Robbers: Thriller (German Edition)
Vogel, der gesungen hat?«
»Nee«, sagte Eddie. »Hab ihn nie gefunden.«
»Wie heißt er?«
»Ledoux. DeReese Ledoux.«
»Was ist das, ein Niggername?«
»Ein Cajun aus Lafayette.«
»Gut, dann ziehen wir los und spüren den Scheißer auf«, sagte Ray Bob. »Und schlitzen ihm ein neues Arschloch.«
Eddie schlüpfte in das trockene Shirt. »Er ist nicht mehr dort. Ist nach Houston gegangen.«
»Zur Hölle damit.« Ray Bob grinste. »Kommen, Houston, wir sind im Anflug.«
»Was geht dich das überhaupt an?«, fragte Eddie. Er stopfte sich das Shirt in die Hose. »Ist doch nicht dein Problem.«
»Blödsinn.« Ray Bob musterte ihn, als hätte er sich gerade wie ein kompletter Trottel verhalten. »Sind wir Kumpel oder nicht?«
Eddie zuckte die Schultern. Nun nach zwei Wochen kam ihm die ganze Idee doch nicht mehr so großartig vor. Man musste sich bloß anschauen, was passiert war. Scheiße, da lief er rum, erschoss Leute und war kurz davor, Frauen zu vergewaltigen. Vielleicht sollte er die Situation noch einmal überdenken.
Laut sagte er: »Klar.«
»Also gut.« Ray Bob grinste wieder, legte den Kopf schräg und richtete seinen dicken Finger auf Eddie. »Was hast du sonst noch vor?«
Auch darüber dachte Eddie nach. »Nicht viel.«
4
B ernie Rose rief seine Frau Beth vom Polizeirevier in der Innenstadt, Abteilung Mordkommission, an und schlug vor, sich zum Abendessen im Jalisco zu treffen. Als sie nach dem Anlass fragte, meinte er, nichts Besonderes, er habe nur Lust auf ein Tex-Mex-Essen. Er wolle einfach mal nobel ausgehen und ein bisschen vornehm tun. »Mit einer Extraportion Soße auf meinem Taco und in der Gesellschaft meiner Herzensdame«, sagte er, »nenn es meinetwegen eine Caprice.«
Bernie genoss es, so mit ihr zu reden. Jetzt wo die Kinder erwachsen und aus dem Haus waren, sollten sie öfter essen gehen. Beth fragte jedes Mal nach dem Anlass, sie tat sich schwer, umzuschalten. Leeres-Nest-Syndrom. Erschöpfung von der Arbeit als Lehrerin. Eine altersgemäße Übergangsphase – eine Krise, die selten irgendwo erwähnt wurde. Aber das würde vorübergehen, hoffte er.
»Hast du etwa andere Pläne, Süße?«, fragte er.
»Ich hatte daran gedacht, mich mit einem bestimmten Mann zu treffen«, sagte sie leise. »Ich hatte mich schon darauf gefreut.«
»Wie sieht er aus?«
»Ein attraktiver Kerl, auf die raue Art.«
»Weltgewandt? Wie ich?«
»Ein echter Charmeur.«
»Versuchst du, mich eifersüchtig zu machen?«
»Funktioniert es denn?«
»Das kannst du wohl glauben. Ich nehme mal an, er hat dich zum Essen eingeladen.«
»Ganz genau«, antwortete Beth.
»Verdammt. Und er ist attraktiv? Lass mich raten. Sein Name ist Bernie.«
»Wie hast du das nun wieder erraten?«
Bernie Rose grinste. »Vielleicht siehst du nicht mehr gut, Schätzchen, aber du weißt noch immer, wie man mit einem Mann redet.«
»Das ist nicht alles, was ich noch weiß.«
Wow, dachte Bernie, Beth läuft sich warm, ein gutes Zeichen. Sie machte ihn an, ließ ihn das guuute alte Kribbeln spüren. Dreifacher Alarm. Unwillkürlich stieß er einen anerkennenden Schrei aus, und die anderen Jungs im Büro starrten zu ihm herüber. Er wandte ihnen den Rücken zu und sprach leiser. Mit gedämpfter Stimme erklärte er Beth, zu diesem Teil würden sie später kommen, sie könnten ja mit dem Abendessen anfangen und sich dann langsam vorarbeiten. Am besten in einer Atmosphäre, wie sie südlich der Grenze herrschte, er sah schon die Chips mit scharfer Soße vor sich, ein kühles dunkles Modelo und dazu saftige gegrillte Fajitas, Fett hin oder her. Außerdem war heute Mariachi-Abend. Cha-cha-cha. Vielleicht würde er sie zu einem Tanz auffordern. Was sie dankend ablehnen würde. Gott sei Dank, wo er doch dreißig Pfund Übergewicht mit sich herumschleppte.
»Also gut«, sagte Beth. »Im Jalisco. Um wie viel Uhr?«
»Ich treff dich dort in einer halben Stunde.«
»Ich liebe dich.«
»Mi tambien.«
Er legte den Hörer auf und blickte hinunter auf den Fleck auf seiner Hose. Herr im Himmel, das würde Ärger geben. Zum Glück hatte Beth gute Laune. Wie sie mit ihm geturtelt und seinen Motor auf Touren gebracht hatte. Zoooom. Ein sehr gutes Zeichen. Noch ein Blick auf seine Hose. Wenigstens war es im Jalisco relativ dunkel, mit etwas Glück würde sie es also vielleicht erst später bemerken.
Er erledigte seinen Papierkram, schwatzte ein bisschen mit Blaine, schaute kurz bei Garcia vorbei, um sein Spanisch aufzufrischen und
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