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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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runterjagte und die Finger seiner rechten über die Saiten flitzen ließ. Dazu das heisere Kieksen in seiner Stimme. Das hatte er nur an bestimmten Abenden. So wie heute. Rufus ließ es mächtig krachen.
    Nachdem er Robert Johnsons »Hellhound on My Trail« beendet hatte, wischte er sich mit einem Barhandtuch das Gesicht ab und rückte seine Roy-Orbison-Sonnenbrille zurecht. Er genoss den Applaus und die Zurufe, nickte zum Dank und gab, ganz seiner Rolle entsprechend, ein abgeklärtes, müdes Knurren von sich, das vor allem an den Tisch vorne bei den Fenstern gerichtet war.
    Dort hockten drei sportlich-adrett gekleidete Frauen; sie nippten an ihrem kalten Bier und versuchten einen coolen Eindruck zu erwecken. Alle drei hatten kurzes, glänzendes Haar, manikürte Fingernägel und eine weiche Haut. Sie hockten kerzengerade auf ihren Stühlen, als hätten sie eine Stahlstange im Arsch. Geschieden, vermutete er, und entschlossen, denselben Fehler kein zweites Mal zu begehen, zumindest nicht bevor sie fünfundvierzig wurden und es mit der Torschlusspanik bekamen. In der Zwischenzeit probierten sie das eine oder andere aus. Sie hatten ihm schon den ganzen Abend über schöne Augen gemacht. Seine Frauenliga-Groupies.
    Er nahm einen Schluck von seinem Bier und steckte sich eine Zigarette an, dann beugte er sich zum Mikrofon vor und blickte in ihre Richtung. »Tja, Baby, ich hab gerade mit meinen Kumpel Ray unten in Nuevo Lardo gesprochen, er hat da unten eine Bar mit Bordell eröffnet.«
    Er sprach mit gedämpfter Stimme, in einem entspannten, vertraulichen Tonfall. Er legte eine Pause ein und schaute die Frauen direkt an; sie lächelten und nickten ihm zu, dann fuhr er fort.
    »Na ja, der gute alte Ray meinte, das Bordell im ersten Stock wirft einen hübschen Gewinn ab, fünf Riesen im Monat, aber die Bar musste er dichtmachen. Oben wurde einfach zu viel gevögelt.«
    Er schlug einmal kräftig auf die Saiten, und ein schepperndes Geräusch, wie von einem Hi-Hat in einem Varieté, ertönte, während er die drei Frauen musterte. Mit glasigen Augen griff jede der drei nach ihrem Bier, den Mund ein wenig verkrampft, aber immer noch ein Lächeln im Gesicht. Sie genossen ihre kleine Eskapade. Und er schenkte ihnen sein müdes Rufus-Grinsen.
    Das Nächste, was Eddie mitkriegte, war, dass Bubba Bear plötzlich neben ihm stand., »Schalt mal’nen Gang runter, Kumpel, das hier ist ein Familienlokal.«
    »Kein Problem«, sagte Eddie, »ich wollte sowieso kurz unterbrechen.« Er stellte seine Gibson in die Ecke und schlenderte rüber zur Bar, wo er im Spiegel sein Haar betrachtete und sich an seinem neuen Aussehen erfreute, bevor er es an den Seiten glatt strich. Schließlich drehte er sich um und lehnte sich mit den Ellbogen gegen die Bar; er stand neben Bubba Bear, der einen Teller gegrillter Krabben aß und ein Malzbier trank. Der riesige Bursche schüttete etwas davon in ein Glas und reichte es Eddie, der es einen Moment anstarrte und sich dann bedankte.
    »De nada.«
    »Wie war ich?«
    Bubba Bear schüttelte den Kopf und fuhr sich über seinen Trapperbart. »Saugut, Rufus, abgesehen von dem letzten Witz, wirklich verdammt gut. Erinnert mich an die coolen Jungs von früher, wie Wolf und Lighnin’, Sonny Terry, an die Ursprünge. Du hast dieses je ne sais quoi . Diese rohe, ungehobelte Energie. Weißer Blues mit einem Rockabilly-Einschlag, eine Art Psychobilly Blues Noir , weißt du?«
    »Und ob«, sagte Eddie. »Was heißt noir ?«
    »Schwarz. Ist französisch.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Malzbier. »Hatte ganz vergessen, dass du ein Cajun bist.«
    Bubba Bear lutschte an einer Krabbenschere, wischte sich an einer Serviette die Hände ab und grinste. »Mit beglaubigtem Stammbaum. Mein Großvater stammt aus Vermilion Parish, er hatte dort eine Piroge. Und mein alter Herr hat oben am Golf in Port Arthur in einer Raffinerie gearbeitet. Die Stadt ist inzwischen ein einziges Dreckloch. Völlig abgefahren, die Bevölkerungsentwicklung da oben, es gibt da kaum noch Weiße. Die Ölfirmen haben alles aus der Stadt rausgeholt und sich dann aus dem Staub gemacht. Überall hängen jetzt Crackheads und Gangsta Rapper rum, die Blues nicht von Liberace unterscheiden können. Keine Tradition, keine Zukunft. Hier, die Krebse, greif zu.«
    »Nein, danke.« Eddie zündete sich eine Zigarette an und hörte, wie draußen auf dem Intracoastal ein Lastkahn vorbeistampfte. Durch das Fenster konnte er auf der anderen Seite der Bucht jetzt ein paar

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