Rob - Toedliche Wildnis
der eigentlich noch nicht alleine hätte fahren dürfen. Erstaunlicherweise ist die Sache als tragischer Unfall in den Polizeiakten gelandet und nicht weiterverfolgt worden. Wenn du mich fragst, hat da jemand mit viel Einfluss verhindert, dass es ein Strafverfahren gegen den Jungen gab. Und was noch interessanter ist: Laut den offiziellen Unterlagen hatte die Familie nur drei Kinder, das Mädchen muss also adoptiert worden sein oder so ähnlich. Aber auch darüber konnten wir noch nichts herausfinden. Ansonsten gibt es ein erstes Ergebnis aus dem Labor. Das Gift ist über den hauseigenen Brunnen, der das Haus mit Wasser versorgt, verbreitet worden. Die Familie hatte keine Chance.«
Jay war überrascht. Normalerweise brauchte das Labor länger. »Wie haben die das so schnell rausgefunden?«
»Das verdankst du deiner weisen Entscheidung, uns, also unser halbes Team, hinzuschicken. Tina ist aufgefallen, dass das Haus mit diversen Kameras und Bewegungsmeldern geschützt war, das Brunnenhäuschen aber nur durch ein einfaches Schloss, an dem sie Kratzspuren entdeckt hat. Sie hat den Technikern einen Tipp gegeben, und das war’s.«
»Gute Arbeit.«
Elizabeth spielte mit einem Kugelschreiber, und Jay war gespannt, ob ihre Überlegungen in die gleiche Richtung gingen wie seine eigenen. Sie wechselten einen Blick, und Elizabeth seufzte. »Es klingt absurd und übertrieben, aber könnte die Auslöschung der Familie die Rache für den Tod des Mädchens sein?«
Jenna schüttelte sich. »Das klingt wie aus einem Horrorfilm.«
Jasmin wurde wieder blass. »Da drinnen sah es wirklich aus wie in einem solchen Film. Wer immer das getan hat, muss eine irrsinnige Motivation gehabt haben. Die Kinder waren zwischen zehn und sechzehn Jahren. Rache wäre für mich ein mögliches Motiv. Was habt ihr über Crock herausgefunden?«
Luc gab Jay ein Zeichen, dass der die Antwort übernehmen sollte. Jay revanchierte sich mit einer arrogant gehobenen Augenbraue, um unmissverständlich »wer auch sonst?« zu signalisieren, und die Botschaft kam bei Luc an. Statt einer fälligen Entschuldigung reagierte sein Bruder jedoch mit einem breiten Grinsen. Nun ja, man konnte nicht alles haben.
»Dom hat sich umgehört und ist auf einen Kollegen gestoßen, der sich vor einem Jahr mit Straftaten in Kalifornien beschäftigt hat, die mit ungewöhnlichen Urteilen geendet haben. Dabei ist Doms Kollege auf Crock gestoßen, der für ein ziemlich grausames Tötungsdelikt mit vier Jahren vergleichsweise glimpflich davongekommen ist. Der Fall hat ihn neugierig gemacht. Er hat Nachforschungen angestellt, und ist schnell auf Ungereimtheiten gestoßen. Er war schon sicher, einer ganz großen Sache auf der Spur zu sein, als er Besuch von einer Behörde bekam, die wir gut kennen.«
»Homeland?«
»Genau. Ihm wurde klargemacht, dass jeder weitere Versuch, einen Artikel über Crock zu schreiben, für ihn verheerende Folgen haben würde. Laut Dom ist sein Kollege nicht so leicht einzuschüchtern, aber dann wäre sein Sohn beinahe von der Uni geflogen, weil bei ihm eine geringe Menge Marihuana gefunden wurde. Es gab noch ein, zwei weitere Aktionen in der Art, dann hat er aufgegeben, sein Material allerdings nicht wie gefordert vernichtet. Als Dom nun seinen Rundruf bei einigen Freunden und Bekannten startete, hat er ihm alles bereitwillig übergeben, möchte aber als offizielle Quelle und in der Öffentlichkeit nicht auftauchen, ehe wir ihm zusichern, dass er keine Konsequenzen mehr zu befürchten hat.«
Jenna hielt es nicht mehr auf ihrem Stuhl. Sie sprang auf. »Das sind ja Methoden wie in einer Diktatur!«
Elizabeth wirkte ebenfalls aufgebracht und schnaubte. »Und was hat der Reporter über Crock ausgegraben?«
»Crock hat einen hochrangigen Regierungsbeamten mit bloßen Händen erschlagen. Und damit meine ich keinen Karateschlag ins Genick oder so was, sondern er hat sich Zeit gelassen und das Opfer fürchterlich gequält. Am Ende musste die Leiche mithilfe der DNA identifiziert werden, weil selbst Fingerabdrücke zu nehmen oder ein Gebissabgleich nicht mehr möglich waren.«
Scott schüttelte sichtlich fassungslos den Kopf. »Und dafür hat er nur vier Jahre bekommen? Kein Wunder, dass Homeland euch nicht sagen wollte, warum er im Knast saß.«
»Ihr habt noch was übersehen.« Sämtliche Blicke richteten sich auf Elizabeth. »Vier Jahre und die im Hochsicherheitstrakt? Das passt doch auch nicht zusammen. Da wäre wohl eher eine Unterbringung in einem
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