Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
Vom Netzwerk:
einfach?«
    »Hmm.«
    »Als ob du in die Mall gehst?«
    Eddie schaute sie bloß an.
    »Als ob du zu Wal-Mart gehst?«
    »So hab ich die Sache nie betrachtet, Süße, aber vielleicht hast du recht. Hör dir das mal an!«
    Mit bloßem Oberkörper lehnte er sich auf der Couch zurück. Den nackten rechten Fuß auf das Kissen gestützt und die Gitarre quer über dem Bauch, suchte er ein Blatt mit Noten heraus. Die Falten auf seiner Stirn verrieten seine Konzentration. Della beobachtete ihn. Seit er vor einigen Tagen auf diese Gitarre gestoßen war, hatte er kaum noch etwas anderes getan, als auf ihr zu zupfen. Er hatte sie gereinigt, gestimmt und dabei gelächelt wie ein Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hat. Es war eine Gibson-Akustik, hatte er erklärt, ein Klassiker, teuer. Nichts, was man normalerweise unter dem Bett eines Strandhauses findet. »Wo kommt sie her?«
    »Keine Ahnung«, hatte Della erwidert. »LD kann jedenfalls nicht spielen.«
    »Der Finder darf sie behalten«, hatte er geantwortet, und damit war die Sache geklärt. Nur zum Essen und zum Schlafen legte er sie aus der Hand. Er behandelte sie, als hätte er einen neuen Freund gewonnen.
    Wenigstens war er nicht unterwegs, um irgendwelche Läden auszurauben.
    »Okay«, sagte er und legte die Arme fester um das Instrument. »Los geht’s. Hör gut zu. Das ist die ganz einfache Blues-Struktur, ein Schema, in dem die erste, vierte und fünfte Stufe vorkommen. Dann gibt’s diese schrägen Töne, das sind die Blue Notes, afrikanischer Einfluss. Beim Gesang hast du ein Rede-und-Antwort-Muster, wie die Rufe auf einer Plantage mit Sklaven.«
    Sie beobachtete, wie er die linke Hand um den Gitarrenhals legte, mit dem rechten Daumen die Saiten anschlug und zwischendurch einzelne Töne zupfte. Sein Kopf bewegte sich vor und zurück, und sein Fuß klopfte zu dem eigenwilligen Rhythmus auf den Boden. Er begann zu singen.
    Della, die es sich mit dem morgendlichen Chronicle auf dem Schoß im Sessel bequem gemacht hatte, hörte mit einem Ohr zu. In ihren Ohren klang ein Bluessong wie der andere. Sie warf einen finsteren Blick auf die zusammengefaltete Zeitung. Nichts über Mister Traumschiff. Wieder nichts. Auch nicht im Fernsehen. Und da drüben saß Eddie, ein gesuchter Verbrecher, und spielte mit seinem neuen Freund, ohne sich die geringsten Sorgen zu machen. Während sie selbst kurz vor dem Durchdrehen stand. Jeden Tag dasselbe. Aufstehen, Frühstück herrichten, ein bisschen in der Bibel lesen oder es jedenfalls versuchen – all diese altmodischen Ausdrücke konnten einen wirklich zum Einschlafen bringen. Dann hinlegen und an der Bräune arbeiten. Junge, war das spannend. Oprah wurde zum Höhepunkt des Tages, oder Jerry. Was für ein Leben. Sich am Strand verstecken, nicht zur Arbeit gehen, die Kinder vermissen. Und sie wusste nicht mal mehr, warum das Ganze.
    Vielleicht hatte sich der Sturm schon gelegt.
    Klar, wer’s glaubt …
    Sobald sie wieder in ihrem Apartment in Sugar Land auftauchte, würden die Typen aus den Schränken springen, eine komplette Spezialeinheit. Ihr die Handschellen anlegen und brüllen: »Jetzt haben wir dich!« Gütiger Gott, sie sah die Szene schon vor sich.
    Man dreht ihr die Arme auf den Rücken, alles ganz geschäftsmäßig. Sie sind verhaftet wegen des Mordes an Mister Soundso, dem bedeutenden Manager der Firma Soundso. Hier sind Ihre Rechte et cetera et cetera. Natürlich ist die Liste der Rechte nicht besonders lang. Dann der Polizeiwagen, eine Fahrt ins Stadtzentrum. Fernsehkameras um sie herum, wenn man sie aufs Polizeirevier bringt. Die Schreie von Reportern: Warum haben Sie es getan? War es ein Streit unter Liebhabern? Ein Sexspiel? Sind Sie eine Prostituierte, Miss Street? Meine Güte, eine Prostituierte. Aber sie hält den Kopf gesenkt und sagt kein Wort. Was natürlich nichts ändert. Wenn man in Handschellen auf ein Polizeirevier geführt wird, wirkt man grundsätzlich schuldig. Dann der Vernehmungsraum. Ein winziger Tisch und zwei ungemütliche Stühle, Flecken an den Wänden, eine einzelne nackte Glühbirne. Sie sitzt und reibt sich die Handgelenke, ihr Make-up ist vom Schweiß zerlaufen. Auf der anderen Seite des Tisches ein fetter Detective in einem billigen Anzug, der sie nur anstarrt. Ein zweiter Detective, dünn und voller Akne, gegen die Wand gelehnt. Dann endlich: Wo waren Sie in der fraglichen Nacht, Miss Street? Der Fette übernimmt das Reden. Wer, ich? Nee, Ihre Mutter. Triefend vor Sarkasmus. Welche Nacht

Weitere Kostenlose Bücher