Rob - Toedliche Wildnis
Bergwiesen handeln, von denen er gelesen hatte. Aber die Realität übertraf die Fotos. Unzählige Pflanzen blühten im strahlenden Sonnenschein. Jeder Gartenbesitzer hätte vermutlich von Unkraut gesprochen, aber der Blütenteppich passte perfekt dorthin. Weiße und gelbe Schmetterlinge flogen umher und sorgten für zusätzliche Farbtupfer. Von dem Anblick überwältigt bemerkte Rob erst zu spät, dass sich das Motorengeräusch wieder näherte.
Gerade als ihm bewusst wurde, dass er das Quad noch nie so laut gehört hatte, zog Cat ihn energisch am Arm. »Runter. Da drüben.«
Instinktiv ließ sich Rob erst fallen und versuchte dann zu erkennen, was Cat meinte. Im nächsten Augenblick blitzte zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Wiese etwas Metallisches auf.
Ohne sich aufzurichten, nahm Cat den Rucksack ab. »Du hast gesagt, dass du mir vertraust. Jetzt kannst du es beweisen. Ich weiß, wie ich ungesehen an sie herankomme, du nicht. Du bleibst genau hier und rührst dich nicht. Wenn etwas schiefgeht, nimm das Handy und ruf die Kavallerie. Keine Heldentaten, verstanden?«
Cat wartete angespannt auf Robs Antwort. Da er bisher immer bestrebt gewesen war, sie vor jeder Gefahr zu schützen, befürchtete sie eine hitzige Diskussion. Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte er endlich. »Deine Aufklärungsmission geht in Ordnung, aber pass auf dich auf. Wenn wirklich etwas schiefläuft, fordere ich Unterstützung an. Was ich dann aber genau tue, hängt von der Situation ab.«
»Gut, damit kann ich leben. Werd nicht ungeduldig, wenn es etwas dauert.«
Rob nickte erneut, aber seine angespannten Kiefermuskeln verrieten ihr, welche Anstrengung es ihn kostete, ihr zuzustimmen. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in ihrer Bauchgegend aus. Sie würde es später genauer hinterfragen. Leise schob sie sich einige Zentimeter dichter an Rob heran und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Das Gefühl seiner Lippen an ihren war verführerisch, und sie hätte den Kuss zu gerne vertieft, aber sie hatte eine Aufgabe und die wollte sie erledigen, ehe der oder die Quadfahrer wieder verschwunden waren. »Bis gleich.«
Ihr Plan stand fest. Sie würde im Schatten der Bäume die Wiese umrunden, bis sie zu der Stelle kam, an der das Quad stand. Der Rest würde sich finden. Es war so gut wie ausgeschlossen, dass jemand sie entdeckte, dafür sorgten alleine schon die Farbe ihrer Kleidung und die Lichtverhältnisse. Da es zwischen den Bäumen eher schattig war, die Wiese aber im hellen Sonnenlicht lag, hatte ihr Verfolger so gut wie keine Chance, sie zu bemerken. Trotzdem ging sie kein Risiko ein, sondern lief zunächst gebückt um die Wiese herum und robbte dann lautlos weiter. Es war ein Gefühl, als hätte sie das Militär nie verlassen. Vielleicht sollte sie ihren ehemaligen Ausbildern dankbar sein, die ihr immer wieder eingehämmert hatten, dass die Fähigkeit, sich lautlos bewegen zu können, lebenswichtig war. Damals hatte sie allerdings über das harte Training geflucht.
Sie hatte zwar die Technik nicht verlernt, aber ihr fehlte die frühere Routine, und sie musste sich bemühen, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Ihre Männer hatten Cat oft genug damit aufgezogen, dass nichts sie aus der Ruhe bringen konnte, aber dieses Mal sah es anders aus. Ihr ehemaliger Sanitäter hatte sogar behauptet, dass sie sich dem Feind mit einem Pulsschlag nähern würde, mit dem sich andere auf einen gemütlichen Fernsehabend einstellten. Er würde sich wundern, wenn er wüsste, dass ihr Herz schon jetzt rasend schnell schlug, dabei trennten sie noch etliche Meter von ihrem Ziel. Vorsichtig schob sie sich weiter über den weichen Waldboden und wünschte sich dabei wenigstens eine Kiefer mit einem Stamm, der breit genug war, um dahinter in Deckung zu gehen. Da ihr Wunsch keinerlei Aussicht auf Erfüllung hatte, blieb ihr nur, sich möglichst eng an den Boden zu schmiegen.
Cat erstarrte mitten in der Bewegung, als sich wenige Meter vor ihr am Waldrand etwas bewegte. Es war durchaus möglich, dass dort ein Reh überprüfte, ob es die Wiese gefahrlos betreten konnte. Ihre Augen brannten schon, so angestrengt beobachtete sie die Stelle. Dann wurde ihre Mühe belohnt. Sie erkannte eine schemenhafte Gestalt. Eindeutig ein Mann. Er schien alleine unterwegs zu sein. Aber eine Garantie dafür gab es nicht. Jetzt musste sie noch vorsichtiger sein, denn umzukehren schied aus. Dann wäre ihre einzige Erkenntnis gewesen, dass ihnen mindestens ein Mann
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