Rob - Toedliche Wildnis
dieser Luxusgefängnisse angebracht gewesen. Ich denke, hinter der Sache steckt noch viel mehr.«
Jay stand auf und reckte sich. »Stimmt. Aber das war die grobe Zusammenfassung. Der Rest sind Details, die im Moment nicht so wichtig sind. Ich besorge uns vernünftigen Kaffee und Donuts, und danach sollten sich dann einige von uns wieder um ihre eigentlichen Jobs kümmern oder Richtung Yosemite aufbrechen. Sobald ich meinen Kaffee getrunken habe, knöpfe ich mir Myers vor.«
Obwohl das Einkaufszentrum in Sichtweite des FBI -Gebäudes lag, war es wegen der Sicherheitszäune nur über einen zeitraubenden Umweg erreichbar. Aber der Kaffee und vor allem die Donuts waren die Mühe wert. Mit insgesamt sechs Bechern in einem Pappträger und einem überdimensionierten Karton für das Gebäck stieß Jay jedoch an die Grenzen dessen, was er noch alleine transportieren konnte und war froh, als er endlich wieder das FBI -Gebäude betrat. Fluchend versuchte er seinen Ausweis aus der Anzugtasche zu fischen, als der Wachposten abwinkte. »Schon gut, Special Agent DeGrasse. Ich kenne Sie mittlerweile. Außerdem werden Sie bereits erwartet. Es sind gerade eben zwei Besucher für Sie eingetroffen. Wir haben die Herrschaften gebeten, kurz zu warten, da wir jeden Moment mit Ihrer Rückkehr gerechnet haben. Vielleicht könnten Sie die Formalitäten für die Besucherausweise übernehmen?«
Besucher? Dann würde der Kaffee kaum reichen. Der Beamte deutete auf den Ständer mit den diversen Werbebroschüren über die Aufgaben des FBI in einer Ecke des Eingangsbereichs. Einen der dort wartenden Männer erkannte Jay sofort, aber er hätte Murat, Robs Freund, niemals auch nur in der Nähe seines Arbeitsplatzes erwartet. Der andere war jünger, vielleicht Anfang zwanzig. Mit den rötlichen Haaren und den Kopfhörern eines iPods in den Ohren bezweifelte Jay, dass der Typ Murats Begleiter war. Aber das würde er leicht herausfinden.
Er ging auf die beiden zu, als ihm schlagartig ein Foto in den Sinn kam, auf dem Murats Begleiter statt der Jeans und der Sweatjacke eine Tarnhose trug und ein Gewehr in der Hand hielt. Er blieb stehen und verhinderte nur mit Mühe, den unerwarteten Besucher mit offenem Mund anzustarren.
Murat grinste ihn etwas schief an. »Anscheinend kann ich mir die Vorstellung sparen. Gib ihm eine Chance, dir was zu erklären. Es ist wirklich wichtig.«
Jay bekam ein Nicken hin und überlegte bereits fieberhaft, wie er weiter vorgehen sollte. Wenn er jetzt mit den beiden verschwand, erregte er nur unnötiges Aufsehen, und es musste einen guten Grund geben, warum sie ihn ausgerechnet hier aufsuchten. Da Murat dabei war, konnte es nur um Rob gehen. Jay zwang sich zu einem Lächeln, das ihm erstaunlich leicht gelang. »Ich freue mich, dass wir uns endlich kennenlernen. Ich hätte aber nie damit gerechnet, dass wir uns hier und heute treffen würden.«
Das war die Wahrheit. Schon bei ihren Telefonaten hatte die Chemie zwischen ihnen gestimmt. Jay sprach auf Paschtu weiter und senkte seine Stimme zu einem Flüstern: »Und ich freue mich schon darauf, wenn du Luc erklärst, warum du hier auftauchst.«
Das Lächeln verschwand schlagartig aus dem Gesicht seines Gegenübers. »Ich hatte gehofft, in Ruhe mit dir sprechen zu können, und wir brauchen noch kurz Zugriff auf euren Computer. Sag mir bitte nicht, dass Luc hier ist. Den wollte ich eigentlich schonender auf meine Anwesenheit vorbereiten.«
»Luc ist oben in meinem Büro. Und er wird begeistert sein, wenn ich in deiner Begleitung erscheine. Ich melde euch als ganz normale Besucher an und bürge für euch. Ausweisen müsst ihr euch dann nicht, aber betet, dass das hier gut geht. Sonst bringt Luc uns alle um.«
Für die Formalitäten reichte es, dass Jay angab, es handele sich um einen Freund und einen Verwandten von ihm. Jay betrachtete die beiden Besucherausweise und fluchte innerlich. Ihn würde es vermutlich lediglich den Job kosten, wenn herauskam, dass er einem als Taliban gesuchten Afghanen Zutritt zum FBI -Gebäude verschafft hatte. Kalil Kazim würde jedoch für etliche Jahre an einem verdammt ungemütlichen Ort landen. Jay schätzte Hamid, Kalils älteren Bruder, und schuldete ihm einiges dafür, dass er maßgeblich an Jays und Elizabeths Rettung beteiligt gewesen war, als sie einem mexikanischen Drogenboss in die Hände gefallen waren. Es wäre ein ziemlich mieser Dank, wenn Jay nun dafür verantwortlich sein würde, dass sein jüngerer Bruder Kalil in die Fänge
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