Rob - Toedliche Wildnis
wissen, was hier los ist.«
Kalil seufzte vernehmlich. »Ich beschränke mich auf die Kurzfassung: Dieser Crock ist ein echtes Monster, dagegen sind eure alten Freunde Warzai und Alvarez die reinsten Unschuldslämmer. So, wie es aussieht, sind Rob und die Rangerin ihm während seiner Racheaktion zufällig in die Quere gekommen.«
Warzai war ein brutaler Anführer der Taliban, gegen den Hamid und Luc gemeinsam gekämpft und beinahe verloren hatten. Mit Alvarez hatten Jay und Elizabeth es vor Kurzem zu tun gehabt und hätten ohne die Hilfe von Luc und Hamid nicht überlebt. Die Aussicht, dass Crock die Mistkerle noch in den Schatten stellte, passte zu ihren eigenen Erkenntnissen und gefiel Jay überhaupt nicht. Er nahm den Becher Kaffee, den er für sich vorgesehen hatte, und schob ihn Kalil hin. »Die erste Runde geht an dich. Verrätst du mir noch, wieso du in Amerika und nicht in Afghanistan bist?«
»Ich habe einen völlig normalen britischen Reisepass, und zum Glück hat euer dämliches Fahndungsfoto kaum Ähnlichkeit mit mir, daher kann ich problemlos reisen. Meine Mutter liegt in Dallas im Krankenhaus. Die dortige Klinik hat ein neues Verfahren für die Behandlung der Lungenkrankheit, unter der sie leidet, und sie wollte gerne einen ihrer Söhne an ihrer Seite haben.« Kalil fuhr sich mit der Hand über die Stirn, und obwohl er es nicht aussprach, ahnte Jay, dass der Zustand seiner Mutter sehr ernst sein musste. »Da Hamid gerade mal wieder andere Probleme hat, durfte ich mich in den Flieger setzen. Und ehe du dich jetzt wieder aufregst, Luc, die Behandlung sollte erst in einigen Monaten erfolgen. Aber ihr ging es plötzlich schlechter, und glücklicherweise wurde zufällig in Dallas ein Platz frei. Wir mussten alles so schnell regeln, dass keine Zeit für eine Abstimmung mit euch blieb. Jays Anfrage war für mich die ideale Ablenkung während der elenden Wartezeit. Jetzt geht es ihr wieder ganz gut, und mein Vater kommt alleine klar. Murat habe ich informiert, weil es als Robs Freund sein gutes Recht ist, hier mitzumischen, und nebenbei werden wir ihn und seine Fähigkeiten noch verdammt gut gebrauchen können. Eines eurer Probleme ist nämlich, dass diese Idioten von Homeland in gewisser Weise ihre schützende Hand über Crock halten. Wo ist Jasmin? Und Beth möchte ich auch endlich kennenlernen.«
Die Frage hätte Jay ebenfalls interessiert, aber vermutlich hatten die Frauen sich in das Büro von Beth zurückgezogen. Ehe Luc antworten konnte, wurde die Tür aufgestoßen, und Elizabeth stürmte herein.
»Wo bleibt der versprochene Kaffee? Ich …« Sie brach mitten im Satz ab und starrte Murat an, öffnete den Mund und schloss ihn wieder, als sie Kalil an dem Notebook entdeckte. »Das gibt es doch gar nicht!«
Jasmin folgte ihr, riss die Augen auf und schaffte es gerade noch, die Tür hinter sich zu schließen, ehe sie sich mit einem Freudenschrei auf den jungen Afghanen stürzte, der für sie wie ein Bruder war. Die Begrüßungen und Erklärungen gaben Jay die dringend benötigte Zeit, um mit Kalils Informationen fertig zu werden. Der Fall hatte sich endgültig zu einem Albtraum entwickelt. Er war so in seine eigenen Überlegungen vertieft gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass Luc und Murat direkt vor ihm standen. Beide hatten den gleichen entschlossenen Gesichtsausdruck.
»Wir werden diesen Crock ausschalten und Rob da rausholen. Eine andere Alternative gibt es nicht.« Murats ruhige Ankündigung verfehlte ihre Wirkung auf Jay nicht, und letztlich war er froh, mit Murat und Kalil zwei zusätzliche Männer an ihrer Seite zu haben, die wussten, worauf es ankam.
Rob rang nach Luft und lehnte sich schwer gegen den Baumstamm. Weniger um sich vor ihren Verfolgern zu verstecken, sondern um überhaupt noch aufrecht stehen zu können. Sein Herz schlug rasend schnell, und ein grauer Nebel waberte vor seinen Augen. Endlich klärte sich seine Sicht wieder, und besorgt betrachtete er Cat. Ihr ging es nicht besser als ihm, und ihre Gesichtsfarbe gefiel ihm überhaupt nicht. Kreidebleich war noch untertrieben. Sie brauchten dringend einen Plan. Ihre Gegner hatten einen, und der funktionierte leider erstaunlich gut. Seit über drei Stunden wurden sie von den Quads nun durch den Wald gehetzt, und ein Ende dieser Jagd war nicht absehbar. Oder eigentlich schon. Sie hatten nämlich nicht die geringste Chance, das Tempo beizubehalten, und damit lag ein Ende doch in greifbarer Nähe, aber keins, das er
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