Rob - Toedliche Wildnis

zwischen den Schüssen im Yosemite und Crock hindeuten, sind extrem vage.«
    Luc wich seinem forschenden Blick aus. Die Reaktion war so ungewöhnlich für seinen Bruder, dass Jays Überzeugung, es müsse für Robs Probleme eine andere, harmlosere Erklärung geben, gewaltig ins Wanken geriet. »Irgendwas verschweigst du mir. Raus damit.«
    »Verschweigen ist zu viel gesagt.«
    »Mir ist egal, wie du es nennst. Was ist los?«
    »Vorhin hat mich Ted angerufen. Der von der Rangerstation. Rob und Cat wollten sich überzeugen, dass auf einer Ranch in dem Gebiet alles in Ordnung ist. Rob hat ausdrücklich darum gebeten, dass Ted mich informiert, wenn er sich nicht wieder meldet.«
    Das war ungewöhnlich und deutete daraufhin, dass Rob die Lage so ernst beurteilte, dass er Lucs Fähigkeiten als SEAL benötigte. »Und?«
    »Ich weiß es nicht. Ich erreiche Ted nicht mehr. Ein Anruf bei einer anderen Rangerstation hat auch nichts gebracht. Ich wollte die dazu veranlassen, bei Ted nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Die haben aber reagiert, als sei ich ein Verrückter, und hatten wohl gerade andere Probleme.«
    »Und was hast du jetzt vor? Und vor allem, was wolltest du dann hier im FBI -Gebäude?«
    »Ich habe Timothy und Chris auf den Nationalpark angesetzt. Ich will wissen, ob dort noch irgendetwas Ungewöhnliches passiert. Scott und ich hatten vor, ihnen später zu helfen. Ich bin hierher gefahren, weil ich mir eigentlich nur ungestört Myers vornehmen wollte. Mir gefällt das alles überhaupt nicht, und das meine ich unabhängig von der Möglichkeit, dass Rob indirekt in die ganze Geschichte verwickelt ist. Homeland und vor allem Myers’ Boss haben einiges zu verbergen, und ich befürchte, dass ihnen dabei egal ist, wie viele Menschen sie gefährden. Eigentlich hätten nach Crocks Erpressungsversuch hier die Alarmglocken läuten sollen, und alle verfügbaren Kräfte müssten an der Sache arbeiten. Spätestens nachdem das Wort ›Rizin‹ gefallen ist. Wir reden schließlich über ein Gift, das als Bio-Waffe geeignet ist und so gefährlich, dass sogar jeder SEAL in Deckung geht, wenn er damit zu tun bekommt. Aber stattdessen herrscht hier Ruhe. Es gibt da oben bei euch nur diese Task Force, die meiner Meinung nach überhaupt nichts zustande bringt, und ansonsten nur noch dich und Beth, weil euer Boss die Lage offenbar ähnlich einschätzt wie ich.«
    Gegen Lucs Analyse der Lage gab es nichts einzuwenden. »Ich sehe das wie du. Aber trotzdem ist und bleibt das kein Fall für die US Navy, Luc. Ein ausführliches Gespräch mit Myers hätte auf meiner Liste auch ganz oben gestanden, aber jetzt sehen wir uns erst mal an, was Dom uns besorgt hat. Vielleicht haben wir damit schon das ideale Mittel, um Myers unter Druck zu setzen. Wenn du mitmachen willst, solltest du dir dein eigenes Notebook holen. Denn falls du vorhast, mir die ganze Zeit über die Schulter zu sehen, wirst du feststellen, dass du hier verdammt schnell wieder rausfliegen kannst.«

14
    Der größte Teil der Pizzen lag mittlerweile kalt in den Kartons. Nach knapp zweistündigem Lesen brauchte Jay dringend eine Pause, und es war Zeit, ihre Ergebnisse zusammenzutragen. Sein Büro schien so etwas wie das neue Besprechungszimmer zu sein, denn ehe er alle zusammenrufen konnte, kamen wie auf ein geheimes Zeichen erst Elizabeth und Jasmin und wenige Sekunden später auch Scott und Jenna herein.
    »Wir beginnen mit den Opfern. Was habt ihr?«
    Jenna atmete tief durch. »Die Familie war recht wohlhabend und auf den ersten Blick ziemlich normal. Aber wenn man tiefer gräbt, wird es interessant. Der Vater hat früher für die Regierung gearbeitet. Was genau er dort gemacht hat, wissen wir noch nicht. Aber da wir das nicht so einfach herausgefunden haben, tippen wir auf eine ähnliche Tätigkeit wie im Fall von Crock und vermuten da die Verbindung zu ihm. Allerdings gibt es dafür keinen Beweis. Nur die Aussagen von dem Homeland-Typen, dass Crock und er Freunde gewesen sein sollen. Der Mann bekam eine sehr ansehnliche monatliche Pension, die zum Rang eines Generals passen würde und für die er eigentlich viel zu jung war. Die Farm war nur eine Art Hobby. Auf den ersten Blick also alles normal. Spannend wurde es dann vor ungefähr einem Monat. Die Beamten vor Ort sprachen von vier Kindern. Das ist in gewisser Weise auch richtig, nur ist das vierte Kind, ein Mädchen, vor rund vier Wochen bei einem Autounfall gestorben. Am Steuer des Wagen saß der sechzehnjährige Sohn,