frank oder seine Frau in akuter Gefahr sein und Rob in der Lage, ihnen zu helfen, würde er das allerdings in jedem Fall tun.
»Ja, einverstanden. Solange es nicht einen guten Grund dafür gibt, trotzdem etwas zu unternehmen, Aber keine Sorge, ich bin kein Rambo und auch nicht James
Weitere Kostenlose Bücher