Rob - Toedliche Wildnis
ihr wurde auch klar, warum er in die gleiche Klasse wie sein älterer Bruder gegangen war. Das Lächeln fiel ihr leicht, als sie den Kopf schüttelte. »Nein, ich habe damit kein Problem. Wie viele Klassen hast du übersprungen?«
Seine Erleichterung war unverkennbar. »Zwei. Aber ich weiß leider nicht, warum ein Russe hinter uns her ist.«
»Mach dir nichts draus, alles kannst auch du nicht wissen.« Ihre herablassenden Worte brachten ihn zum Grinsen. »Aber wenn du dein Superhirn noch einmal anschmeißt, wird dir noch was auffallen.«
»Hat er auf Englisch telefoniert?«
»Richtig, du bist auf der richtigen Spur.«
»Eine Art Söldner, der für einen amerikanischen Auftraggeber arbeitet?«
»Ich würde sagen, der Kandidat zieht in die nächste Runde ein. Lass uns weitergehen. Spätestens auf Franks Ranch werden wir einige Antworten bekommen, und auf dem Weg dahin habe ich noch eine Überraschung für dich.«
»Na, da bin ich gespannt. Diese Bergwiese hat mir bis auf den ungebetenen Besucher nämlich ausgesprochen gut gefallen.«
»Willst du hier eine Pause einlegen?«
»Gegenfrage. Wie weit ist es noch bis zur Ranch?«
»Gut neunzig Minuten.«
»Dann nicht.«
Sichtlich bedauernd wollte Rob sich abwenden, aber Cat hielt ihn zurück. »Danke, dass du mir das überlassen hast.«
»Kein Problem, Ma’am.« Er salutierte lässig. »Allerdings wird es mir nun ein Vergnügen sein, den Job des Kammerdieners der Lady zu übernehmen.«
Ehe sie seine Absicht durchschaut hatte, fuhr er mit seinen Händen über ihre Jacke. Der Versuch, ein paar Kiefernadeln und etwas Schmutz abzustreifen, glich einer Liebkosung. Als er eine verirrte Nadel aus ihren Haaren zupfte, strichen seine Finger so verführerisch über ihre Ohrläppchen, dass sie den Atem anhielt. Er zog sie an sich und streichelte verführerisch über ihren Po. Cat runzelte die Stirn. »Sekunde, ich bin auf dem Bauch gerobbt, da kann überhaupt nichts sein.«
Sein Mund war nur Zentimeter von ihrem Ohr entfernt. »Man sollte keine Chance verpassen.«
»Du bist unmöglich.«
»Ich weiß, und mir kommen beim Anblick der Wiese sehr interessante Ideen.«
»Schließen die auch Käfer und anderes Getier ein, das über deinen nackten Rücken krabbelt?«
Rob schnaubte. »Spielverderberin. Dann eben doch heute Abend ganz konservativ mit Zelt und Schlafsack.«
In seinen Worten schwang eine Frage mit, und sein Anflug von Unsicherheit rührte sie. Eigentlich sollte er doch langsam bemerkt haben, was er in ihr auslöste. »Konservativ vielleicht, aber bestimmt nicht langweilig.«
Sein Blick bekam eine Intensität, die sie erzittern ließ. Seine sonst blauen Augen waren auf einmal fast schwarz. »Klingt verdammt verführerisch.«
Cat räusperte sich. »Lass uns weitergehen.«
Kurz hinter der Bergwiese änderte sich die Vegetation. Farne und Moos bedeckten den Boden, und sie gingen über einen weichen, grünen Teppich. Rob blieb stehen und trat fest auf den Boden, der unter seinem Fuß nachgab. »Hier würde das Quad versinken.«
»Ja, das meinte ich, als ich sagte, dass sie uns hierher nicht folgen können.«
»Sehr praktisch. Hast du noch mehr solche Überraschungen?«
»Später. Erst einmal folgen wir dem kleinen Bach da drüben bis zum Fluss.«
Als sie das schmale Rinnsal erreicht hatten, blieb Rob stehen. Sichtlich begeistert betrachtete er die Steine am Grund, die im Sonnenlicht in unterschiedlichen Farben glitzerten.
»Eben noch düsterer Wald, dann die Wiese und nun das.«
Seine Begeisterung für die Landschaft gefiel ihr. Damit hatte sie bei ihrer ersten Begegnung nicht gerechnet. Während sie dem Bach folgten, musterte Cat die Bäume, bis sie den gesuchten fand. »Da drüben ist etwas, das du dir ansehen solltest.«
Ratlos betrachtete Rob die Bäume. »Einer ist etwas dicker, aber sonst …« Er brach mitten im Satz ab und legte den Kopf in den Nacken. »Das ist ja ein Mammutbaum. Wie hoch ist der?«
»Ich schätze ihn auf gut fünfzig Meter.«
Rob hatte den Kopf immer noch weit nach hinten gelegt, und allmählich machte sich Cat Sorgen um seine Nackenmuskeln. Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, rieb er sich über das Genick. »Unglaublich. Wenn ich überlege, wie alt der Baum sein muss, wird mir ganz anders. Da merkt man erst, wie unwichtig und unbedeutend ein Mensch ist.«
»Na komm, mehr als ein paar Jahrhunderte hat der junge Mann auch noch nicht hinter sich. Es gibt Vertreter seiner Sorte, die bringen es auf geschätzte dreitausend
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