Rob - Toedliche Wildnis
Haus mit gezückten Waffen zu empfangen.
Immer noch war kein Lebenszeichen zu entdecken. Normalerweise hätte Cat erwartet, dass Frank irgendwo im Garten oder auf dem Grundstück arbeitete und seine Frau in der Küche bereits das Mittagessen vorbereitete, stattdessen wirkte die Ranch bis auf die Pferde verlassen.
Robs Kiefermuskeln waren deutlich angespannt, während er das Haus beobachtete und schließlich den Kopf schüttelte. »Das gefällt mir nicht. Wieso wirkt alles wie ausgestorben? Was hältst du davon, wenn du hier wartest und ich mich mal drinnen umsehe? Sollte etwas schieflaufen, kannst du die Kavallerie rufen. Ich würde mich in der Wildnis nur verirren.«
Das klang zwar vernünftig, widerstrebte ihr aber. Sie würde Rob nicht alleine in das Haus lassen. »Wir gehen zusammen oder gar nicht. Und wenn ich ehrlich bin, tendiere ich zu gar nicht.«
Rob fasste nach ihrer Hand und drückte sie. »Ich auch, aber wir werden trotzdem nachsehen, ob mit Frank und seiner Frau alles in Ordnung ist. Vielleicht brauchen sie Hilfe.«
Statt Angst, die durchaus gerechtfertigt wäre, sah sie in seinem Blick nur Entschlossenheit, und ihr Herz schlug noch schneller. Im Gegensatz zu ihr kannte er Frank nicht einmal und war dennoch bereit, so viel zu riskieren. »Also dann, bringen wir’s hinter uns.«
Sie beschlossen, die Rucksäcke mitzunehmen, und liefen Seite an Seite auf das Haus zu. Ungehindert erreichten sie die Hintertür, die einen Spalt offen stand. Dass Frank nicht abschloss, war normal, aber er und seine Frau achteten strikt darauf, die Türen geschlossen zu halten, nachdem vor Jahren ein Waschbär ihr Wohnzimmer verwüstet hatte.
Das sah nicht gut aus.
Vorsichtig stieß Cat die Tür auf und lauschte angespannt. Kein Laut war zu hören, absolut nichts. Es war eindeutig zu still. Im ersten Moment wusste sie nicht, was sie störte, dann fuhr sie zu Rob herum. »Der Generator läuft nicht. Das Brummen ist sonst nicht zu überhören. Damit gibt’s im Haus keinen Strom und kein warmes Wasser.«
»Vielleicht ist das Ding kaputt gegangen und sie sind deswegen unterwegs.«
»Möglich wäre es, allerdings frage ich mich, wieso dann sein Pick-up draußen steht.«
Rob schob sich an ihr vorbei und sah sich in der Küche um. Alles wirkte aufgeräumt und sauber, kein schmutziges Geschirr stand herum. Nichts zeigte, dass hier noch vor Kurzem jemand ein Frühstück zubereitet hatte.
Das angrenzende Wohnzimmer war ebenfalls leer. Cat kehrte aus dem Arbeitszimmer zurück und schüttelte den Kopf. Rob erreichte die Treppe in das Obergeschoss eher als Cat und versperrte ihr den Weg.
»Wenn von unten jemand kommt, sitzen wir dort oben in der Falle. Ich gehe hoch und sehe mich um, du wartest hier.«
»Das halte ich nicht für …«
Rob fasste sie an den Schultern. »Bitte, Cat. Ich habe ein ganz mieses Gefühl. Hör dieses Mal auf mich.«
Er rechnete schon mit einer hitzigen Diskussion, aber zu seiner Erleichterung nickte sie schließlich, denn eine Begründung für seine Sorge hätte er ihr nicht liefern können. Etwas Dunkles, das er nicht beschreiben konnte, schien über dem Haus zu liegen. Sein Instinkt warnte ihn, aber er wusste nicht, wovor.
Er hastete die Treppe hinauf und blieb stehen. Fenster gab es dort nicht, nur durch die angelehnte Tür eines Zimmers fiel etwas Licht auf den Flur. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sich seine Augen an die fehlende Helligkeit gewöhnt hatten. Im nächsten Moment wünschte er sich, die Dunkelheit würde weiter verbergen, was vor ihm lag. Nichts in seinem bisherigen Leben hatte ihn auf diesen Anblick vorbereitet. Ein Teil seines Verstandes hatte schon begriffen, was er sah, aber trotzdem musste er erst hart schlucken, ehe er akzeptieren konnte, dass dies real war. Die Füße eines am Boden liegenden Mannes ragten in den Flur hinaus. Er musste sich zwingen, den Korridor weiter entlangzugehen, und unterdrückte dabei mit Mühe einen Fluch, der Cat nur veranlasst hätte, sofort zu ihm zu kommen. Es war wie in einer der Fernsehserien oder in einem der Action-Filme, die er gerne zusammen mit Murat oder einem seiner Brüder sah – und doch ganz anders. Unwillkürlich fragte er sich, wie oft Luc oder Jay schon mit einer solchen Situation konfrontiert worden waren.
Seine kümmerliche Hoffnung, noch irgendwie helfen zu können, verflog endgültig, als er die schwere Verletzung am Hinterkopf des älteren Mannes erkannte. Er blickte in das Schlafzimmer, und ein Würgen stieg in ihm auf,
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